Elefanten aus Glas

9) Shopping Day

Jimin POV

Und es wurde immer kälter. Der Schnee draußen stieg immer höher und man begann sich zu sorgen, ob der geplante Ausflug in die Stadt überhaupt stattfinden könnte. Taehyung war wohl derjenige, der sich am meisten sorgte. Schließlich wollte er in der Stadt mein Weihnachtsgeschenk kaufen. Mir selbst war es eigentlich gleichgültig, ob wir gehen könnten oder nicht. Aber ich wollte trotzdem, dass Tae seinen Ausflug und das Geschenk bekam. Deshalb fieberte ich immer mit ihm mit, ob wohl endlich die Nachricht käme, dass der Schnee wieder gesunken war.

Ich arbeitete jede freie Minute an dem Portrait von Taehyung weiter. Ich wollte, dass es perfekt war. Ich wollte sein ehrliches Lachen genau so aufzeichnen, wie es wirklich war. Ich wollte dieses Glücksgefühl auf Papier festhalten. Das hier war das einzige wahrlich ehrliche Lächeln, das ich ihm schenken konnte. Denn ich selbst hatte keins mehr.

Und schließlich war es dann soweit. Der Schnee war weit genug gesunken, dass wir in die Stadt konnten. Taehyung hatte den ganzen Tag darauf hingefiebert und war allen auf die Nerven gegangen. Und das wurde auch nicht besser, als wir mit dem Bus in die Stadt gefahren waren und nun uns selbst überlassen waren.
Taehyung steuerte direkt auf einen kleinen Kramsladen zu. Als ich ihm folgen wollte, wehrte er mich ab. "Jimin, das Geschenk wird eine Überraschung, ja? Ich kaufe es hier, das heißt, du kaufst es woanders. Okay?" Ich nickte bloß und wandte mich wieder ab. "Dann bis später." Tae verschwand im Laden und ich blieb alleine zurück.

Nachdenklich schlenderte ich durch die verschneite Straße. Ich hatte kein Geld, das hieß, ich würde hier sowieso nichts kaufen können. Also musste ich jetzt eineinhalb Stunden irgendwie hinter mich bringen.

In Gedanken versunken merkte ich nicht, wo ich hin ging, bis ich plötzlich gegen jemanden stieß. Ich murmelte eine Entschuldigung und wollte weitergehen, doch eine Hand packte mich am Kragen. Ich blickte erschrocken auf und sah Min Yoongi direkt ins Gesicht.

"Wohin so eilig, Karottenkopf?"

Yoongi lachte. Zwei seiner Anhänger bauten sich hinter ihm auf und verschränkten die Arme. Ich blieb ganz ruhig. Wenn ich jetzt ausrastete, hatten sie genau das, was sie wollten. Außerdem war Yoongi nicht gefährlich. Er spielte sich vielleicht so auf, doch ich wusste, wie Menschen sein konnten. Dagegen war Yoongi harmlos.

"Ich hab dich was gefragt, Karotte!"

Ich seufzte nur. "Lass es sein, Min Yoongi." Der angesprochene zog die Augenbrauen hoch. "Ich hoffe, ich habe mich gerade verhört, Karottenkopf!" Einer seiner Anhänger trat vor. "Sollen wir ihm beibringen, wie er mit dir zu reden hat?" Seine Augen blitzten angriffslustig. Yoongi zögerte, dann nickte er. Das Zögern dauerte nicht einmal eine Sekunde, doch ich bemerkte es trotzdem. In so etwas hatte ich Übung.
Mit einem Mal wurde ich von hinten von einem der Anhänger gepackt und auf den Boden geworfen. Ich gab ein erschrockenes Fiepen von mir. Yoongis Blick ruhte auf mir. Sein Gesicht war zu einer abwertenden Miene erstarrt, doch seine Augen strahlten Mitleid aus.
Ich wollte aufstehen, doch einer von Yoongis Jungs trat mir in die Seite. Ich schrie auf. Eine Hand packte meine Haare und zerrte mich daran wieder auf den Rücken. Eine Faust traf mich im Gesicht und aus dem Augenwinkel sah ich, wie Yoongi sich abwandte. Ein weiterer Schlag. Ein Tritt gegen den Kopf. Benommen sah ich, wie sich der Schnee um mich herum langsam rot färbte. Der Schmerz benebelte langsam mein Gehirn und verlangsamte meine Gedanken. Die Schläge nahm ich kaum noch wahr.
Und dann hörte ich eine Stimme. Eine bekannte Stimme. Sie schrie etwas, und die Schläge hörten auf. Jemand kniete sich neben mich und rief mir Worte zu, Worte, die ich nicht verstehen konnte, Worte, die der Schmerz in meinen Gehirn nicht zuließ. Der Schmerz betäubte mich, ließ mich nichts mehr sehen, und ließ schließlich alles schwarz werden.