Kapitel 10

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»Ey! Du schon wieder?!« brüllte Ünal und seine Stimme schallte durch den hell erleuchteten Flur.

Mit zügigen Schritten trat Ünal in den Corridor, aber er war nicht alleine. Banu war ihm dicht auf den Versen und klammerte sich an ihre Handtasche.

Toprak ließ meine Hände los, stand auf und steckte seine Hände in die Jackentaschen. Locker und selbstbewusst wartete er auf Ünal, der geradewegs auf ihn zukam. Roland hingegen, sah nicht so ruhig aus.

»Ünal, was suchst du hier noch?« fragte ich trocken. Das war das erste Mal, dass er mich nach dem Unfall sah, aber er rührte sich nicht einmal, um mir ins Gesicht zu sehen. Im Moment war Toprak für ihn wichtiger. Er musste sein Revier markieren.

»Ünal, verschwinde« fügte ich hinzu. Seine Reaktion war alles andere als überrascht. Ohne seinen Kopf zu mir zu drehen, blickte er zu Toprak und scannte ihn mit einem erniedrigenden Blick.

»Züleyha, nicht jetzt« warnte er.
»Wann dann, Ünal?!« fragte ich laut und zuckte zusammen, als der Schmerz wieder eintraf.
»Kommst du mal raus?« befahl Ünal regelrecht und wartete auf Topraks Antwort. Nur leider wusste er nicht, dass Toprak nichts hören konnte. Zumindest, würde Toprak ihm nicht mündlich antworten.

Ich hatte zwei Möglichkeiten. Entweder ich ignorierte alles und überließ es Toprak, oder ich griff ein und startete eine Diskussion, die ich nicht lenken könnte.

Die Tür der Röntgenstation öffnete sich und Elvan trat heraus. Bevor sie irgendetwas sagen konnte, sprach Ünal in einem unnötig lauten Ton weiter.

»Hörst du mich? Komm raus, sagte ich!« wiederholte er sich und wartete wieder auf Topraks Antwort, die er aber nicht bekam.

Für eine kurze Sekunde herrschte Stille. Ich blickte rauf zu Toprak und führte meinen Blick dann zu Ünal.

Früher oder später, hätten wir dieses Gespräch führen müssen. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Zwei Kopf an Kopf kommen. Nun hing alles von meiner Geduld und meiner Wortwahl ab. Ünal wusste, dass er im Unrecht lag und dass er von mir nie wieder liebende Blicke zu Gesicht bekommen würde. In meinen Augen würde nur noch Angst und Abscheu zu sehen sein.

Das Einzige, was Ünal hier ein für alle Mal klären wollte, war es Toprak zu beweisen, dass ich zu ihm gehörte. Er konnte es nun mal nicht verkraften, dass er mir von nun an egal war. Alles, was er ab jetzt im Namen unserer Beziehung machte, tat er für sich selbst.

»Elvan, bitte fahr mich rein« bat ich sie und krallte meine Finger in meinen Sitz, um vor Schmerz nicht weinen zu müssen. Sie zögerte nicht und tat, was ich wollte. Erst dann, bekam ich die Aufmerksamkeit von Ünal. Er schaute mich an und sah, wie ich vor Schmerz aufzuckte und am Ende war. Meine Haare ein Chaos, mein Gesicht aufgedunsen von den Medikamenten, meine zittrigen Hände und meine Schultern, umhüllt mit Bandagen.

»Züleyha...« sagte er endlich, aber für eine zweite Chance, war er längst zu spät.

Es war mir nicht egal, was zwischen den Beiden passieren würde, ehe ich im Zimmer verschwand. Ganz und gar nicht. Ich machte mir große Sorgen um Toprak und natürlich auch Roland, der wegen Ünal einen Gips bekommen hatte. Trotzdem entschied ich mich, es Toprak zu überlassen, denn was Ünal anging, ließ ich nun los.

Banu kam angerannt und hielt uns die Tür zum X-Ray Raum auf. Ich starrte sie mit giftigen Blicken an und machte ihr klar, dass sie mit mir da drin nichts verloren hatte.

Sprechende HändeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt