"Also bist du-"
Ich wurde unterbrochen, als eine handvoll Männer und Frauen hereinkam. Wir stellten uns einander vor und begannen, unser Essen vorzubereiten. Während Joules, beziehungsweise Traian, mit einem anderen Mann nach draußen geschickt wurde, um Holz für den Herd zu holen, bekam ich ein Messer und ein Bündel Karotten in die Hand gedrückt, die ich schälen und klein schneiden sollte. Doch zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich mich beim Schälen arg ungeschickt anstellte. Als ich damals in mein Atelier eingezogen war, hatte eine ältere Witwe im Haus neben an mir einen Handel vorgeschlagen: ich bekam jeden Tag von ihr etwas warmes zum Essen und als Ausgleich erledigte ich alle Reperaturen an ihrer Garderobe. Dass ich keine Karotten schälen konnte lag schlicht daran, dass ich in den letzten vier Jahren nicht öfters als fünf Mal gekocht hatte. Natürlich fiel ich durch meine langsame Arbeit auf und es dauerte nicht lange, bis sich einer der Gärtner zu mir gesellte.
"Gib her." Er nahm mir eine halbfertige Karotte weg und fing an, sie mit seinem eigenen Messer zu bearbeiten. "Ich schäle, du schneidest." Als ich protestieren wollte, schnitt er mir das Wort ab. "Keine Widerrede, sonst sitzen wir hier noch morgen früh herum ohne etwas im Magen zu haben."
Er tat mürrisch, aber ich merkte, dass ihm meine Hilflosigkeit gefiel. Ich hoffte, er bildete sich nicht ein, der tapfere Ritter zu sein, der die Jungfrau aus der Not rettete. Damit konnte er bei mir nicht landen, schon allein deswegen, weil ich es hasste, auf jemand anderes Hilfe angewiesen zu sein. In diesem Fall jedoch ließ ich ihn gewähren, zum Wohl der anwesenden Personen. Aber es fiel mir schwer, besonders als ich nach einem Blick in die Runde bemerkte, dass sich nicht nur Traian über mich amüsierte.
Gleich nach dem Essen nahmen mich zwei der Mägde in ihre Mitte und drängten mich aus dem Raum. "Du bist also Schneiderin? Und kannst richtig gut nähen?" Sie waren beide blond und wenn ich mich nicht ganz täuschte, würde ich sagen, dass sie Schwestern waren. "Wir haben nämlich ein Problem."
"Genau", sprach die andere ohne Pause weiter. "Neulich haben wir auf dem Markt einen wunderschönen Stoff gesehen, den wir einfach kaufen musste. Uns kam dann die Idee, dass wir unserer Schwester für die Hochzeitsfeierlichkeiten der Lady ein Kleid schenken könnten."
Bingo. "Und das Problem ist?"
Wir erreichten ein kleines Zimmer mit Stockbett. "Das ist das Problem." Sie zogen mich zu einem Tisch, auf dem ein Haufen grünen Stoffes lag. Eine der Schwestern breitete den Stoff aus. so dass ich einen schmalen Rock und ein halbfertiges Mieder erkennen konnte. "Hier, siehst du? Wir bekommen es einfach nicht so hin, dass keine Falten entstehen."
Das Problem war kein großes, aber ich verstand die Schwestern. Manchmal fiel der Stoff einfach nicht wie er sollte. Eine gute Stunde später klopfte es an der Tür und eine der beiden sprang auf, um nachzusehen, wer es war. Gleich darauf steckte sie den Kopf wieder herein. "Catherine, es ist Traian."
Seufzend gab ich das Kleid mit Nadel und Faden an die andere Schwester weiter. "Weißst du, was er will?"
"Nein, aber er wirkte, als wäre es dringend."
"Nun gut. Wir sehen uns spätestens morgen."
"Ja und viel Spaß!" Sie zwinkerten mir grinsend zu. "Bei was auch immer."
Von ihnen abgewandt verdrehte ich die Augen und sah zu, dass ich raus kam. Auf dem Flur vertrieb sich Traian die Zeit, indem er einen Rhythmus mit der Fußspitze auf den Boden kopfte. Als er mich aus der Tür komme sah, schob er mich den Gang hinunter und musterte mich prüfend. "Danke, aber ich bin groß genug, um alleine gehen zu können", krittelte ich und er nahm die Hand von meinem Arm. "Was ist los?"
"Die Molairs wollen dich kennen lernen."
"Wer sind die Molairs?"
"Ihnen gehört dieses Haus."
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Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.
Fiksi SejarahCatherine Tales führt ein kleines Schneideratelier. Das jedoch nur mit Mühe und Not, da die Leute eine junge Frau, die einen eigenen Laden besitzt, kritisch beäugen. So kommt es Catherine gerade recht, dass ein Lord an ihre Tür klopft und ihr ein in...