25 Neue Schritte

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Nachdem Theo mich wieder in mein Zimmer begleitet hatte, stand ich lange Zeit einfach nur da. Ich stand da und versuchte die Gedanken, die durch meinen Kopf zogen zu ignorieren.

"Gehen sie mit ihr nach draußen.", flüsterte Dr. Franklins Stimme.

"Da ist ein Fleck auf dem Boden.", dachte ich laut.

"Ihre Mutter ist tot....weiß sie es...ja, sie weiß es...", Stimmen, die ich zu verdrängen versuchte, indem ich mich auf den Fleck konzentrierte. Ich wischte mit meinem Zeh darüber. Erst nur ganz leicht, dann immer fester. Energischer, doch er ging nicht weg.

"Gehört er da hin?", fragte ich Klara in Gedanken und ich spürte, dass sie nachdachte. Über den Fleck und atmete auf, weil ich dadurch die Stimme von Dr. Franklin los wurde.

"Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Aber guck mal. Da ist noch son scheiß Fleck.", dachte Klara und ihre Stimme wurde lauter. Deutlicher. Sie überdeckte die der anderen.

Ich hob etwas den Kopf und sah den Tupfen an, auf den Klara mich hingewiesen hatte.

"Der sieht anders aus, als der hier.", dachte ich und machte einen Schritt auf ihn zu. "Wie ein Stern."

"Nein, wie ein Blatt.", wiedersprach Klara.

"Stimmt. Wie von dem Baum an dem die Schaukel hing.", seufzte ich und schloss die Augen. Ich wollte mich erinnern. Wollte mich an die Schaukel erinnern, an die Zeit, als noch alles gut war. Als wir noch alle zusammen waren.

"Wir haben auch am Tag danach auf der Schaukel gesessen. Weißt du noch?", sagte Klara und ich nickte.

"Ja. Wir haben da gesessen und...und...", ich blinzelte, "da war die Scheune.", flüsterte ich.

"Und die Leiter.", fügte Klara hinzu.

"Es war windig."

"Aber nicht sehr. Die Blätter haben nur leicht geraschelt über uns.", Klara ging zum Fenster hinüber und setzte sich auf den Tisch, die Beine übereinander geschlagen.

"Und die Leiter hat gequietscht."

"Und das Dach hat geknarrt. Weißt du noch?", erinnerte sie mich und ich stellte mich neben sie. Schaute wie sie aus dem Fenster.

"Ja. Und als wir oben waren, hat der Wind unsere Haare durcheinander gebracht. Es fühlte sich schön an. So, als würde Lukas mich streicheln.", hauchte ich lautlos.

"Er hat dich nicht gestreichelt.", wandte Klara ein, doch hätte ich am liebsten widersprochen.

"Auf dem Dach hat er mich gestreichelt.", seufzte ich, mich der Tatsachen entziehend. Aber Klara wollte nicht, dass ich mich entzog. Scheinbar wollte sie, dass ich mich erinnerte.

"Unter dem Baum hat er dich nicht gestreichelt.", sagte sie unbarmherzig, doch sie klang nicht böse. Eher nachdenklich.

"Unter dem Baum war ich nicht. Ich war hoch oben. Im Himmel.", erinnerte ich mich an die Nacht.

"Nein, Katrina, das warst du nicht. Du hast da gelegen, als er kam. Er hat sich neben dich gesetzt und dir eine Geschichte erzählt. Weißt du noch?", versuchte Klara mir etwas in Erinnerung zu rufen, doch irgendwie konnte ich mich nicht erinnern.

"Ich sehe immer nur die Sterne Klara.", sagte ich leise und runzelte die Stirn.

"Wirklich?", Klara klang erstaunt, doch so sehr ich mich auch zu erinnern versuchte, ich konnte nur die Sterne sehen, mehr nicht.

"Was hat er denn erzählt?", wollte ich wissen, doch nun war es an ihr ein Nachdenkliches Gesicht zu machen.

"Ich...weiß nicht mehr...Ich dachte, du wüsstest es.", sagte sie stockend, doch schüttelte ich langsam den Kopf.

✔Zwischen den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt