Portages Kesselkaufhaus

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NOVEMBER 1973

Gemütlich und in aller Ruhe widmeten Anastasia und ich uns unserem Frühstück. Heute war Samstag, das heißt, war hatten alle Zeit der Welt. Drüben am Tisch der Gryffindors saß Lily und unterhielt sich mit Theodor Thomas. James warf immer mal.wieder sehnsüchtige Blicke zu ihr, beließ es aber dabei. Im vergangenen Schuljahr hatte er Lily drei mal nach einem date gefragt, sie hatte ihn jedoch - zu meinem allergrößten Vergnügen - unmissverständlich abblitzen lassen. Tja, wer ein Date mit einer Lily Evans wollte, musste sich schon etwas mehr ins Zeug legen. Lege ich mich denn überhaupt genügend ins Zeug? schoss es mir durch den Kopf. Dann schüttelte ich über meinen eigenen Gedanken den Kopf. Ich bin ihr bester Freund. Aber leider auch nicht mehr... Schon wieder so ein seltsamer Gedanke. Was ist denn heute los? Meine wirren Gedanken wurden von eine tosenden Greraschel unterbrochen. Ana, die bis jetzt stumm neben mir gesessen hatte, hob nun den Kopf und verkündete:"Die Post ist da!" "Ja, danke Ana, das sehe ich." Meine Antwort fiel etwas pampiger aus, als gewollt. Sie antwortete mit einem beleidigten Blick. Also irgendwas war heute morgen wirklich komisch. Aber gut... Ich hob den Kopf und hielt nach Lucy Ausschau, die mir wie jeden früh de Tagespropheten bringen würde. Sie landete vor mir auf dem Tisch und hielt mir gekonnt ihr Bein hin. Nachdem ich die Zeitung abgenommen hatte, strich ich ihr über das majestätische gefieder und bot ihr die Reste meines Brötchens an. Sie schnappte es sich und erhob sich mit einem dumpfen schuhuhen wieder in die Luft. Gedankenverloren sah ich ihr hinterher. Gerade als ich einen Blick in meine Zeitung werfen wollte, hörte ich von links einen erstickten Laut.

"Ana?" Meine Freundin saß da und starrte wie paralysiert auf den Brief in ihren Händen. Mit geschocktem Blick sah sie mich an, nein, eigentlich sah sie eher durch mich hindurch. Ich hob meine Hand, um an ihrer Schulter zu rütteln, doch auf einmal sprang sie so abrupt auf, dass die Gläser wackelten. Einige andere slytherins warfen ns neugierige Blicke zu. Sie fauchte:"Lass mich!" und stürmte aus der Halle. Ich sprang sofort auf und lief ihr hinterher. Hinter meinem Rücken hörte ich sie noch etwas tuscheln, das verdächtig nach "Beziehungsstress" klang.

"Ana? Was ist denn los, bei Merlin?" Ihr Schluchzen hallte laut durch die Mädchentoilette. "Was willst du hier, Severus? Das hier ist die Mädchentoilette!" Was sollte denn das jetzt? "Anastasia, was ist denn los? Was hab ich dir denn getan?" Mit einem plötzlichen Rumms schlug die Tür einer Kabine auf und Anastasia stand im Türrahmen, vor Zorn bebend und mit Tränen in den Augen. Sie schrie:"Ach Sevrus, jetzt tu doch nicht so. Geh doch zu deiner Lily, ich weiß doch, dass du sie mehr magst, als mich. Ich bin dir doch vollkomen. Egal. Severus! Geh!!!" Ich starrte sie perplex an. Was bei Merlin sollte das denn jetzt? Was erzählte sie denn da für einen Stuss? "Ana..." "GEH!!!" "Nein! Jetzt komm mal.wieder runter. Was ist denn mit dir los?" Sie starrte mich entgeistert an. Dann brach sie plötzlich in Tränen aus. Bestürzt ging ich zu ihr und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Wange. "Hey..." flüsterte ich beruhigend "Ana. Alles wird wieder gut. Glaub mir, du bist mir nicht egal. Du bist - mit Lily - meine beste Freundin. Ohne dich wären doch all die hausaufgabenfreien Abede am Kamin reichlich langweilig, oder? Und mit wem sollte ich mich denn über Filch und Sluggi lustig machen, wenn du nicht wärst? Ohne dich wäre mein Leben langweilig." Während ich geredet hatte, hatte sie geschwiegen und mich mit großen Augen angesehen. "Wirklich?", flüsterte sie zaghaft. Ich nickte. Sie holte tief Luft. "Es ... es tut mir leid Sev. Es ist nur..." Erneut liefen ihr änen über die Wangen. "Schsch. Erzähl einfach in aller Ruhe, ganz von vorne!"  Sie nickte erneut und wischte sich die Tränen von den Wangen. Dann begann sie mit leiser Stimme zu erzählen: "Während den Sommerferien hat in der Winkelgasse ein neues Geschäft aufgemacht. Ein ziemlich großes sogar, alles von bester Qualität und zu billigen Preisen. Sie verkaufen Kessel." Ein ungutes Gefühl beschlich mich, doch ich unterbrach Ana nicht. "Erst war Mum sich ja sicher, dass die Leute lieber weiterhin zu ihr gehen würden, wege der 'langjährigen guten Erfahrung' und der 'Skepsis gegenüber neuartigem', aber mit der Zeit haben die Leute gefallen an dem Neuen gefunden. Sie sind lieber zu Portages Kesselkafhaus gegangen, als zu Mum. Sie hat immer weniger Kunden gehabt und hatte schon Probleme, die Rechnungen zu bezahlen. Es sah schon seit einiger Zeit nicht gut aus, aber jetzt ist es sicher. Sie muss den Laden schließen. Und wenn weder Mum noch Dad bald was Neues finden, müssen wir auch aus unserer Wohnung raus. Sie ist über dem Laden und wenn wir den Laden verkaufen, dann wird wahrscheinlich die Wohnung mit verkauft. Und dann..." Mit entsetztem Gesichtsausdruck malte sie sich die Folgen aus. Ich war nicht minder geschockt. Warum mussten solche schweren Schicksalsschläge immer so gutmütige Menschen wie Anastasia ereilen? Ich nahm sie in den Arm und hielt sie ganz fest. Ich wollte ihr unbedingt das Gefühl geben, dass ich immer für sie da bin. Dankbar drückte sie sich an mich. Ich kam mir ein wenig unbeholfen vor, ich habe sonst immer nur meine Mutter getröstet,  wenn es Stress mit meinem sogenannten Vater gab. Außer der biologischen Verbindung war da nicht viel, was diese Bezeichnug zugelassen hätte.

Nach einer Weile stummen Beisammenseins richtete Ana sich unvermittelt auf und sah mir tief in die Augen. Ich hob fragend eine Augenbraue. "Severus? Darf ich dich etwas fragen?" Ich nickte. "Und versprichst du mir diese Frage ehrlich zu beantworten?" Ich schluckte. Was sollte das werden? Abermals nickte ich. "Gut. Severus. Liebst du sie?" Ich versuchte krampfhaft, meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen. "W...wen meinst du?", stotterte ich. Ich konnte es mir bereits denken. "Jetzt du doch nicht so. Lily natürlich." Ich sah zu Boden. Was sollte ich darauf antworten. Das war eine Frage, die ich mir nicht einmal selber zu stellen gwagt hatte. Mein Verstand schrie laut und deutlich 'NEIN!'. "Sei ehrlich. Bitte, Severus!" Ihre Augen betrachteten mich flehend. Ich beschloss, meine Verstand zu ignorieren und auf mein Herz zu hören. "Ja, das tue ich Anastasia. Ich liebe sie." Ich zwang mich, sie anzusehen. War das Enttäuschung,  die in ihren Augen aufgeblitzt war? Ich war mir nicht sicher. Hatte sie eine andere Antwort erwartet? Oder vieleicht uch gewünscht? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich mir jetzt endlich über meine Gefühle im klaren war. Ich hatte mich wirklich und wahrhaftig verliebt. In Lily Evans.

Severus Snape - Schurke oder HeiligerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt