Ich wurde wieder in die Realität zurückgeworfen, als wir die Unterkünfte der Angestellten erreichten. Innerlich bedauernd seufzend, löste ich mich von Adrian und deutete eine Verbeugung an. "Ich danke Euch, dass Ihr mich begleitet habt, Mylord, Mylady, und wünsche Euch einen angenehmen Abend und eine erholsame Nacht, ehe der große Tag anbricht."
"Wir würden uns freuen, wenn wir dich beim Abendessen begrüßen dürften."
Ich lächelte den Lord an. "Vielen Dank, aber diese Einladung muss ich ausschlagen." Ich salutierte scherzhaft. "Wir sehen uns morgen früh!"
Während ich die letzten Stiche setzte, konnte ich nicht aufhören zu lächeln. In kein anderes Projekt hatte ich je so viel Herzblut und Fleißj gesteckt, wie in Eleanors Hochzeitskleid. Ich war gleichzeitig unendlichglücklich und doch auch etwas traurig, da dieses Kapitel für mich bald abeschlossen sein würde.Rasch vertrieb ich die dunklen Gedanken und machte mich daran, die Fadenreste mit den Händen zu einem kleinen Haufen zusammenzufegen und die meisten meiner Nähutensilien an ihren Platz zu räumen. Nur ein paar Sachen legte ich beiseite, um morgen ein Notfall-Set dabei zu haben. Danach sah ich mich noch einmal zufrieden in dem Raum um, das Kleid hatte ich auf meinem Bett drapiert, und beschloss, noch einmal in die Küche zu gehen und mir etwas leckeres als Belohnung für meine getane Arbeit zu gönnen.
Obwohl es schon recht spät war, herrschte in der Küche noch reger Betrieb. Ich nahm mir einen Teller und einen Läffel aus den Schränken und schöpfte mir etwas Suppe aus einem der großen Töpfe. Dann machte ich mich auf die Suche nach einem ruhigen Platz, nur, um nach ein paar Schritten wie angewurzelt stehen zu bleiben. Mir klappte der Mund auf. "Mein Gott, was für eine Torte!" hauchte ich und starrte entgeisterr auf das mit Sahnehäubchen, Zuckerkristallen und anderen Dingen verziehrte Gebilde. Sie war fast so groß wie ich! Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich mit dem Gedanken spielte, eine der Zuckerkirschen am Rand der Torte zu stibitzen, aber dann schalt ich mich selbst. Ich wollte, dass die Hochzeit der Lady und ihres Earls vollkommen wurde und dazu gehörte auch diese eine Kirsche.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, war ich erstaunlich ruhig. Ich hatte erwartet, dass ich vor Aufregung kaum einen klaren Gedanken auf die Reihe bekommen würde, aber stattdessen packte ich gelassen meine Sachen zusammen, bevor ich mich aufmachte, noch ein Stück Brot zum Frühstück zu ergattern, ehe die Vorbereitungen begannen. In der Küche traf ich auf Traian, der an einem Tee nippte und dem Gewusel der Köche zusah.
"Guten Morgen", grüßte ich ihn.
Ein kurzer Blick. "Guten Morgen."
"Das soll heute ein Tag voller Freude werden, Griesgram", zog ich ihn auf und nickte anerkennend, als er lächelte. "Schon besser. Was hast du gestern gemacht?"
"Ich habe geholfen, wo ich konnte. Und ich habe einen Brief für dich bekommen." Er zog einen Umschlag aus seiner Jacke.
"Warum hast du einen Brief für mich bekommen?"
"Der Bote konnte dich nciht finden."
"Aha." Ich wischte die Hände an meiner Hose ab und sah auf die Adresse. "Er ist von Isabella." Stirnrunzelnd riss ich den Umschlag auf, einer weiterer versiegelter Brief und ein zusammengefalteter Zettel fielen heraus. Ich nahm letzteren und klappte ihn auf.
"Und?"
Ich faltete das Papier wieder zusammen, rieb mir über die Stirn und sah den anderen Umschlag an, als ob er etwas Widernatürliches sei. "Isabella und dem Laden geht es anscheinend gut. Sie hat mir nur geschrieben, weil sie diesen Brief erhalten hat. Er ist aus Birmingham."
"Von deinem Vater."
Ich schüttelte langsam den Kopf. "Ich glaube eher von der Haushälterin. Ich habe ihr meine Adresse gegeben, damit sie mich benachrichtigen kann, falls etwas passieren sollte."
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Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.
Historical FictionCatherine Tales führt ein kleines Schneideratelier. Das jedoch nur mit Mühe und Not, da die Leute eine junge Frau, die einen eigenen Laden besitzt, kritisch beäugen. So kommt es Catherine gerade recht, dass ein Lord an ihre Tür klopft und ihr ein in...