14 Theo

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Von nun an holte mich Theo immer ab, wenn ich einen Termin bei Dr. Franklin hatte und blieb, bis ich fertig war.

Wir machten dennoch nur kleine Fortschritte, weil Klara anfing mir immer die falschen Fragen zu stellen. Und ich so nicht richtig Antworten konnte.

"JA! Jetzt bin ich wieder schuld. Kannst ja auch ohne mich zu Dr. Dracula gehen!", mischte sie sich in meine Gedanken.

"Dann würden wir gar keine Fortschritte machen.", seufzte ich kleinelaut. Sie hatte ja recht, aber soweit um ohne sie mit Dr. Franklin zu sprechen war ich noch nicht.

Dafür schaffte ich es immer wieder mal eine Frage zu beantworten, ohne das Klara etwas sagte.

"Wird auch langsam Zeit!", maulte sie und schmierte mal wieder mit der Zunge an der Scheibe herum, vor der wir standen.

Draußen schien die Sonne und Klara war noch schlechter drauf als sonst.

"Ich will endlich da raus!", maulte sie und deutete in den Garten hinunter. Kleine Gestalten gingen auf den Wegen spazieren oder saßen auf den winzigen Bänken weit unter uns. Auf dem kleinen See brachen sich glitzernd die Sonnenstrahlen und ich konnte selbst von hier oben die Enten sehen, die auf dem Wasser schwammen.

"Ich auch.", seufzte ich und lehnte die Stirn an das kühle Fensterglas und träumte vom Wind. Ich sah, wie er die Blätter der Bäume streichelte, so wie ich das Kälbchen gestreichelt hatte. Seine kleine Zunge war über meine Hand gefahren und als ich ihm den Finger ins Maul gesteckt hatte, hatte es daran genuckelt.

"Ja, doof nur, dass deine Mutter uns mal wieder den Spaß verdorben hatte.", erinnerte mich Klara und ich nickte.

"Ich weiß ja. Aber der Bauer hat gesagt, das der Bulle gefährlich ist.", wandte ich ein.

"Gesagt?! Der hat uns Angebrüllt. Scheiß Göre hat er dich genannt. Hast du das schon vergessen?"

Nein, hatte ich nicht, aber manchmal hatte ich das Gefühl, das er es gar nicht so böse gemeint hatte. Er hatte mich über den Zaun gehoben und laut mit mir geschimpft, während meine Mutter kam und mich mit schreckensweit geöffneten Augen angestarrt hatte.

"Er hat gesagt, der Bulle ist gefährlich.", sagte ich nochmal und Klara schnaubte.

"Erwachsene sagen immer, dass etwas gefährlich ist, wenn sie nicht teilen wollen. Der dumme Stinker wollte das Kälbchen nur für sich haben.", grummelte Klara und ich schwieg während sie fortfuhr, "Den Hausarrest hätte sich deine Mutter auch sparen können. Du hast ja eh gleich wieder klein bei gegeben."

Stimmt, dass hatte ich. Ich hatte geweint und zu dem Kälbchen geschielt, das sich nuckelnd an seiner Mutter festgesaugt hatte. Dabei hatte ich mich hinter den Beinen meiner Mutter versteckt, die dem Bauer versprach besser aufzupassen.

"Voll bescheuert! Alle beide!", maulte Klara und schlug gegen die Scheibe, während sich uns jemand näherte.

"Katrina?"

Es war Theo. Mit einem schüchternen Lächeln drehte ich mich zu ihm um, schaute aber seine Füße an, die in weißen, weichen Turnschuhen steckten. Die Sohle war ein bisschen dunkler und außen war ein blauer Puma aufgedruckt.

"Hey!", seine Stimme klang ruhig und verspielt, "Hier oben bin ich!", lockte er mich ihn anzusehen, doch hob ich erst den Blick, als ich seinen weichen Zeigefinger unter meinem Kinn spürte.

"Wollen wir nach oben gehen?", wollte er wissen, als ich dem Himmel einen Besuch abgestattet hatte, doch hielt ich seinem Blick nur kurz stand, bevor ich verschämt den Blick senkte und nickte.

✔Zwischen den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt