[Kapitel 2]
„Wir haben ein Problem Abla..“ ich zog gerade noch meine Schuhe aus und schaute ihr dabei in die Augen, mein Blick ernst, denn sie schaute weg.
„Schau mich an Kader!“ innerlich hoffte ich, dass sie keinen Mist angestellt hat.
Sie zog mich am Arm ins Zimmer und machte die Türe zu. Meine Angst wurde größer, bis..
Kader:„Keine Sorge, ist harmlos.. Wir fahren morgen auf eine Hochzeit. Also zusammen, wir müssen.“
Ich atmete erleichtert auf und schmiss meine Tasche auf's Bett.
Gönül:„Ich dachte schon, du hast etwas angestellt. Sag das doch gleich, Kader.“
Sie schaute mich verwundert an und wartete wahrscheinlich auf meine Antwort, die eigentlich sowas von klar sein sollte:„Natürlich komme ich nicht mit, falls du das hören möchtest.“
Ich sah Enttäuschung in ihren Augen, sie liebt Hochzeiten, auch wenn die letzte etwas länger her ist.
Kader:„Ich weiß, du musst lernen, aber die paar Stunden schaden dir nicht.. komm schon Abla, willst du mich etwa allein lassen?“ Ich verdrehte mir die Augen und schloss mein Handy ans Ladegerät an.
Gönül:„Pech. Ich werde nicht kommen. Ich werde auch ganz sicher nicht darüber mit dir diskutieren, Kader.“ Sie blieb still, scheinbar wusste sie, dass ich viel zu stur bin. Enttäuscht und wütend ging sie raus und derweil ging ich duschen. Am Esstisch angekommen sah ich, wie alle auf mich warteten. Ich entschuldigte mich kurz und nahm Platz.
Wir redeten über den heutigen Tag, lachten und aßen genüsslich.
Anne:„Bugün erken yattın, wir haben morgen eine etwas längere Strecke vor uns.“ dabei schaute sie mich an.
Gönül:„Ich komme nicht mit, ich muss für die Prüfungen lernen, wie oft denn noch?“
Baba:„Hadi be ordan, wann haben wir dich lernen sehen? Außerdem ayıp olur, ich habe die Einladungskarte schon seit Monaten, aber habe sie total vergessen. Ein Glück hat mich dein Onkel angerufen und nochmal nachgefragt.“
Gönül:„Wessen Hochzeit ist das überhaupt?“ ich werde trotzdem nicht gehen, das wusste ich. Anne:„Hilal und Cem.“ Die Tochter von meiner Cousine, väterlicherseits. Wir haben kaum Kontakt und ich persönlich finde, dass sie zu jung und unreif für eine Ehe ist. Dieser Cem ist in meinen Augen ein Bube und kein Mann. Es ist so, als würden 2 Kinder heiraten, die keinen Schimmer haben, was auf sie zukommen wird. Ich lachte kurz auf.
Kader:„Also gehen wir morgen alle zusammen?“ mein lachen verschwand und ich schüttelte den Kopf:„Da tu ich lieber so, als würde ich lernen als bei dene auf der Hochzeit zu sein.“
So diskutierten wir hin und her und obwohl meine Argumente viel schlagfertiger waren, musste ja mein Vater Recht haben. Wie immer.
Baba:„Um 10 Uhr fahren wir los, eure Cousine hat für 15:00 Uhr einen Friseurtermin reserviert. Bis wir ankommen, stau mau..“ Etwas genervt aß ich zu Ende und trank anschließend noch Tee mit meinen Eltern, die Nachrichten im TV anschauten. Morgen würde es nach Köln gehen also. Ich bin ehrlich, lieber würde ich dort Sightseeing machen, als Halay zu tanzen mit Menschen, die mich nicht interessieren. Es gibt wenige Menschen, den ich vertraue.. viele schätzen mich deshalb negativ ein, wissen aber nicht, dass ich nur das beste für uns haben will, weil der Kontakt sonst oberflächlich wäre. Der erste Eindruck ist mir deshalb wichtig, ich bin zwar erst 19 aber ich habe genug gesehen, genug erlebt und genug Erfahrungen gesammelt, die meine heutige Denkweise unterstützen. Meinem Instinkten kann ich blind vertrauen, ich ahne vieles schnell und relativ am Anfang... Von dieser Eigenschaft profitiert meine Schwester Kader, ich bin wie ein Tagebuch für sie, das sie sich öffnet, ausweint und tröstet. Ich werde sie immer beschützen, egal was kommt. Immer.
Am nächsten Tag wurde ich von meiner Mutter aufgeweckt, die die Jalousien hochrollte, sodass mich die morgendlichen Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten.
Anne:„Hadi kalk kızım geç kalıyoruz. Hast du deine Tasche schon gepackt? Wir bleiben dort eine Nacht bei deiner Filiz Abla.“ Filiz Abla ist meine Cousine und gleichzeitig die Mutter von Hilal. Ich stand zerzaust auf und begann meine Tasche zu packen, nur das Nötigste. Im Bad putzte ich meine Zähne und flechtete meine Haare, damit ich bei der Fahrt in Ruhe schlafen kann. Ja, ich schlafe gerne. Meine Mutter machte Sandwiches und Kader war noch schwerst beschäftigt, was sie wohl am Abend anziehen könnte. Ich habe zwar nicht soviel Auswahl wie Kader, aber mir macht's nichts aus, denn ich leihe mir sowieso alles von ihr aus und andersrum.
Die Fahrt verging lustig, wir sangen im Auto und machten bereits Fotos und Videos. Zum Glück standen wir nicht im Stau, obwohl Feiertag war. Wir aßen und zwischendurch versuchte ich einzuschlafen, was schwer ging, denn mein Vater beleidigte gefühlt jeden Autofahrer.
Gönül:„Ich weiß, das habt ihr nie gesehen.. aber ich schreibe jetzt Zusammenfassungen für die Prüfungen deshalb nicht wundern und stören.“ Meine Eltern fingen an zu lachen und glaubten mir nicht, was eigentlich verständlich ist.
Baba:„Wann ist denn die erste?“
Gönül:„Am Dienstag. Deshalb wäre es gut, wenn wir morgen so früh wie möglich zurückfahren, damit ich morgen und Montag lernen kann.“ Beide nickten und ich begann zu lernen, auch wenn wir bald in Köln wären. Nebenbei hörte ich Musik sonst geht bei mir gar nichts. Ich fand heraus, dass ich dadurch effektiver lerne.. mehr oder weniger.
In Köln angekommen, wurden wir begrüßt von meiner Cousine Filiz Abla, die uns ins Gästezimmer brachte. Alle machten sich fertig, unsere Haare wurden gemacht. Ich entschied mich für eine lockere, lockige Hochsteckfrisur und dezentes Make Up. Mein Kleid war lang und schwarz, eher unauffällig. Kader sah einfach 10 Jahre älter aus und zusammen schossen wir Erinnerungsbilder. Ich genoß es irgendwie abzuschalten und die Zeit mit meinen liebsten zu verbringen. Viele Verwandte waren hier und gegen 16:30 Uhr fuhren wir los in den Saal. Die Deko war in weiss-gold gehalten, sodass der Saal sehr edel und luxuriös aussah. Endlich mal keine Hochzeit in einer Sporthalle, wo auch die Tanzflächen viel zu klein sind. Der Raum füllte sich immer mehr und fast alle waren am Tanzen. Ich saß und beobachtete von der Live-Leinwand aus. Meine Mutter rief mich mit ihren Blicken immer zu sich zum Halay, aber ich ging nicht, weil die Halayschlange riesengroß war, geführt vom Ehepaar und meine Eltern waren auch ziemlich am Anfang. Erstens war es schwer, da reinzukommen und zweitens wären alle Blicke auf mir, sei es von der Kamera oder von den restlichen in der Schlange. Kader könnte ich mir gut in der 1.Tanzreihe vorstellen, da sie zudem auch gut tanzen kann. Ich langweilte mich alleine am Tisch und am Handy zu sein wäre unangemessen. Letztendlich nahm ich den ganzen Mut und suchte mit scharfen Blicken nach Kader, um mich bei ihr einzuhängen. Nach ein paar Sekunden wurde ich fündig und ging zu ihr, hing mich zwischen ihr und noch einer Frau ein und tanzte mit. So ging das ein paar Runden, ich hatte echt viel Spaß wie lange nicht mehr. Die Prüfungen waren für eine Sekunde komplett aus meinem Kopf verschwunden. Die Frau neben mir ging irgendwann raus und ich musste näher rücken. Ohne auf den Gesicht meines Partners zu gucken hing ich meinen rechten Finger in seinen und war schockiert, als ich die Narbe auf seiner Hand sah. Exakt die Narbe von gestern? Ich überlegte zu lang auf die Hand starrend, sodass diese Hand sich lockerte und die Person einfach wegging. Ich sah diese Person nur noch von hinten, ein großer Mann im Anzug, der in der Menge verschwand..
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Gönlümün Efendisi
RomanceDer Herr meines Herzens. Meiner Liebe. Meiner Tränen. Meiner Geschichte. ___ Diese Geschichte ist mit keiner anderen auf Wattpad zu vergleichen. Hier kommen die wahren Gefühle hoch. Diese Geschichte wird ganz andere Spuren hinterlassen. Ganz andere...