Eifersüchtig

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NOVEMBER 1977

Ich hatte also meine beiden besten Freunde verloren. Die eine, weil ich in sie verliebt war, die andere, weil sie in mich verliebt war. Warum auch immer. Ich hatte gehofft, über die Sommerferien würde ein bisschen Gras über die Sache wachsen. Aber dem war nicht so. Ana hing jetzt immer mit diesem Zabini rum. Sie hatte sich rasant entwickelt. Trug sie vorher noch einen ganz simplen Pferdeschwanz zur Schuluniform, war sie jetzt immer perfekt frisiert und geschminkt. Ich will damit nicht sagen, dass ihr das nicht stehen würde, aber nötig war es nicht. Und sie hatte irgendwas gemacht, damit ihre ... Brüste mehr betont werden. Oder es ist mir nur vorher nicht aufgefallen. Ich bin wahrscheinlich die einzige Jungfrau hier in meinem Jahrgang. Ich seufzte. Blickte Evans an. Seid Ana weg war, hatte ich viel mehr Zeit mit ihm und seinen Kumpanen verbracht, als ich jemals wollte. Er schaufelte noch immer Rührei mit Schinken in sich rein und unterhielt sich dabei lautstark mit seinem Sitznachbarn, irgendeinem Sechstklässler, den ich nicht kannte. Er machte sich nicht mal die Mühe, seine Mund ordnungsgemäß zu schließen, woraufhin ich ein Stück nach links rutschte, um mich und meine Kleidung vor dem Regenschauer aus Ei zu retten. Im nächsten Moment wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Denn was vorher durch Evans breiten Rücken verdeckt gewesen war, öffnete sich nun meinem Blick: Lili. Was an sich sicherlich ein schöner Anblick gewesen wäre. Aber sie war nicht allein. Neben ihr saß Potter und sie waren in eine Tätigkeit versunken, bei der ich mich wirklich fragte, ob ich Lily danach noch küssen wollte, jetzt wo Potters Lippen ihre berührt hatten. Mich durchfuhr ein heißer, beißender Schmerz und ich saugtd scharf die Luft ein. Evan blickte auf: "Was haste denn?" Ich schüttelte nur den Kopf, nicht in der Lage, meinen Blick abzuwenden oder irgendwas zu sagen. Evan drehte sich um und sah, was ich sah. Er wandte sich wieder mir und wackelte betrübt mit dem Kopf: "Du hängst doch wohl nicht immer noch an diesem Schlammblut fest? Ach Severus. Gib sie doch endlich auf, sie ist es nicht wert. Du kannst Bessere haben, mit reinem Blut!" Seine Worten rauschten in meinem Kopf, während ich versuchte, Potter gleichzeitig mit Blicken zu ersolchen und diese Szene zu verstehen. Warum, warum nur hatte sich Lily sich denn jetzt doch auf ihn eingelassen. Sie hatte doch immer gesagt, dass sie nichts an ihm findet und dass er der größte Idiot der gesamten Schulgeschichte ist. Warum dieser Sinneswandel? Doch nicht etwa... Doch nicht etwa, weil die beiden jetzt zusammen Schulsprecher waren. Ich konnte die beiden Abzeichen an ihren Umhängen bis hier her sehen. Sie scheinen mich mit ihrem Funkeln zu verhöhnen, als ob sie sagen wollten, dass ich mich wohl besser bemühen hätte sollen und dass es jetzt zu spät sei. Ich sprang auf. Dann ließ ich mich wieder auf den Stuhl plumsen. Was sollte ich denn jetzt machen. Wenn ich raus wollte, musste ich an ihnen vorbei. Ich würde einfach ganz nah an der Wand entlang laufen. Ich stand auf, ging zur Wand und lief, den Blick auf den Boden gerichtet, zur Tür. Das ging gut, bis mir irgendwas weiches in den Weg kam. Ich stoppte abrupt und hörte Potters Stimme: "Sagmal Schniefelus, kannst du nicht aufpassen?" Ich hob meinen Blick und funkelte ihn an. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, fuhr ich Lily, vielleicht eine Spur zickiger als beabsichtigt, an: "Sag mal, ist das dein Ernst? Potter? Ausgerechnet Mister-ich-bin-so-cool-ich-kann-jede-haben?" Lily reagierte gelassen, mit einer feine Note Trotz: "Hör mal, Snape. Ich bin schon groß, ich kann selbst entscheiden, mit wem ich ausgehe. Ich brauche keine Mami, ich hab Zuhause schon eine." Ich wusste nicht, was mehr wehtat. Das sie so gleichgültig antwortete oder dass sie mich "Snape" genannt hat. Ich konnte nicht mehr antworten. Meine Augen wurden feucht und ich blinzelte ein paar mal. Ich konnte nicht vor Potter heulen. Meine Stimme wollte offensichtlich nicht so, wie ich es will, also stieß ich nur einen undefinierbaren Laut aus, der aber hoffentlich wütend klang und nicht wie eine sterbende Eule. Dann ging ich sehr sehr sehr schnell aus der Halle. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, rannte ich los, Richtung Kerker. Ich rief das Passwort, stürzte durch die Wand und dann die Treppen hoch, in mein Zimmer. Ich schloss noch die Vorhänge um mein Bett, dann ließ ich den Tränen freien Lauf.
Wie konnte sie nur? Sie hat immer am lauesten gegen Potter geschimpft. Und jetzt steckte sie ihm ihre Zunge in den Hals! Und warum musste sie mich jetzt auch Snape nennen. Das tat am meisten weh. Ich stieß eine lautes Jammern aus und ließ mich rücklings auf mein Kissen fallen. Betrachtete mit verschwommenem Blick die Schlange, die ich schon seit vielen Jahren unten an meinem Baldschin sehen konnte. Schlangen kannten solche Probleme bestimmt nicht. Ich schloss die Augen. Zum Glück war Samstag.

***

Also, erstmal entschuldigung, dass es so lange gedauert hat. Entschuldigung. Und dann hat das Kapitel noch eine Widmung an meine allerbeste Freundin. Es sollte nämlich eigentlich so eine Art Genurtstagsgeschenk werden. Ich bin aber nicht rechtzeitig fertig geworden. Aber jaa...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2014 ⏰

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Severus Snape - Schurke oder HeiligerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt