26 Draußen

69 7 2
                                    

Viele Tage vergingen.

Tage, an denen wir malten. Tage, an denen wir in den Fahrstuhl traten und Tage, an denen wir bis nach unten fuhren, doch gab es eben so viele Tage, an denen ich mich weigerte auch nur durch die Tür zu treten, die in den Flur führte.

Und dann kam der Tag, an dem Klara alles zu viel wurde.

"Katrina!", schrie sie mich an, als ich mich mal wieder an die Fahrstuhlwand klammerte und den vielen Menschen davor einen ängstlichen Blick zu warf.

Draußen schien die Sonne.

Theo hatte es mir gesagt. Und ich hatte es gesehen. Durch das Fenster in meinem Zimmer. Und durch das Fenster im Flur. Selbst durch das Fenster in Dr. Franklins Büro hatte hell die Sonne geschienen, als ich hinausgeschaut hatte.

Selbst jetzt, wo ich die Tür sah, die wirklich nach draußen führte, konnte ich die hellen Sonnenstrahlen sehen.

"Mach jetzt endlich, dass du raus kommst! Oder ich verpiss mich!", sagte sie drohend und verließ den Fahrstuhl.

"Nein, Klara! Bitte nicht!", flehte ich sie an, mich nicht allein zulassen, was mir von Theo ein fragendes: "Wo will sie denn hin?", einbrachte.

"Weg.", sagte ich ängstlich und sah ihn an, "Sie will mich allein lassen, wenn ich nicht nach draußen gehe!"

"Dann lass uns doch gehen, Katrina. Wir sind schon so weit gekommen heute. Und es sind nur ganz wenige Menschen hier.", sagte er aufmunternd und deutete auf die, die vor dem Fahrstuhl herum wuselten.

"Es sind so viele.", flüsterte ich unbehaglich, doch schmunzelte Theo nur.

"Es sind nur fünf, Kleines. Das schaffst du. Du hast doch auch mit Luna und mir, Dr. Franklin und Bruno in einem Zimmer gestanden. Da schaffst du das hier auch.", zuversichtlich nickte er, doch mich überzeugte er nicht.

"Aber die gucken mich alle komisch an.", wiedersprach ich kleinlaut.

"Die gucken nur, weil du dich wie eine Irre an den Fahrstuhl klammerst.", warf Klara ein und kletterte auf der Einfassung eines Blumenbeetes herum. In der Mitte plätscherte ein kleiner Springbrunnen, in dessen Wasserstrahl sie sich stellte und tat als würde sie Pinkeln.

Ich grinste.

"Was hältst du davon, wenn du einfach die Augen zu machst?", schlug Theo plötzlich vor und runzelte die Stirn.

"Aber dann seh ich doch nichts mehr.", wagte ich einzuwenden, was ihn belustigt schnauben ließ.

"Eben.", lachte er auf, "Wenn du Nichts siehst, dann siehst du auch nicht diese paar Menschen."

"Also ich finde die Idee gut.", sagte Klara zustimmend, doch war ich noch nicht überzeugt. Probehalber schloss ich trotzdem die Augen.

Ich hörte die Geräusche ihrer Schritte, die sie machten. Hörte Worte die sie Sprachen und das Plätschern des Springbrunnens, dass mich an das Plätschern des Sees erinnerte, in dem ich geschwommen war, nachdem Lukas es mir beigebracht hatte.

"Und? Besser?", wollte Theo dicht neben mir wissen und ich schüttelte energisch den Kopf.

"Nee!", rief ich beinahe aus und Klara schrie mich beinahe an.

"Jetzt stell dich nicht so AN, Katrina! Es sind nur ein paar Meter. Dann bist du draußen!", sie schnaubte gereizt, dann gab sie mir einen Stoß, der mich in Theos Arme beförderte.

"Komm. Gib mir die Hand. Ich führ dich.", flüsterte er mir zu und tatsächlich tat ich, was er mir gesagt hatte.

Zögerlich legte ich meine Hände in seine, dann machte ich einen ersten, unsicheren Schritt.

✔Zwischen den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt