Ámbar
Heute darf Ramiro raus. Nach fast zwei Monaten. Die Ärzte haben endlich grünes Licht gegeben. Ich weiß nicht wer von uns beiden sich mehr darauf freut.
Es ist schon Anfang Mai und dementsprechend schön draußen, auch wenn es ein wenig frischer ist. Deswegen setze ich auch heute den Tag mit Ramiro am Strand in die Realität um, so wie er es sich gewünscht hat. Die letzten Wochen haben wir uns ziemlich unregelmäßig gesehen, da ich ständig arbeiten musste. Meistens war ich dann Wochenende den ganzen Tag bei ihm.
Der Kontakt zu meinem Vater ist abgebrochen. Er hat ihn abgebrochen. Und um ehrlich zu sein ist es mir egal. Nie hat er mich unterstützt oder mal das gemacht was ich wollte. Es ging immer um ihn, immer!
In Ramiro habe ich eine neue Familie gefunden. Jazmín zählt sowieso dazu, genau wie der Rest.
Ich bin gerade von der Arbeit nach Hause gekommen, wo ich Jazmín und Matteo vorfinde. Meine beste Freundin findet ziemlich großen Gefallen an dem Italiener und ihm scheint es ähnlich zu gehen. Sie hocken ständig zusammen, verbringen gemeinsam ihre Freizeit.
Ja, ich bin ein kleines bisschen eifersüchtig. Aber ich gönne es ihr. Ich versuche ja auch so viel Zeit wie möglich mit Ramiro zu verbringen.
"Hey. Lasst euch von mir nicht stören, ich bin gleich wieder weg." begrüße ich die beiden und gehe dann direkt in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Kurz danach kommt Jazmín in mein Zimmer und setzt sich aufs Bett.
"Du hast heute übrigens sturmfrei mit Ramiro." verkündet die Rothaarige und grinst dabei auffällig doll.
"Ist das jetzt gut für mich oder für dich?" frage ich und drehe mich mit dem Rücken zu ihr, damit sie mein Kleid zumacht.
"Ich nehme mal an für uns beide." schmunzelt sie und zieht meinen Reißverschluss nach oben.
"Ich glaube ja eher für dich, denn du wirst ja bestimmt in Matteos Studentenbude schlafen."
"Hallo? Du hast mit Ramiro die ganze Wohnung für dich."
"Ich glaube wir brauchen nur mein Zimmer."
"Ámbar, du Luder!" lacht sie und gibt mir einen Klaps auf den Hintern.
"Das hast du jetzt falsch verstanden." lache ich ebenfalls mit und setze mich zu ihr aufs Bett.
"Ach komm, jetzt sag nicht du hast nicht daran gedacht."
"Doch, natürlich. Ich weiß nur nicht wie Ramiro das sieht und vor allem ob er in der Lage dazu ist im Moment?"
"Männer können immer, also bitte."
"Ich meinte auch nicht körperlich gesehen, sondern psychisch."
"Bitte was?"
"Ach keine Ahnung." seufze ich und lasse mich nach hinten auf mein Bett fallen.
"Ich will das es besonders wird."
"Ámbar, er liebt dich und du liebst ihn. Ist das nicht die Hauptsache? Es wird dann so oder so besonders."
Bei meinem Ersten Mal dachte ich auch es wird was besonderes, und solang ich mit Nicolás zusammen war haben sich die Male danach auch besonders angefühlt, aber jetzt im nachhinein bereue ich es. Nico war ein Arsch und hat mich letzten Endes bestimmt niemals richtig geliebt...jedenfalls nicht so wie Ramiro mich liebt.
Selbst mit der Krankheit trägt er mich auf Händen, sagt immer genau das was ich hören will, ist immer da, wenn ich ihn brauche und verlangt nie etwas von mir.
"Setz dich nicht unter Druck. Wenn es heute passiert, dann passiert es eben heute und wenn nicht, dann eben nicht. Ihr habt alle Zeit der Welt."
Alle Zeit der Welt? Schön wärs!
Aber Jazmín hat Recht, ich hab mir viel zu sehr den Kopf darüber zerbrochen.
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Ramiro und ich haben ausgemacht das wir uns am Strand treffen, da wir sonst viel zu viel Zeit verplempern, wenn ich erst noch zu ihm komme oder er vorher noch zu mir. So treffen wir uns sozusagen in der Mitte.
Mit allem was wir brauchen warte ich am Strand auf ihn. Matteo hat mir freundlicherweise sein Auto überlassen, sodass ich das alles leichter transportieren konnte. Ich hab die Decke schon ausgebreitet und die andere über meine Beine gelegt um mich zu wärmen.
"Was macht so eine schöne Frau hier ganz allein?" werde ich angesprochen und sofort schlägt mein Herz höher. Ich springe auf und falle ihm um den Hals.
Ich hab ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen, deswegen ist meine Freude riesig, als er mich endlich in den Arm nimmt.
"So wurde ich ja noch nie empfangen." schmunzelt er und küsst mich dann liebevoll auf den Mund.
"Komm setz dich, machs dir bequem." biete ich ihm dann einen Platz auf der Decke an.
"Einen Moment noch. Ich will das ganze erstmal realisieren."
Sein Blick gleitet über das Wasser und dem Lächeln nach zu urteilen ist er glücklich. Er sieht gut aus. Sogar seine Haare sind über die Zeit wieder gewachsen, die er aber unter einem Strohhut versteckt. Seine Augen leuchten heller als die Sonne die uns anstrahlt. Es macht mich unglaublich froh, das er wieder so lebensfroh zu sein scheint.
Ich lege meine Arme um seinen Körper und schmiege mich an ihn. Worte sind gerade überflüssig. Es reicht, das wir beide einfach nur zusammen sind.
"Ich liebe dich." flüstere ich und bekomme von ihm einen Kuss aufs Haar.
"Ich liebe dich auch." sagt er dann und lässt mich los, ehe wir uns zusammen hinsetzen.
"Und? Wie ist es so, nicht länger ans Krankenhaus gebunden zu sein?" frage ich und halte ihm eine Flasche Limo hin. Er nimmt sie an und trinkt einen Schluck. Währenddessen lege ich die Decke um uns, da es doch schon frisch ist am Wasser.
"Ich fühl mich frei und kann endlich wieder über mich selbst bestimmen. Ein besseres Gefühl gibt es auf dieser Welt nicht."
"Ich freu mich so für dich. Nach allem was du schon durch hast, ist es das Mindeste was du verdient hast."
"Du hast eine riesigen Anteil daran."
"Das stimmt nicht, du allein hast das geschafft."
"Wärst du nicht da gewesen, dann hätte ich aufgegeben. Der Wunsch dich einmal in meinem Leben zu sehen war so groß, sodass ich alles dafür getan habe."
"Trotzdem. Du hättest das so oder so geschafft. Du bist ein Kämpfer. Und es ist auch egal wie du das geschafft hast, die Hauptsache ist das du neben mir sitzt."
Ramiro legt den Arm um mich und ich lehne mich an seine Schulter.
"Ich hab das noch Niemandem erzählt, aber ich hab da so 'ne kleine Idee die mir im Kopf rumschwirrt." beginnt er und nimmt meine Hand in seine.
"Erzähl sie mir." fordere ich ihn sanft auf.
"Ich will ein Buch schreiben, über mich, dich, den Krebs. Alles was im letzten Jahr so passiert ist."
"Wirklich?"
"Ja. Irgendwie hast du alles verändert und du hast mich irgendwie auf diese Idee gebracht. Findest du das schwachsinnig?"
"Ich finde die Idee super. Wie genau bist du denn darauf gekommen?"
"Du hast immer wieder gesagt, das ich riesiges Talent habe und damit wirklich mal erfolgreich werden könnte. Ich will anderen Leuten Mut machen und ihnen zeigen das, egal wie sehr die Welt gerade für einen untergeht...naja, das da immer ein Lichtblick ist, ein Hoffnungsschimmer. Menschen die das gleiche Schicksal wie mich ereilt sollen wissen das sie nicht alleine sind und das immer irgendwo jemand ist der an sie denkt und sie unterstützt, in welcher Form auch immer."
Ramiro ist so selbstlos. Obwohl er selbst damit zu kämpfen hat will er anderen Menschen Mut machen und ihnen helfen. Einer der vielen Gründe warum ich mich in diesen wunderschönen Menschen verliebt habe.
Nawwwww, die cuten ^-^Kleine Info. Hab ne neue 'Story' online. Sie heißt "24 Days" und es sind One Shots. Den Rest könnte ihr im ersten Kapitel unter dem ersten One Shot lesen! :)
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Das Gute im Leben
Fanfiction"Mit 18 geht das Leben doch erst richtig los." Für die meisten Menschen der Welt? Vermutlich. Doch nicht für Ramiro. Mit 18 Jahren wollte er zur Polizei, das war sein Kindheitstraum. Doch bei einer ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus stellt man f...