Kapitel 35

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"Essen ist fertig!"
Meine Stimme schallte durchs Haus und ich wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn. Es war immer rechts anspruchsvoll für diese Familie zu kochen. Jeder hatte andere Wünsche, jeder vertrug was anderes nicht oder hatte darauf keine Lust. Mit meinen Händen zog ich die Schürze fester und stellte die Letzten Teller auf den Tisch.

Als erstes kam Alice runter. Ziemlich verwunderlich denn sonst ist sie die letzte weil sie in irgendeiner Ecke sitzt und die Musik viel zu laut hörte. Sie sah doch recht müde aus, anscheinend hatte ich sie gerade erst geweckt. Mit Schwung setzte sie sich auf ihren Stuhl und sah über den Tisch.
Ein paar Minuten später kam auch unsere Mutter dazu. Sie berechnete gerade irgendwas auf ihrem Taschenrechner. Steuerberater ist schon ein Scheiß Job.

"Mom könnest du den Bitte am Tisch wegpacken? " Während ich ihr das mitteilte, füllte ich Alice etwas vom Reis und der Gemüsesoße auf, dazu gab es Tofu. "Verzeih Spatz. " Mit den Worten legte sie auf den Tisch und füllte sich selbstständig auf.
Nachdem ich etwas 10 Minuten auf meinen Vater hatte, setzte ich mich hin und begann auch zu essen. Er kam immer zuspät weil seine Arbeit über allem stand. In seinem Büro war er total in seinem Element.

Als wir aufgegessen hatten, ging jeder wieder seines Weges und ich machte mich an den Abwasch. Während ich dort so stand und die Essensreste von den Tellern wischte, stellte sich meine Mutter neben mich. "Maurice Schatz, könntest du John aus dem Kindergarten und Alex aus der Vorschule abholen? Ich hab einen Anruf aus dem Büro bekommen. " Mein Blick glitt zu ihr. Stimmt, sie hatte ihre typischen Arbeitssachen an. Hässlicher brauner Rock, eine weiße Bluse und ihren schwarzen Balzer. Stumm nickte ich nur und machte mich daran den Abwasch zu beenden.

Ruckartig zog ich meine Jacke zu, als mir der Wind mir um die Ohren pfiff. Natürlich war es kalt, es war Anfang Dezember, balb würde der erste Schnee fallen und ich könnte wieder mit den kleinen im Schnee spielen. Ich seufzte sodass ich meinen Atem in der kalten Luft sehen konnte. Wie lange war es jetzt her das ich an der Uni war? Mein Blick glitt Richtung Himmel. Knapp 2 Monate, wie es ihnen allen wohl geht?
Naja von Fabian bekam ich einmal die Woche mindestens eine Nachricht, von den anderen hörte ich unregelmäßiger auch mal was. Nur Zombey war wie verschollen. Keine Nachrichten, Anrufe oder ähnliches.
Ohne es wirklich zu merken war ich am Kindergarten angekommen.

John saß als letzter in der Umkleide seiner Gruppe, seine Schuhe verkehrtrum an. Ich seufzte und er sah hoch. "Wo ist Mama? " Während ich mich vor ihm hinhockte und ihm die Schuhe anzog, erklärte ich es ihm kurz. "Arbeiten. Wir müssen Alex auch gleich noch abholen. " Wie inkompetent müssen die Erzieher sein, einen Vierjährigen einfach in der Umkleide sitzten zu lassen?

Zusammen mit dem kleinen auf dem Arm, ging ich zur Vorschule welche sich Glücklicherweise nur ein Gebäude weiter befand. Mein Bruder war auch schnell ausfindig gemacht, denn er saß, eigentlich wie immer, in der Ecke. Ich setzte John ab und ging zu meinem anderen Bruder. "Weshalb hast du diesmal die Ehre hier zu sitzen. " Er drehte sich schmollend weg. "Emilo wollte mich nicht in seine Kissenburg lassen, da hab ich sie kaputt gemacht. "
Ich lachte, nahm den 6-Jährigen bei der Hand und ging mit John, fertig angezogen, aus der Kita. Draußen hatte es angefangen zu regnen.

Wir stoppten auf dem Heimweg nochmal bei einem Frozen Yoghurt stand, wo ich den beiden Kindern etwas zu Essen kaufte.
Als wir unser Haus von weiten schon sahen, liefen die beiden direkt in unseren Garten. Dort verbrachten sie eh die meiste Zeit ihrers Lebens, in ihrem heißgeliebten Baumhaus. Ich jedoch entschloss mich den Vordereingang zu benutzen, was mir doch zum Verhängnis werden sollte.

Er stand dort. Seine Klamotten komplett durchnässt. Er stand Dort. Mit einem Strauß Sonnenblumen im Regen.

Zombey.

Sonnenblumen im Regen {ZomDado}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt