10 Verständnisvolle Träume

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Sie ließen mich nicht lange allein.

Theo kam. Und Luna auch. Dr. Franklin begleitete sie.

Die Ärztin redete auf mich ein. Theo ging wieder. Ich schwieg. Ich lag in einer Ecke unter dem Bett. Ich hatte mich ganz klein zusammengerollt. Klara war fort. Ich blieb schweigend liegen, während sie auf mich einredeten.

Theo kam zurück. Mit Bruno. Gemeinsam holten sie mich aus meinem Versteck. Ich wehrte mich nicht. Ließ alles über mich ergehen, auch dass sie mir etwas spritzen. Mich auf mein Bett legten.

Das Gefühl ihrer Hände auf meiner Haut machte mich wahnsinnig. Ich wünschte, Klara wäre hier, doch wie damals kam sie nicht. Hatte mich allein gelassen.

Ich wurde schläfrig. Die Medikamente wirkten. Ich spürte ihre Hände noch immer. Selbst dann noch, als sie schon gegangen waren.

Hände, die an meinen Haaren rissen. Hände, die über meinen Körper strichen, Hände die sich auf meinen Mund pressten. Hände, wo keine sein sollten.

Schreiend fuhr ich in die Höhe. Ich zitterte. Tränen rannen wie von selbst über meine Wangen und ich wünschte, ich könnte fliegen.

Ich wollte frei sein. Wollte nur noch den Wind spüren. Den Hauch, der meine Haare durchwühlte und sie fliegen ließ. Die Wogen, die mein Herz beflügelten und mich von hier forttrugen.

Ich wollte die Freiheit spüren, die mir genommen wurde. Und die mir nur der Wind zurückgeben konnte.

"Ich will aufs Dach.", sagte Klara vom Fußende des Bettes her.

"Ich auch.", schniefte ich.

Die Tür wurde geöffnet. Ich zuckte zusammen. Zwei Leute kamen herein.

Eine Frau; es war nicht Luna und ein Mann.

Weder Theo noch Bruno. Dennoch kannte ich sie. Die Namen wusste ich nicht.

"Brauchst du was?", die Frau kam näher. Ich wich vor ihr zurück, der Mann blieb an der Tür stehen. Wild schüttelte ich den Kopf.

"Sag ihr das wir aufs Dach wollen.", sagte Klara kleinlaut. Ich hatte das Gefühl, das sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte.

"Hab ich gar nicht!", wiedersprach sie eigensinnig, aber lange nicht so energisch wie sonst.

Die Frau kam näher und ich rutschte weiter zurück.

Geh weg! Dachte ich wieder und immer wieder und schüttelte immer wilder den Kopf und so ging sie schließlich zurück.

Ich entspannte mich etwas.

"Sollen wir Dr. Bennot verständigen?", wandte sie sich an ihren Begleiter, doch sah er mich nur musternd an.

"Nein.", sagte er schließlich. "Lassen wir ihr ein wenig Zeit, sich allein zu beruhigen. Wir sehen in zehn Minuten wieder nach ihr. Vielleicht hat Katrina nur schlecht geträumt. Oder?", wandte er sich leise an mich. Ganz so als hätte er Angst, er könnte mich verschrecken, wenn er lauter sprach.

Ich nickte heftig, weil ich wollte, dass sie mich alleine ließen.

Und das taten sie.

"Du hättest sie fragen können.", maulte Klara, kaum dass die Tür ins Schloss fiel.

"Hättest ja selber fragen können.", sagte ich verhalten und legte mich wieder hin. Drehte mich auf die Seite und schloss die Augen.

Ich versuchte mir den Wind vorzustellen. Versuchte mich daran zu erinnern, wie es gewesen war, als er mir durchs Gesicht gestrichen war und wie frei und losgelöst ich mich gefühlt hatte, als ich flog.

"Das war schön.", sagte Klara und ich stimmte ihr zu.

"Ja, das war es."

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533 Worte
13.04.17

✔Zwischen den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt