Das Klingeln meines Weckers am nächsten Morgen verschlief ich natürlich und ich erwachte erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Gähnend rollte ich mich aus dem Bett und schlüpfte nun wieder in Hose und Bluse. In der Küche wurde natürlich schon gearbeitet, als ich kam um etwas zu frühstücken. Eigentlich hatte ich gehofft, Traian dort zu treffen, doch ich sah ihn nirgens. Vermutlich, weil ich so spät aufgestanden war. Auch in seinem Zimmer schien er nicht zu sein, denn es öffnete niemand auf mein Klopfen. Den Gedanken, dass er vielleicht noch schlief, verwarf ich gleich wieder. Traian war niemand, der einfach so ver- oder auch nur ausschlief.
Als ich in mein eigenes Zimmer zurückkehrte, fiel mir der Brief auf, den ich auf das Nachttischchen gelegt und dort vergessen hatte. Mit leichtem Unwillen nahm ich ihn und riss ihn auf, während ich es mir wieder im Bett bequem machte.
Miss Tales,
ich hatte Ihnen versprochen zu schreiben, wenn etwas vorfallen sollte, weshalb Sie nun diesen Brief in den Händen halten, zu meinem großen Bedauern.
Ich muss Ihnen sagen, dass ich, als ich am frühen Vormittag am Tag nach Ihrem Besuch kam, um das Essen zu bereiten, Ihren geschätzten Vater, Simon Tales, in seiner Werkstatt fand. Sie müssen wissen, dass ich die Schreinerei sonst natürlich nie betrete, doch es war so still, ich hörte sonst immer die Geräusche seiner Arbeit, dass ich mir Sorgen machte und nachsah.
Ich will Ihnen die Einzelheiten, wie ich Ihren Vater fand, ersparen, sie sind zu grausam, als dass ich sie beschreiben könnte. Bevor ich die Polizei informierte, sah ich nach dem Jungen, Daniel, der noch schlief, und brachte ihn bei einer Nachbarin unter, bis alles geregelt war.
Ich habe Daniel nun bei mir aufgenommen, hoffe jedoch, dass Sie dieser Brief bald erreicht und Sie den Jungen versorgen können, denn ich kann es nicht.
Mit den besten Wünschen und dem tiefsten Beileid
Susan Witt.
Genau aus diesem Grund hatte ich den Brief nicht vor der Feier lesen wollen. Sorgfältig faltete ich das Papier zusammen und steckte es in den Umschlag zurück. Dann zog ich mir die warme Decke über den Kopf.
Einige Zeit später kopfte es an der Tür. Bevor ich denjenigen hereinbat, setzte ich mich auf und versuchte, schnell meine Haare zu ordnen. Ein Pagenjunge trat ein und deutete eine Verbeugung an. "Lord Adrian Livsey wünscht Sie zu sehen, Miss."
"Sag ihm bitte, dass es gerade ungünstig ist und dass ich später vielleicht vorbei komme." Ohne darauf zu warten, dass der Junge die Tür geschlossen hatte, legte ich mich wieder hin. Wenige Minuten später klopfte es erneut. "Was ist?"rief ich genervt.
Traian trat ein und ich stöhnte. "Ist alles in Ordnung?"
"Geh bitte wieder." Als er nachhaken wollte, kam ich ihm zuvor und sah ihn böse an. "Jetzt. Nicht. Verstanden?"
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er. Allerdings fühlte ich mich nun nicht besser. Am liebsten hätte ich ihn zurückgeholt un ihm von meinem Vater erzählt. Zu spät. Frustriert verkroch ich mich wieder unter die Decke. Wass sollte ich tun? Ich musste Daniel bei mir aufnehmen, das stand fest, aber wie sollte ich für ihn sorgen? Wo sollte er schlafen oder ich, wenn ich ihm mein Bett überließ?
Schließlich stand ich doch auf und packte meine Sachen, da ich morgen oder, wenn es dennn möglich war, schon heute abreisen wollte. Nachdem das meiste in meinen Taschen verstaut war, gab ich mir einen Ruck und machte mich auf zu Adrians Räumen. Ein Zimmermädchen, das dort gerade aufräumte, teilte mir mit, dass ich ihn wohl um wenige Minuten verpasst hatte, da er mit einem anderen Mann in die Gärten aufgebrochen war. Etwas unschlüssig, wo ich den Lord suchen sollte, ging ich langsam aus dem Herrenhaus und beschloss dann, dasss mir ein wenig Bewegung und frische Luft gut tun würden. Adrian entdeckte ich erstm, als ic schon eine gute halbe Stunde zwischen den gepflegten Beeten umhergelaugen war. "Mylord", rief ich und fiel in einen leichten Lauf. Trotzdem war ich etwas außer Atem, als ih ihn und den anderen Mann eingholt hatte. "Lord Adrian, wartet!"
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Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.
Historical FictionCatherine Tales führt ein kleines Schneideratelier. Das jedoch nur mit Mühe und Not, da die Leute eine junge Frau, die einen eigenen Laden besitzt, kritisch beäugen. So kommt es Catherine gerade recht, dass ein Lord an ihre Tür klopft und ihr ein in...