Taehyung POV
Jimin schien ziemlichen Hunger zu haben, denn er schlang Unmengen an Essen hinunter und schien zeitweise sogar vergessen zu haben, dass er mich eigentlich hassen wollte. Ich nahm ihm nicht übel, dass er unfreundlich zu mir war. Ich konnte ihn verstehen. Alles, was er brauchte, war etwas Zeit und jemand, der ihm zuhörte. Und wenn ich ihn aufgab, bloß weil er anfangs unfreundlich war, brachte das genau gar nichts. Also lächelte ich ihm immer wieder freundlich zu und ignorierte die Blicke, die er mir zuwarf.
Als er schließlich aufgegessen hatte, stand ich auf und brachte unsere Teller weg. Als ich kurz darauf zurückkam, war er nicht mehr an unserem Tisch.
Verwirrt suchte ich mit den Augen den Speisesaal ab und lief dabei einige Schritte vom Tisch weg. Er konnte doch noch nicht weit sein, oder?Plötzlich stieß ich gegen jemanden, der daraufhin beinahe sein Essen fallen ließ. "Hey, pass doch auf!", rief der Junge unfreundlich. Ich murmelte hastig einige Entschuldigungen und rannte schnell weiter; gerade hatte ich Jimins orangene Haare am Ende des Speisesaals ausgemacht. Der Junge knurrte etwas von "pass halt auf" und "das wird noch Folgen haben" vor sich hin, doch ich ignorierte ihn. Niemand würde auf die Idee kommen, wegen so etwas einen Streit anzufangen. Oder?
Ich war gerade bei Jimin angekommen, als sich jemand vor mich stellte und mir den Weg versperrte. Erschrocken sah ich auf. Es war Min Yoongi.
Jeder hier hat Angst vor dem schwarzhaarigen Jungen. Eine der ungeschriebenen Regeln des Waisenhauses lautete:
Leg dich nie mit Min Yoongi an.
Er machte kleinere fertig und war stärker als wir alle. Manche erzählten, er habe seine Eltern umgebracht und war deshalb hier. Andere dagegen behaupteten, er war von seinen Eltern weggegeben worden, da er seine Geschwister immer geschlagen hatte. Welche Geschichte auch stimmen mochte, ich hielt mich lieber von ihm fern.
Was wollte er jetzt von mir?Yoongi sah mich an. "Was sollte das denn, Alien?" Verwirrt wich ich einen Schritt zurück. "W-Was denn?", stammelte ich. Yoongi schnaubte verächtlich. "Warum schubst du Jung Hoseok?"
Mein Gehirn brauchte ein wenig, um zu kapieren, was er meinte. Der Typ eben war also einer von Yoongis Anhängern gewesen... scheiße.
"Ich... äh... i-ich wollte das nicht...! E-es war a-aus Versehen, ich... äh... wirklich... das..." Ich verhaspelte mich immer weiter und stolperte rückwärts. Yoongi packte mich am Kragen und zog mich zu ihm her. "Ich muss dir wohl noch beibringen, Respekt vor Stärkeren zu haben, Alien!"
Ich kniff die Augen zusammen und erwartete jeden Moment einen Schlag ins Gesicht, doch nichts passierte. Stattdessen hörte ich Jimins Stimme: "Was soll das werden?" Ich öffnete die Augen wieder und blickte erschrocken zu Jimin, der mit den Händen an der Hüfte dastand und Yoongi ansah. Nicht wütend oder so, er sah ihn einfach nur an.
"Was geht dich das an, Karottenkopf?", fragte Yoongi unfreundlich. Er hielt mich immer noch am Kragen gepackt. Langsam ging mir die Luft aus.
Ein Kreis aus Schaulustigen hatte sich um uns gebildet und sie blickten nun gespannt zwischen Yoongi und Jimin hin und her.
"Was mich das angeht? Nichts, aber deine Art mit anderen umzugehen gefällt mir nicht", erwiderte Jimin ruhig. Yoongi ließ mich los und ging auf Jimin zu. "Und was, wenn ich dir sage, dass mir deine Meinung scheißegal ist?", fragte er ihn mit leiser, drohender Stimme. Jimin lächelte ein wenig. "Es gefällt mir trotzdem nicht."Yoongi hob wütend die Fäuste. Ich sprang auf und wollte Jimin von ihm wegziehen, doch etwas in dessen Gesicht hielt mich davon ab.
"Ich glaube, dass du auch anders kannst", meinte er freundlich. Yoongi schien verwirrt. Jimin drückte sanft dessen Fäuste nach unten. "Du bist kein schlechter Mensch. Ich glaube, du wirst einfach als so einer behandelt, deshalb verhältst du dich so. Aber glaub mir, ich hatte schon mit vielen schlechten Menschen zu tun. Du bist nicht wie sie."Er lächelte Yoongi an. Dieser trat nervös einen Schritt nach hinten. "Blödsinn", nuschelte er. Jimin nickte ihm zu und ging dann langsam aus dem Speisesaal.
Yoongi sah sich verwirrt um, dann fiel sein Blick auf mich. Ich schluckte schwer. Doch der schwarzhaarige machte nur eine Handbewegung, als wolle er Fliegen verscheuchen. "Jetzt hau schon ab!"
Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ich wandte mich ab und folgte meinem Zimmerpartner mit schnellen Schritten.
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Elefanten aus Glas
FanfictionVerwirrt sah Jimin Taehyung an. "Ein Glaselefant?" Tae nickte schüchtern. "Wusstest du, dass Elefanten nie etwas vergessen? Daran hab ich gedacht, als ich den gekauft habe. Ich hab übrigens zwei davon, der zweite gehört mir. Und er hat auch eine Bed...