Von Hüten, Häusern und hellen Lichtern

438 42 6
                                    

VON HÜTEN, HÄUSERN UND HELLEN LICHTERN - SEPTEMBER 1971

Mir fiel kein passendes Adjektiv ein. Vielleicht konnte man es überwältigend nennen oder atemberaubend, doch ich hatte das Gefühl, das alles was ich sagen könnte eine ziemlich Untertreibung für das wäre, was sich mir hier bot. wir hatten eine riesige Halle betreten, in der vier Tische standen. Vier Tische, vier Häuser dachte ich. Oder nein, eigentlich waren es ja sogar fünf Tische. Ganz vorne stand ein Tisch, an dem die Lehrer saßen. Und Hagrid, der Riese, der uns mit den Booten zum Schloss gebracht hatte. War er auch ein Lehrer? Ich blickte kurz zu Lily, die noch immer mit weit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund dastand und die Halle betrachtete. Erst jetzt fiel mir die Decke auf. Sie sah haargenauso aus, wie der Himmel, der sich draußen über das gewaltige Schloss spannte. Nur die leuchtenden Punkte, die wahrscheinlich Sterne darstellen sollten, die gab es draußen noch nicht. "Hey, pass doch auf!" Ich blickte mich erschrocken um. Ich war sosehr von dem Himmel gefesselt gewesen, dass mir garnicht aufgefallen war, dass wir stehen geblieben waren. Ein Junge mit braunen Haaren und drei großen Narben quer über dem Gesicht musterte mich verärgert. Ich nuschelte ein leises: " 'Schuldigung" und spürte mit Scham, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Was dazu führte, dass ich noch röter wurde. Lily kicherte. Ich warf ihr einen genervten Blick zu, doch sie musste nur noch mehr lachen. Dann wurde sie mit einenm mal ernst und ergriff meine Hand. Professor McGonagall, eine Frau mit streng zurückgebundenen Haaren, hatte begonnen, zu sprechen: "Wir werden Sie nun in Ihre Häuser einteilen. Dies ist äußerst wichtig, denn das Haus, in das sie kommen werden, wird gleichsame Ihre Klasse wie Ihre Familie sein. Verstehen Sie das? Sie haben eine Verantwortung für Ihr Haus zu tragen. Wenn Sie etwas anstellen, dann werden Ihnen Punkte abgezogen, wenn Sie jedoch einen besonderen Verdienst bringen, dann werden Ihrem Haus Punkte gutgeschrieben. Und das Haus, das am Ende des Schuljahres die meisten Punkte gesammelt hat, wird den Hauspokal gewinnen. Momentan ist Ravenclaw der Verteidiger dieses Titels. Desweiteren gibt es jedes Jahr einen Pokal für die beste Quidditchmanschafft des Schuljahres. Sie seien jedoch darauf hingewiesen, dass Erstklässler noch nicht in ihren Hausmannschaften spielen dürfen." Aus einigen Ecken des Pulkes von Erstklässler kam leises Murren. McGonagall warf diesen Schülern einen missbilligenden Blick zu und fuhr fort: "Nun denn, ich werde Sie nun aufrufen, dann wird der sprechende Hut sie in Ihre Häuser einteilen." Auf einmal war ein Räuspern zu vernehmen. Über der Krempe des alten Hutes, den die Professorin in der Hand hielt, erschien eine Falte, aus der eine entrüstete Stimme klang: "Professor, haben sie etwa vergessen, dass ich wie jedes Jahr ein Lied singen werde?" McGonagall presste die Lippen zusammen und antwortete dann beherrscht: "Nein, natürlich nicht, wie könnte ich?" Sie legte den Hut auf einen Hocker und dieser begann mit seinem Lied.

Als er geendet hatte, applaudierte Professor McGonnagal müde, während in der Halle tosender Beifall ausbrach. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. "Dann können wir jetzt mit der Zuordnung beginnen! Arrow, Melinda!" Ein Mädchen mit blondem, strähnigem Haar tritt vor. Sie bekommt den Hut aufgesetzt, der kaum das er ihren Kopf berührt hat, laut: "HUFFLEPUFF!" schreit. "Black, Sirius!" Der Junge aus dem Zug tritt vor. Ich vermute, dass er nach Slytherin kommen wird, genau wie der Rest der Familie Balck auch. "GRYFFINDOR!" Das überrascht mich nun doch. Aber gut, er tanzt halt etwas aus der Reihe. "Carrow, Alecto!" "SLYTHERIN!" "Carrow, Amycus!" "SLYTHERIN!" "Dunk, Hestia!" "GRYFFINDOR!" "Dolphin, Nina-Alicia!" "RAVENCLAW!" "Evans, Lily!" ich halte den Atem an und sehe zu, wie Lily mit unsicheren Schritten nach vorne geht. Als sie sich auf den Stuhl setzt, hat sie die Augen fest zusammengekniffen. Bei ihr überlegt der Hut kurz. Ich habe das Gefühl, die ganze Halle hält den Atem an. "GRYFFINDOR!" Lily springt auf und grinst mich an. Dann läuft sie zu einem Tisch, der sie jubelnd empfängt und nimmt neben Sirius Platz. Neidvoll sehe ich sie an. Ich komme bestimmt nach Slytherin, dann würden wir uns nur noch in den Pausen sehen. "Kerry, Anastasia!" Das Mädchen aus dem Kesselladen läuft nach vorne. "SLYTHERIN!" Sie schaut ein wenig enttäuscht aus. Das hat sie nicht erwartet. Ich sehe ihr zu, wie sie zwischen zwei älteren Jungs Platz nimmt. "Lupin, Remus!" Der Junge mit den Narben heißt also Remus. Gut zu wissen. "GRYFFINDOR!" Auch er setzt sich mit zu Lily und Sirius. Erneut schieße ich einen neidvollen Blick auf die zwei ab. "Pettigrew, Peter!" "GRYFFINDOR!" Ein pummeliger Junge seufzt erleichtert auf, als er vom Stuhl rutscht. "Potter, James!" Wetten er darf auch mit zu Lily? "GRYFFINDOR!" Ich habs doch gewusst. Resigniert seufze ich auf und warte, bis ich endlich auch dran bin. "Raffael, Ernie!" "HUFFLEPUFF!" "Snape, Severus!" Die ganze Zeit konnte ich es nicht erwarten, doch jetzt, wo der Moment da ist, bin ich doch nervös. Ich hoffe ja nur, ich schaffe es bis nach vorne, ohne zu stolpern! Im nächsten Moment rutscht mir auch schon der Hut über die Augen. "Aha, ein neues Name! Was sagt dein Vater denn zu deiner magischen Begabung, he?" Die Stimme in meinem Kopf klingt ziemlich hämisch. Ich verdrehe die Augen. "Du willst wohl zu diesem Mädel, zu dieser Evans da, oder? Naja, vielleicht hätte ich dir das ein anderes mal durchgehen lassen, aber heute bin ich nicht besonders sentimental. Bedank dich bei McGonnagal, die versucht schon seit Jahren, mich um mein Lied zu bringen! Du kommst schön nach deiner Mutter." "SLYTHERIN!" Etwas enttäuscht rutsche ich von dem Stuhl. Was ein gemeiner Hut! Geistesabwesend winke ich Lily noch einmal zu, dann begebe ich mich zu meiner neuen "Familie". Der Hut ist ja kein unparteiischer Richter mehr, wenn er anders urteilt, je nach seiner Gefühlslage! Aber vielleicht ist es besser so. Ich seufzte und setzte mich neben Anastasia und begrüße sie, während der Rest der Zeremonie an mir vorbeirauscht. "Zabini, Pavel!" "SLYTHERIN!" ist der Letzte, der für heute eingeteilt wurde. Er setzt sich mit zu uns und schenkt Anastasia ein Lächeln. Dann hält der Schulleiter eine Rede. Ich merkte mir nur das Wichtigste, da ich immer wieder zu Lily sah, die sich leise mit James Potter unterhielt. Pah, als ob der eine Chance bei ihr hätte! Obwohl ich ihn anfangs ganz nett fand, wird er mir immer unsymphatischer. Lily ist immer noch meine beste Freundin! "Hey, Severus, willst du garnichts essen?" Anastasia stößt mich an. "Was?" ich sehe sie verwirrt an. Dann erst bemerke ich, dass der Tisch inzwischen voll mit den köstlichsten Speisen ist. "Doch, doch, ich habe einen Bärenhunger!", versichere ich ihr und sie lächelt mir zu. "Na dann, hau rein." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Ich nahm mir einen Hähnchenschenkel und haute rein! Als ich mich bis zur Kürbispastete durchgearbeitet hatte, warf ich Lily noch einen Blick zu. Sie flüsterte James etwas ins Ohr und der grinste seelig. Wie erstarrt sah ich die beiden an. Jetzt kicherte Lily auch noch! Die Kürbispastete lag vergessen auf meinem Teller. Ich sah sie angewidert an. Jetzt war mir aber gründlich der Appetit vergangen!

Severus Snape - Schurke oder HeiligerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt