{1}

673 30 12
                                    

Ich packte gerade meine Sachen für das Internat zusammen, nach dem klar wurde das ich auf dem rechten Auge nie wieder sehen könnte hatte meine Eltern beschlossen mich auf ein Internat zuschicken, um mir einen Neuanfang zu ermöglichen.

Mir war es recht egal ob ich hier auf eine Schule gehen würde oder auf ein Internat, ich war immer der Außenseiter gewesen.

Der Verband der noch bis vor einigen Tagen mein Auge geschützt hatte war weg und ich musste jetzt einäugig durchs Leben gehen, wohl eher stolpern.

"Lilli! Kommst du? Wir wollen los?" Kam es von meinem Vater unten herauf geschallt.

"Ja! Ich komme gleich ich muss nur noch kurz das zurück in den Schrank packen was da bleibt" rief ich zurück und quetschte einfach alles was ich nicht mit nehmen wollte in den Schrank zurück.

Ehe ich dann den Koffer versuchte zu zu quetschen.

"Warte, ich helfe dir" mit diesen Worten kam mein älterer Bruder ins Zimmer.

Er hatte Momentan Urlaub, er würde morgen mit seiner Freundin weg fahren, er war 19 und damit drei Jahre älter als ich und arbeitet als Mechaniker in einer kleinen Firma.

Also nahm mein Bruder mir die Sache mit dem Koffer zu machen ab und hob ihn dann hoch.

"Das ist ziemlich viel für Drei Wochen" stellte er dann fest.

Ich zuckte nur mit den Schultern:"Ich werde eh die meiste Zeit in meinem Zimmer sitzen und nichts tun, da drin ist nur Proviant für die drei Wochen bis Heimfahrtwochenende ist und halt Klamotten."

Mischu sah mich an und nickte nur mit hoch gezogenen Augenbrauen.

Unsere Eltern hatten einen Tick für ausgefallene Namen, Mischu war zum Beispiel einfach nur Michael auf Russisch und mein Name Lillian war jetzt auch nicht so oft vertreten.

"Ich trag dir schnell den Koffer runter" meinte Mischu einfach nur und ging an mir vorbei aus der Tür.

Ich sah ihn kurz nach und lief dann schnell hinter her.

Dabei lief ich dann fast gegen das Geländer anstatt auf die Treppe zu.

"Vorsichtig" lachte mein jüngerer Bruder und hielt mich am Arm fest.

"Danke kleiner" Grinste ich Marty an, ja er hieß wirklich Marty, das war nicht nur einfach sein Spitzname.

"Bitte, aber du bist trotzdem kleiner als ich" lachte Marty dann und lies mir den Vortritt auf der Treppe.

Schnell lief ich runter nicht ohne dabei noch mal am Geländer anzustoßen und fast hin zufallen hätte Marty mich nicht erneut fest gehoben.

"Und noch mal Danke" gab ich peinlich berührt zu.

"Also das mit dem Orientieren hast du noch nicht so ganz drauf" neckte Mischu mich und ich sah ihn einfach nur gespielt genervt an.

"Da bist du ja, wir wollen los!" Kam meine Mutter in den Flur gehuscht.

"Ich hab Lillis Koffer schon ins Auto getan" kam es von Mischu der jetzt am Treppengeländer lehnte.

"Und ich hab aufgepasst das sie nicht die Treppe runter fliegt" grinste Marty, er war mit seinen 14 Jahren der jüngste im Bunde und meine Brüder hatte immer ein Auge auf mich gehabt bisher.

"Man sollte meinen ich könnte mit 16 eigentlich Treppen laufen können" seufzte ich.

"Mach dir nichts draus Mischu ist 19 und fliegt manchmal die Treppe hoch und nicht runter" lachte Marty und Mischu knuffte ihn draufhin in die Schulter.

Kurz drauf stand ich vor der Haustür und Mama und Papa waren auf den Weg zum Auto.

"Bis später Jungs!" Rief Mama zurück und Papa brummte irgendwas vor sich hin.

Ich kraulte noch Kiki unseren Hund und widmete mich dann meinen Brüdern.

"Bis in drei Wochen, Schwesterchen" verabschiedete sich Marty und umarmte mich fest.

"Wir sehen uns erst in fünf Wochen wieder, aber schick Bilder!" Kam es bedauernd von Mischu, ich nickte und umarmte ihn ebenfalls, dann lief ich Mama und Papa nach zum Auto.

"Bis bald!" Rief ich den beiden zu und die beiden winkten wie Weltmeister.

Papa startete den Wagen und fuhr los, ich winkte den beiden so lange bis wir aus unserer Straße abbogen und ich sie nicht mehr sehen konnten.

Nach zehn Minuten hatten wir, das kleine Dorf hinter uns gelassen und fuhren über die Landstraße zur Autobahn.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und stöpselte meine Kopfhörer ein und ließ Musik laufen.

Meinen Kopf lehnte ich ans Fenster und sah nach draußen.

Meine zwei Brüder und Mama und Papa würde ich vermissen. Auch Kiki würde ich vermissen. Die goldbraune Labrador Hündin war immer da gewesen, nach dem was mit Pepper passiert war.

Mein Blick glitt über die vorbei ziehenden Felder.

Die Fahrt würde anstrengend werden und auch lang.

Ich bemerkte das meine Mutter mich besorgt ansah, ich sah kurz zu ihr und lächelte schwach, naja ich wendete nur kurz den Kopf soweit bis ich sie aus dem linken Auge erkennen konnte, das war etwas weiter als bei normalen Menschen mit zwei funktionsfähigen Augen.

Dann richtete ich den Blick wieder auf die Straße hinter dem Fenster.

Leise hörte ich über die Musik hinweg meine Eltern sprechen.

Sie machten sich nur sorgen und wenn wir das Geld hätten nicht nur mich auf das Internat zuschicken, dann hätten sie Marty auch dahin geschickt.

Ich seufzte leise, mit Marty wäre es da bestimmt lustiger. Mit Marty war eh alles witziger und mit Mischu. Misch hatte mich und Marty manchmal mit zu seinen Freunden genommen, er war immer für uns da gewesen, ich hatte keine Ahnung wo ich ab sofort meine Probleme ablassen sollte beziehungsweise bei wem ich mich ausheulen sollte. Kiki war ja ebenfalls nicht so da.

Ich wusste nicht was ich mit mir anfangen sollte wenn ich erst mal dort wäre, ich kannte ja niemanden.

Ich wollte nicht das jemand wusste das mein eines Auge blind war, ich wollte nicht das jemand erfuhr wie es dazu kam, nur meine Eltern und meine Brüder wussten es inzwischen. Und halt die, die daran Schuld waren. Aber ich wollte nicht daran denken also schob ich den Gedanken aus meinem Kopf und blickte mich im Rückspiel an.

Ich sah auch die Augen meines Vaters, wie er kurz zu mir sah.

Meine Augen waren grün, die meines Vaters ebenfalls und man sah dem kaputten Augen tatsächlich nicht an das es blind war, ich musterte kurz mein Sommersprossiges Gesicht und meine rot-braunen Locken die mir dauernd in die Stirn fielen.

Dann wandte ich den Blick ab und sah wieder auf die Farbahn raus.

Für Anfang September war es noch sehr warm aber man sah die Gold-Roten Blätter bereits langsam an den Bäumen und einige lagen schon auf dem Boden herum.

Das Auto fuhr inzwischen über die Autobahn und ich lauschte meiner Musik und sah auf die nur noch etwas grünen Wiesen.

The World through your Eyes|| Taddl FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt