Den nächste Tag verstrich ruhig. Die Umarmung des Lords versuchte ich zumindest zu vergessen und tat auch ihm gegenüber so, als ob nichts vorgefallen sei. Da die anderen ebenfalls keine Bemerkung dazu machten, vermutete ich, dass es eigentlich gar keine so große Sache gewesen war, wie ich dachte. Die Anprobe mit Eleanor war wunderbar verlaufen. Alles hatte so gepasst, wie ich es mir vorgestellt hatte, so dass mich keine zusätzliche Arbeit erwartete.
Da ich am Abend trotzdem noch einige Stunden arbeitete und wir am Morgen darauf für den Flug früher aufstehen mussten, als sonst, war es für mich keine sehr erholsame Nacht, weshalb ich kaum mit Gähnen aufhören konnte, während wir in der Kutsche zu einem Flugplatz gefahren wurden. Doch schon von weitem sahen wir, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, denn in der Ferne stieg dunkler Rauch zu einer dicken Säule auf. Als wir schließlich ankamen, sahen wir auch, was nicht stimmte.
Die beiden Gebäude auf dem Areal, ein Büro und eine Halle für das Flugzeug, wie Traian uns erklärt hatte, standen lichterloh in Flammen!
"Bleibt hier", sagte Traian, bevor er aus der Kutsche stieg und über die Wiese zu einem der schon anwesenden Polizisten eilte. Ich wollte ihm schon hinterher gehen, doch Adrian hielt mich auf. "Lass, ich gehe."
"Männer!" Ich sah den beiden grimmig nach.
"Sind jetzt unser kleinstes Problem", führte die Lady meinen Ausruf fort und ich stimmte ihr seufzend zu.
"Da habt Ihr wohl Recht. Wie kommen wir jetzt nach Irland?"
"Mit einem Schiff. Die Frage ist eher, ob wir es noch rechtzeitig schaffen."
Aus einem spontanen Impuls heraus, nahm ich Eleanors Hand und drückte sie. "Wir werden es schaffen!" Sie erwiderte meinen Blick dankbar. "Ich frage mich, wie das passiert ist. Die beiden Häuser stehen zu weit voneinander entfernt, als dass sie sich gegenseitig in Brand hätten stecken können. Irgendjemand hat das mit Absicht getan", dachte ich laut nach. "Habt Ihr zufällig Feinde, die diese Hochzeit gerne verhindern würden, Mylady?"
Ihre Augen wurden groß. "Du meinst, jemand wusste, dass wir hier her kommen würden?"
"Ich meine gar nichts. Ich finde nur, dass wir auf dieser Reise bisher schon zu viel Pech hatten, um noch von einem Zufall auszugehen." Ich beobachtete, wie unsere beiden Männer diskutierend zu uns zurück kamen. "Und?" Ich sah den Lord erwartungsvoll an, während er hineinsteig und Traian dem Kutscher noch irgendwelche Anweisungen gab.
"Es wurde erst vor einer guten Stunde Feuer gelegt. Die Wachen hier haben es bald bemerkt, konnten aber nichts mehr retten. Auch den Täter nicht."
"Täter? Weiß man denn, wer es war?" fragte ich gespannt.
Adrian verzog das Gesicht. "Dreimal dürft ihr raten." Er wartete jedoch keine Antwort ab. "Nash Loddman."
"Nein!"
Eleanor hob eine Hand. "Aber er müsste doch im Gefängis sitzen, oder nicht?"
"Er ist wohl ausgebrochen", antwortete Traian, der nun ebenfalls zu uns in die Kutsche stieg. "Wahrscheinlich hat er jemanden bestochen."
"Aber woher wusste er, dass wir von hier aus fliegen würden?"
"Das wüsste ich auch gerne. Aber wir werden es wohl nie erfahren, denn Loddman ist tot."
"Und wie fahren wir nun weiter fort?" fragte die Lady beinahe ängstlich.
"Wir werden nach Holyhead fahren und von dort heute nachmittag ein Schiff nehmen, das uns nach Dublin übersetzen wird. Und dann müssen wir sehen, wie weit wir kommen. Keine Sorge, Eleanor", beruhigte Adrian seine Schwester. "Wir werden es rechtzeitig schaffen."
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Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.
Fiction HistoriqueCatherine Tales führt ein kleines Schneideratelier. Das jedoch nur mit Mühe und Not, da die Leute eine junge Frau, die einen eigenen Laden besitzt, kritisch beäugen. So kommt es Catherine gerade recht, dass ein Lord an ihre Tür klopft und ihr ein in...