Die Entdeckung

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DIE ENTDECKUNG - APRIL 1969

"Sev, Sev, komm schnell, ich muss unbedingt mit dir reden!" Lily zog mich aufgeregt am Arm. Lächelnd drehte ich mich zu ihr um. "Was ist denn?" Sie hatte sich sehr verändert in den letzten zweieinhalb Jahren. Und das nur zum positiven! Jedesmal wenn ich sie sah, war sie hübscher als zuvor. Und grpß war sie geworden. Obwohl sie ja erst neun war, war sie schon sehr groß. Aber nicht so groß wie ich. Aber das viel niemandem auf, denn mich beachtete nie jemand. "Komm schon, dass kann ich dir nicht vor allen anderen sagen." Sie zerrte mich davon, auf den Schulhof hinaus und Richtung nach Hause. Kurz vorher bog sie ab, zum See, unserem gemeinsamen Lieblingsplatz. Sie schmiss ihre Schultasche ins Gras uns bedeutete mir, kurz zu warten. Dann pflückte sie ein kleines Gänseblümchen und verbarg es in ihrer Faust. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Dann öffnete sie die Hand. Das Gänseblümchen war weg! Dass konnte doch nicht sein, oder? "Eeehm, Lily, was war das? Wo ist die Blume hin?" "Ich weiß es nicht Sev. Ich glaube ich kann zaubern!" Zaubern? Moment, zaubern. Zaubern! Das kann nicht sein! Keuchend ließ ich mich in das feuchte Gras fallen. Lily lief besorgt zu mir. "Sev, ist alles in Ordnung?" Ich nickte, schüttelte den Kopf und nickte wieder. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich sah ihr tief in die AUgen und ballte meine Hände zur Faust. Ich konzentriert mich und schloss die Augen. Mit ihnen öffnete ich dann die Faust. Ein kleines, ein wenig zerknicktes Gänseblümchen wuchs heraus. Lily starrte mich mit offenem Mund an: "Du - du kannst das auch?" Ich nickte ihr vorsichtig zu und versuchte ein zaghaftes Grinsen. Sie jedoch starrte nur entgeistert an mir vorbei. Nach einer gefühlten Ewigkeit wandte sie sich wieder mir zu: "Severus Snape, was ist das?" Ich atmete erleichtert aus. Sie redete anscheinend doch noch mit mir. Das war ja sicherlich auch ziemlich komisch für sie. Ich werde versuchen, ihr das zu erklären: "Lily, pass auf. Ich versuche es dir zu erklären. Es gibt neben der Welt, in der du und Petunia und deine Eltern und die aus unserer Schule leben. Lily, es gibt Zauberer. Und Hexen. Und du bist eine davon, genau wie ich, genau wie meine Mum. Ich kann es kaum glauben, dass ausgerechnet meine beste Freundin eine Hexe ist!" Sie unterbrach mich in meinen Ausführungen, indem sie aufsprang und laut aufschrie. "Du willst mich wohl für dumm verkaufen, Severus! Hexen, Zauberer, Pah! Wer's glaubt." Sie machte Anstalten, davon zu rennen, doch ich hielt sie an ihrer Jacke fest. "Lily, bitte, hör mir zu. Es ist die Wahrheit. Wie soll ich es dir denn noch beweisen? Schau, es gibt vieles von dem die ganzen Nichtmagier auf dieser Welt nichts wissen." "Zum Beispiel?" "Trolle, Elfen, Riesen, ja sogar Merlin hat wirklich gelebt. Und es gibt Schulen. Schulen, auf denen man lernen kann, seine Gabe zu kontrollieren. Ich werde mit elf Jahren dort hingehen und du auch, wenn du möchtest. Deshalb bin ich auch so froh. Lily, ich hätte dich verlassen müssen, wenn du keine Hexe wärst!" Sie starrte mich noch immer ungläubig an. Doch ich glaubte, so etwas wie Einsicht in ihrem Blick zu sehen. Sie runzelte ihre hübsche Stirn. "Schulen, sagst du? Was für Schulen? Kannst du mir mehr darüber erzählen?" Ich nickte, doch dann fiel mir etwas besseres ein. "Hey, Lily, mir ist gerade iene hervorragende Idee gekommen! Wir können doch zu meiner Mutter gehen, sie kann dir bestimmt och mehr über Hogwarts und die magische Welt erzählen. Sie lebt ja schließlich schon viel länger darin, als ich. Und ich denke, du solltest einiges an Informationen und Wissen nachholen, denn du gehörst ja jetzt dazu!

"Hallo, Mum!" "Hallo mein Schatz. Hallo Lily. Was führt euch zu mir? Ich habe euch frühestens in einer Stunde erwartet." Meine Mutter trug, wie immer, einen Umhang. Das störte Lily nicht, denn Mum trug immer einen Umhang. Nur auf ihren Hut verzichtete meine Mutter meist. Aber Lily starrte nicht auf den Hut. Auch nicht auf den Zauberstab, den meine Mutter in der Hand hielt. Nein, ihr Blick hing entgeisetert an den Tellern, die sich gerade von selber wuschen und an dem Besen, der durch die Luft flog. Als meine Mutter das bemerkte, wurde sie blass. Schnell schnippte sie mit ihrem Zauberstab und der Besen knallte auf den gefliesten Boden und die Teller klapperten, als sie in der Spüle zur Ruhe kamen. "Ich - ich - Lily. Es -", sie stotterte und war noch immer kreidebleich. Ich sollte sie schleunigst erlösen: "Mum! Mum, es ist in Ordnung. Lily ist - also... Mum, Lily ist eine Hexe!" Nun war es an meiner Mutter, entgeistert zu blicken. Sie wirkte vollkommen verstört. Und Lily sah sie nur mit großen Augen an und sagte leise: "Ich glaube, es stimmt, was Sev sagt." "Severus! Das musst du mir erklären. Ihr erlaubt euch doch einen Scherz mit mir, oder? Was hat das zu bedeuten?" Ich holte tief Luft, um ihr alles zu erklären, doch in diesem Moment fing Lily schon an, zu erzählen. Auch einiges, was ich noch nicht wusste. "Gestern Abend konnte ich nicht einschlafen. Also habe ich mich ans Fenster gesetzt, so wie immer, wennich nicht schlafen kann. Petunia schlief schon, ganz tief und fest. Und auf einmal kam da so ein heftiger Wind und ein paar Blätter von dem Baum sind zu mir herübergeweht. Ich habe eins gefangen und habe damit gespielt. Und irgendwann habe ich gedacht, dass es doch lustig wäre, wenn das Blatt jetzt auf einmal verschwinden würde. Und obwohl ich wusste, dass es Quatsch war, habe ich es versucht. Ich habe das Blatt in meine Faust genommen", zur Unterstreichung ihrer Worte schnappte sie sich eine der Blumen aus der Vase auf dem Tisch und verbarg sie in ihrer Faust, "ungefähr so und habe mich konzentriert. Ich habe die Augen so fest zu gedrückt, dass es schon wehtat." Sie tat es, "Und als ich dann die Augen wieder aufgemacht habe und in meine Hand gesehen habe, war das Blatt wirklich weg. Einfach so!" Sie öffnete ihre Faust und meine Mutter keuchte, wie ich zuvor auf der Wiese, erschrocken auf. Sie schlug die Hand vor den Mund und setzte sich auf einen Stuhl. "Das ist doch nicht möglich!" Lily zuckte mit den Schultern und grinste zaghaft. Es war eben doch möglich. Geht das Schicksal nicht manchmal wundersame Wege? Dann fing meine Mutter an, zu grinsen. "Lily, herzlich willkommen in der Gemeinschafft der Hexen und Zaberer. Ich hoffe doch, du freust dich ein wenig." Lily nickte heftig mit dem Kopf, während sie erleichtert lächelte. Sie sah so hübsch aus, wenn sie lächelte. "Mom? Kannst du uns etwas über Hogwarts erzählen?" Meine Mutter musste lachen. "Na gut, aber nicht hier. Kommt mit ins Wohnzimmer." Wir sprangen auf und liefen zum Sofa. Mom setzte sich neben mich und legte den Arm um mich. Dann begann sie zu erzählen und Lily und ich lauschten gebannt. "Hogwarts. Hogwarts ist ein Schloss, hoch oben in Schottland. Alle jungen Zauberer hier in Großbrittanien besuchen Hogwarts. Dort bekommen sie alles beigebracht, was sie wissen müssen. Alles, von den einfachsten Zaubersprüchen im Fach 'Zauberkunst' bis hin zu bösartigen Flüchen - und ihren jeweiligen Gegenflüchen - in 'Verteidigung gegen die dunklen Künste'. Nach Hogwarts gelangt man nur mit dem Hogwarts-Express, einem roten Zug, der am Londoner Banhof Kings Cross auf einem vor den Muggeln versteckten Gleis abfährt. Zu meiner Schulzeit lief immer ein Mann durch den Zug und hat uns Süßigkeiten angeboten. Was gab es dort nicht alles zu kaufen." In Erinnerungen versunken lächelte meine Mum seelig. "An meine erste Reise in das große Schloss kann ich mich noch gut erinnern. Dort habe ich auch Eleonor getroffen, meine beste Freundin. Und das obwohl sie in Ravenclaw war und ich in Slytherin." Lily schaute meine Mutter fragend an: "Eileen, was ist Slytherin? Und ein Ravenclaw?" "Nun, meine Kleine, Slytherin, Ravenclaw, Gryffindor und Hufflepuff sind die vier Häuser Hogwarts'. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären. Diese vier Häuser sind ein wenig wie die Familie der jeweiligen Mitglieder. Am Anfang eines jeden Schuljahres werden die Erstklässler in ihre Häuser eingeteilt. Die besonders Mutigen kommen nach Gryffindor. Die Klugen nach Ravenclaw und die Treuen nach Hufflepuff. Und die, die listig waren, die kamen nach Slytherin. Viele Schüle aus anderen Häusern verabscheuten Slytherin. Dabei ist es wirklich nicht schlimm. Es gibt auch in unserem Haus treue Freunde, Kluge und Tapfere. Aber das wollten viele einfach nicht verstehen. Für mich war es eine große Ehre, nach Slytherin zu kommen. Viele meiner und auch deiner Vorfahren waren in Slytherin. Es war so, als würde auch ich unsere Familienehre und unsere Traditionen wahren." "Mum, wie verläuft diese Zeremonie?" Ich wagte noch einen Versuch. Bis jetzt wollte sie es mir nicht verraten, aber vielleicht tu sie es ja jetzt, da Lily, auch dabei ist. Doch schon als sich ein schelmisches Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete, wusste ich die Antwort. "Das, mein lieber Severus, das bleibt ein Geheimnis. Ein bisschen Spannung soll ja bleiben. Nur soviel, es tut nicht weh. Das würde Dumbledore nie zu lassen. Dumbledore ist der Schulleiter und er ist ein äußerst gütiger Mensch. Als ic noch Schülerin war, war  er noch Lehrer für Verwandlung. Und zwar ein ziemlich Guter! Ich verstehe, warum er Schulleiter geworden ist. Er war schon damals unvorstellbar alt, von meiner Warte aus. Bestimmt mindestens siebzig. Aber er hat sich ziemlich gut gehalten. Sein Alter hat man eigentlich nur an dem langen silbernen Bart erkannt. Und er trug immer so schöne bunte Roben. Die haben uns Schülern sehr gefallen. Er hat, wie gesagt, Verwndlung unterrichtet. Es gibt aber noch andere Fächer an Hogwarts. Verteidigung gegen die dunklen Künste, Zaubertränke, Zauberkunst oder Zaubereigeschichte zum Beispiel. Aber auch noch außgefallenere Fächer wie Muggelkunde oder Runen lesen. Mein Lieblingsfach war Zauberkunst. Unser Lehrer, Professor Flitwick, war so winzig, dass er immer einen Bücherstapel brauchte, um über seinen Schreibtisch zu gucken. Aber er war nett und ziemlich lustig. Und dann gab es noch Pflege..." Meine Mutter wurde von Lily unterbrochen, die mit besorgtem Blick nach draußen spähte: "Entschuldigung das ich dich unterbreche, Eileen, aber es wird langsam dunkel und ich sollte vielleicht nach Hause, nicht das meine Eltern sich Sorgen machen. Aber was soll ich ihnen sagen. Sie müssen das doch wissen." Mom nickte bedächtig. "Ja, ich glaube Lily, ich und Severus kommen kurz mit hinüber. Komm!" Und schon war sie aufgesprungen und zog sich ihre Stiefel an. Wir taten es ihr gleich und liefen mit schnellen Schritten hinüber zu Lilys Elternhaus. Sie klingelte und kurz darauf öffnete sich die Tür. Petunia lugte hinaus. "Lily, da bist du ja endlich! Oh, Sev, Mrs. Snape. Wir wollten eigentlich gerade zu Abend essen. Aber kommen sie doch herein." Wir folgten der Aufforderung und gingen hinüber ins Esszimmer. Dort gab meine Mutter Mr. und Mrs. Evans schnell die Hand und sah sie ernst an. "Ich muss mit Ihnen reden. Aber es ist vielleicht besser, wenn Petunia kurz hinausgeht." Petunia zog die schmale Stirn kraus und sagte,noch bevor ihre Eltern antworten konnten: "Och nö! Wenn Lily und Sev hierbleiben, will ich auch hierbleiben!" Manchmal war sie ganz schön herrisch. Mom sah sie kurz prüfend an und nickte dann ergeben. "Na gut. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Nun, liebe Familie Evans, es besteht Grund zu der Annahme, dass Lily eine Hexe ist." Sie sagte es. Einfach so, ohne mit der Wimoer zu zucken. Aber für uns war es ja auch völlig normal. Lilys Eltern hingegen sahen meine Mutter besorgt an. "Wie bitte? Mrs. Snape, habe ich sie richtig verstanden, sie sagte Lily ist eine HExe? Ich sehe gar keinen Buckel." Mrs. Evans schie belustigt zu sein. Mum jedoch seufzte entnervt au, sie hasste es, wenn die Muggel diesem Klischee glauben schenkten. Dann setzte sie an und erklärte noch einmal alles der Reihe nach. Erst nachdem Lily ihr Kunststück noch ein drittes mal an diesem Tag wiederholt hatte, glaubten ihre Eltern uns endlich. Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich in sekundenschnelle von Ungläubigkeit zu Entsetzten zu Stolz. Sie gingen auf Lily zu und umarmten sie. "Lily, das ist ja unglaublich! Wir sind ja so stolz auf dich!" Es fiel mir schwer, meinen Blick von dieser rührenden Familienszene loszureißen, doch es gelang. Ich blickte zu Petunia, die einsam in einer Ecke stand und traurig auf ihre Füße blickte. Ich ging auf sie zu. "Hey, Tunia, was ist denn l..." "Ach, lass mich in Ruhe, Severus! Das verstehst du sowieso nicht!", kam die gefauchte Antwort und mit einem wütenden Blick auf Lily rauschte sie aus dem Raum. Die Tür flog mit einem lauten Knallen ins Schloss. Ich wandte mich an Lilys Eltern, dich mich fragen ansahen. "Was war das denn jetzt?" Auf meineFrage sahen sie nur noh ratloser aus und schließlichzuckten sie mit den Schultern.

Severus Snape - Schurke oder HeiligerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt