A special connection

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Bitte antworte mir. Was ist los? Bitte Ramiro. Ich will nur deine Stimme hören, damit ich weiß das es dir gut geht. Du meldest dich schon seit fast zwei Tagen nicht. Ich mache mir Sorgen.

Das ist schon die fünfzehnte oder sechszehnte Sprachnachricht von Ámbar. Ich kann nicht mehr. Mir geht es beschissen. Ich kann jetzt nicht auf heile Welt machen. 

Ich liege schon den ganzen Tag im Bett, starre an die Decke und hoffe darauf, das ich friedlich einschlafe und nicht mehr aufwache. Tabletten. Die lassen ein von der Welt abtreten ohne Schmerzen.

Seit über einem Monat wird es täglich schlimmer.

Erneut vibriert mein Handy. Ámbar.

Vielleicht sollte ich rangehen und sagen das alles gut ist, ich nur nicht reden will. Ich entscheide mich dafür, nehme den Anruf entgegen. Mein Handy stelle ich auf Lautsprecher und lege es dann auf meiner Brust ab.

"Ramiro. Endlich! Ich dachte schon es ist irgendwas passiert." redet Ámbar sofort los. Ich sage nichts dazu, sie wird sowieso gleich weiterreden.

"Was ist los? Hab ich was gemacht oder wieso ignorierst du mich?"

Sie klingt verletzt. Das will ich nicht...das ist das Letzte was ich will.

"Mir gehts nur nicht so gut, es liegt nicht an dir." erwidere ich mit brüchiger Stimme.

"Was ist los? Kann ich dir irgendwie helfen? Willst du darüber reden?" bietet sie sofort ihre Hilfe an. Sie ist so ein guter Mensch..und ich? Ich belüge sie in einer Tour.

"Ich will nicht reden. Ich will nur in meinem Bett liegen und nichts tun." antworte ich ehrlich. Ámbar höre ich am anderen Ende der Leitung seufzen. Sie ist verzweifelt. Ich hätte auch keine Ahnung, wie ich mit jemanden umgehen sollte, der so Kommunikationsscheu ist wie ich gerade.

"Okay. Liegst du im Bett?" fragt sie nach einer kurzen Pause. Wo soll das denn jetzt hinführen?

"Ja, wieso?" stelle ich verwirrt die Gegenfrage.

"Schließ deine Augen." fordert sie mich auf.

"Ámbar.." seufze ich jetzt.

"Mach schon. Tu' mir den Gefallen." bittet sie mich.

"Na schön." murmel ich und schließe meine Augen.

"Geschlossen?" hakt sie nach.

"Jap." antworte ich nur knapp und warte auf ihre nächste Anweisung.

"Okay..stell dir vor, ich wäre mit dir in Buenos Aires. Wir liegen beide am Strand, trinken einen Cocktail und genießen das Leben." beginnt sie und ich beginne schlagartig zu grinsen.

"Hin und wieder erreicht uns eine kleine Welle, die unsere Füße berührt, weil wir so nah am Meer liegen. Es kitzelt fürchterlich und ich kann nicht aufhören zu lachen." kichert sie und ich schmunzle mit.

"Keiner außer wir beide ist am Strand, weswegen ich dir erlaube Musik anzumachen. Du hörst mich so gerne singen, weswegen ich dir ein paar Lieder aufgenommen habe. Du willst sie am liebsten vor einem riesigen Publikum abspielen, damit jeder sieht wie stolz du auf mich bist und was für ein Talent ich laut deinen Worten ja habe."

Ich sage ihr das jedes mal, wie schön sie singt und das sie ihr Talent fördern muss. Irgendwann wird sie Erfolg haben, das weiß ich. Ob ich dann noch da bin ist eine andere Sache.

"Mir ist das immer super peinlich, aber für dich oder vor dir singe ich gern. Ich weiß, ich bereite dir damit eine Freude und zu wissen das du dann lächelst macht mich glücklich."

Und du machst mich glücklich. Schon allein deine Stimme lässt Glücksgefühle in mir frei!

"Und da ich eine Gegenleistung will und du deine Gitarre mit an den Strand genommen hast, überrede ich dich dazu für mich zu spielen und zu singen. Deine Stimme ist so wunderschön, genau wie dieser Augenblick. Du und ich, allein am Wasser. Die Sonne geht langsam unter und du singst für mich. Du hast einen Song für mich geschrieben. Niemand außer ich hat ihn bisher gehört. Er ist ein Versprechen. Ein Versprechen, das du immer für mich da bist und umgekehrt."

Es hört sich so verdammt real an. Ich will das. Ich will diesen Moment. Ich will Ámbar.

"Als es dunkel ist liegen wir noch immer am Strand. Es ist schon etwas kühler geworden, weswegen du mir wie ein waschechter Gentleman deinen Pullover überlassen hast. Gemeinsam liegen wir auf dem Rücken und schauen hinauf zum Sternenhimmel. Da Astronomie zu deinen Leidenschaften gehört kaust du mir ein Ohr ab und schmeißt mit so vielen Informationen um dich, das ich gar nicht alle aufnehmen  kann." lacht sie.

Das sie sich daran erinnert. Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, als wir darüber gesprochen haben.

"Nach einer Weile höre ich dir gar nicht mehr zu, sondern kuschel mich an deine Brust und schließe meine Augen. Du hörst auf zu reden, weil du weißt das du mal wieder übertrieben hast."

Wir hatten schon öfters Telefonate, wo ich nicht mehr aufhören konnte über ein bestimmtes Thema zu reden, bis Ámbar mich dann tatsächlich unterbrochen hat.

"Du legst den Arm um mich und streichelst meinen Rücken auf und ab. Allein durch diese Berührung bekomme ich eine Gänsehaut. Dann drückst du mir einen Kuss aufs Haar und alles ist perfekt. Du bist bei mir und das ist was für mich zählt."

Stille.

Keiner von uns beiden sagt mehr was. Vielleicht sind wir beide zu tief in diesem Moment drin.

"Ramiro?" höre ich ihre samtweiche Stimme.

"Ich will diesen Tag erleben mit dir. Ich will ganz viele solcher Tage erleben Ámbar. Ich will dich bei mir haben. Ich will dir etwas über die Sterne beibringen und dir ganz viele Songs schreiben. Ich will das du für mich singst. Ich will stolz auf dich sein, wenn du endlich den Erfolg hast den du verdienst. Ich will dich." antworte ich wie ein Wasserfall, ohne das sie mich aufhält.

"Du willst mich?" fragt sie nach kurzem Schweigen.

Warum fragt sie das? Will sie das etwa nicht und möchte mich vor einem peinlichen Moment bewahren?

"Ja-also...ähm, naja..ich will dich kennenlernen...genau, ich will dich kennenlernen. Angesicht zu Angesicht." rette ich mich nochmal aus dieser peinliche Lage. Ich bin so dumm. Manchmal frage ich mich, wie ich meinen Schulabschluss überhaupt bekommen habe.

Gott sei Dank ist Ámbar nicht mal in der Nähe, so kann ich ihr immerhin nicht begegnen, dann das wäre bestimmt noch peinlicher.

"Kennenlernen also...du kennst mich besser als alle anderen Menschen die ich kenne, sogar besser als mein Dad." murmelt sie, dennoch verstehe ich es.

"Ich meine persönlich. Nicht übers Handy oder den Laptop. Wir würden bestimmt gute Freunde werden." 

Gute Freunde? Was läuft dann falsch mit mir? Deshalb hasse ich telefonieren. Alles was man sagt, kann man nicht mehr zurücknehmen.

"Mhhh..naja, ich muss jetzt Schluss machen. Ciao Ramiro." 

Und schon ist der Anruf beendet. Sie hält mich für einen Schwachkopf, sonst hätte sie niemals einfach so aufgelegt. Nur weil ich so gefühlsduselig war. Warum sollte sie auch was von mir wollen? Na schön, irgendwie muss ich das wieder gerade biegen. Ich will sie nicht verlieren.


Ich wiederhole mich bestimmt, aber die beiden sind so süß. Nur Ramiro ist ein kleiner Hohlkopf und checkt absolut nichts. :D 

Ich habe mir auch schon die Frage gestellt, wie ich mein Abi geschafft habe, kann Ramiro mit seiner Frage absolut verstehen. :D

Das Gute im LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt