The right one

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"Wird er denn wieder ganz gesund, wenn die Operation erfolgreich verläuft?" frage ich Ramiros Eltern, als wir mit ihnen im Krankenhaus warten.

"Nein, er wird vermutlich nie ganz gesund werden, außer man findet eine neue Therapieform oder irgendein Mittel dagegen. Ramiro gewinnt Zeit und vielleicht geht es ihm jetzt wieder monatelang gut und dann geht das alles von vorne los." teilt mir seine Mutter die schmerzhafte Wahrheit mit.

Ich will nicht das er weiterhin leiden muss. Warum kann man dagegen nichts machen? Wie unfair kann das Leben eigentlich sein?

Ramiro ist der liebenswerteste Mensch auf der ganzen Welt und dann muss ihm sowas passieren.

Ich könnte mich immer noch dafür schlagen, das mir das nie aufgefallen ist. Die meiste Zeit hatte ich eher schlechte Laune wegen meinem Vater und allem und er hat mich getröstet.

"Allerdings forscht die Medizin immer nach neuen Medikamenten und Behandlungsmethoden. Vielleicht hat man in ein paar Jahren etwas entwickelt, was Ramiro heilen kann." macht sein Vater mir Mut.

Es muss ein Mittel zur Heilung gefunden werden. Und wenn ich eins erfinden muss!

Augenblicklich schießen mir die Tränen in die Augen.

"Hey, alles wird gut." 

Jazmín nimmt mich in die Arme, wo ich das heulen gar nicht mehr kontrollieren kann.

Ich will ihn nicht verlieren. Nicht jetzt und nicht so.

"Ramiro ist stark, das weißt du doch mittlerweile."

Ein Heulkrampf ist unausweichlich. Ich erleide einen halben Nervenzusammenbruch, wobei alle versuchen mich zu beruhigen.

Es ist absolut lächerlich. Ich kenne Ramiro kaum und heule mir hier fast die Seele aus dem Leib.

"Ámbar, komm mal kurz mit." bittet mich Matteo und ich erhebe meinen Kopf um ihn anzusehen.

"Geht ganz schnell." lächelt er und hält mir seine Hand hin.

Etwas verwirrt lasse ich mir von ihm hochhelfen und wir gehen ans Ende des Ganges, weit weg von den anderen.

"Hier." 

Er reicht mir ein Taschentuch und ich putze mir erstmal die Nase und versuche irgendwie mein Make- Up noch zu retten...jedenfalls das was man noch retten kann.

"Ich weiß nicht was Ramiro dir über mich erzählt hat, wenn er es jemals getan hat, aber seit ein paar Monaten sind wir wirklich wieder gute Freunde geworden. Jedenfalls hat er wirklich jedes mal, wenn wir was unternommen haben von dir geredet. Und er meinte du bist ein Sonnenschein und verbreitest immer gute Laune. Er kann dir das jetzt vielleicht nicht sagen, aber er will nicht das du weinst. Ramiro steckt die OP mit links weg, genau wie die Krankheit an sich. Du darfst weinen, wenn er wach ist und du ihn endlich sehen kannst. Dann erlaubt Ramiro dir das sicherlich auch, aber nicht so und jetzt zu diesem Zeitpunkt."

Matteo reicht mir ein weiteres Taschentuch, wofür ich ihn dankbar anlächle.

"Darf ich dich umarmen?" frage ich und schon hat er seine Arme um mich gelegt.

Scheinbar ist Ramiros ganzes Umfeld so liebevoll und nett. Wann hatte ich zuletzt eine Umarmung von meinem Vater bekommen?

Ich weiß es nicht, aber mir wird es von Sekunde zu Sekunde egaler.

"Danke, für deine schönen Worte." 

"Nicht der Rede wert. Wobei ich glaube, Ramiro könnte das besser." schmunzelt Matteo und wir gehen langsam wieder über den Gang zu den Anderen.

Das Gute im LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt