First Message

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"Wir beginnen dann nächste Woche mit der Chemotherapie Señor Ponce." verkündet mein Arzt Señor Rodriguez.

Somit ist es endgültig. Der Krebs wird mich holen. Mich zerstören.

"Auf Wiedersehen." bekomme ich nur heraus und schüttel seine Hand, ehe ich das Zimmer verlasse.

"Und? Was hat der Arzt gesagt? Es wird alles gut oder?" überhäuft meine Mutter mich mit Fragen, sobald ich ihr Auto erreicht habe.

"Chemo, ab nächsten Montag." antworte ich nur emotionslos.

Mich kotzt es an! Nicht das ich Krebs habe..ich glaube es gibt keinen der darüber glücklich ist..aber dieses Mitleid und diese Hoffnung anderer.

Ich werde sterben, komme was wolle. So eine dämliche Therapie wird mir auch nicht helfen. Ich werde meine Haare verlieren und dann sterben.

So habe ich mir meinen Tod vorgestellt, am besten im Krankenhaus, mit Schmerzen und unter fremden Menschen..Wunschtod.

"Oh Gott Ramiro, das tut mir so leid." sagt meine Mamá und streicht mir über die Schulter.

Genau das meine ich. Davon kann ich mir nichts kaufen. Sowas wird meine Krankheit auch nicht heilen!

"Lass gut sein." winke ich ab und schlage ihre Hand von mir weg.

Sie wirft mir einen verletzten Blick zu, belässt es dann aber dabei und startet den Wagen.

Ich gehe mit allen Menschen so um. Die einzigen die ich noch halbwegs normal behandle sind Nina und Jim. Wir sind wie die drei Musketiere. Schon seit dem Kindergarten kennen wir uns.

Noch heute reden wir über alles. Sie sind die einzigen, die mich nicht wie einen Kranken behandeln.

Deswegen schreibe ich auch kurzerhand in unsere Whatsappgruppe.

Ich: Bin gleich wieder Zuhause, wollen wir was zusammen machen?

Ablenkung ist immer gut, besonders wenn die beiden für Ablenkung sorgen.

Jim💜: Ja, voll gern🤗🤗

Kurz darauf schreibt auch Nina in unsere Gruppe.

Nina💜: Hab auch schon eine Idee was wir machen können😇

Auf die beiden ist einfach immer Verlass. Nicht so wie auf Matteo oder Pedro.

Sie lassen sich immer seltener blicken, gehen lieber auf irgendwelche Partys im Studentenwohnheim.

Mir soll es recht sein, sie würden mich genauso bemitleiden wie meine Eltern oder Delfina, meine kleine Schwester.

Natürlich liebe ich sie, aber diese Gesichter voller Mitleid sind unerträglich.

Vor knapp einem halben Jahr habe ich die Diagnose Knochenmarkkrebs bekommen.

Seitdem fühlt es sich an, als würde ich jede Sekunde so viel Zeit verlieren, das ich jeden Moment nutzen sollte.

Ich mache viel mit den Mädels und habe sogar einen eigenen Blog.

Dort gebe ich Mädchen mit Liebeskummer hoffentlich hilfreife Tipps.

Ein Junge der Liebestipps gibt?

Vielleicht ungewöhnlich, aber so bin ich eben.

Nach der Trennung von Yam, meiner allerersten Freundin habe ich angefangen den Blog zu betreiben.

Er läuft ganz gut. Ich bekomme täglich Mails von Mädchen, die in irgendeiner Weise traurig sind oder Probleme haben.

In meinem Blog gebe ich meine Sicht der Dinge als Junge wieder und versuche ein paar Ratschläge zu geben.

Das Gute im LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt