Gönlümün Efendisi [10]

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[Kapitel 10]

Gönül:„Komm doch rein.“ Ich lächelte ihn an und machte seitlich Platz. Er kam rein und zog seine Schuhe aus. Um ehrlich zu sein könnte er die Schuhe auch anlassen, da sie extrem sauber und gepflegt aussahen. Mir gefällt der Gedanke, dass er auf Sauberkeit und Ordnung wert legt. Er freundete sich trotzdem mit unseren Hausschlappen an und kam mir hinterher. Auf dem Weg zur Küche wurde mir klar, dass ich nicht gut aussah.
Gönül:„Da vorne ist das Wohnzimmer, geh schonmal rein. Bin gleich da.“ Ohne ihn anzugucken, lief ich in mein Zimmer und zog mir eine Jeans und ein weisses T-Shirt an. Meine Haare waren noch einwenig nass und zum Föhnen war keine Zeit. Ich machte mir einen Zopf und cremte mein Gesicht ein. Das einzige, was ich immer benutze, ist eine Wimpernzange. Leider habe ich nicht das Glück, geschwungene Wimpern zu haben, wie Kader. Nach ein paar Minuten ging ich ins Wohnzimmer und fand Berk vor unserer Vitrine.
Gönül:„Das sind meine Großeltern.“ Ich stand dicht hinter Berk. Er drehte sich samt Bild um.
Berk:„Leben sie noch?“ Er schaute mich an und ich runter. Schüttelnd beantwortete ich seine Frage „Leider nicht.“ Ich habe sie nie kennengelernt, da sie in der Türkei gelebt haben und ich noch sehr klein war. Er tat das Bild weg und mein Blick wanderte langsam wieder herauf. Wie aus dem nichts kam er mir näher und umarmte mich einfach. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Mir wurde schnell warm und ich erwiderte die Umarmung. Meine Augen waren geschlossen. Ich roch seinen Duft am Kragen und wurde nervöser. Scheiße, warum umarme ich Berk im Wohnzimmer? Dannoch vor der Vitrine, mit den ganzen Bildern? Ich löste mich von der Umarmung und drehte mich um. Er zog mich am Arm leicht zu sich, sodass ich ihn in die Augen sah.
Berk:„Die sind für dich. Hoffentlich geht's dir besser.“ Er gab mir die Blumen, die auf dem Sofa lagen. Sie waren so schön bunt mit rosanen Akzenten. Ich lächelte über beide Ohren, ein „Danke.“ kam aus mir raus. Mir hat noch nie jemand Blumen geschenkt. Das kann aber daran legen, dass ich als “kaltes“ Wesen abgestempelt werde von den meisten, aber zurecht.
Gönül:„Komm, ich war gerade am Kochen.“ Wir gingen in die Küche.
Berk:„Glaubst du ein Koch lässt dich kochen?“ Mir fielen seine leckeren Köfte's ein. Jetzt muss ich mir mehr Mühe geben, weil er auf alles achtet. Eine kleine Panik kam mir auf.
Gönül:„Ach was, setz dich.“
Berk:„Lass mich dir zumindest helfen.“
Gönül:„Berk otursana, ist echt kein Problem.“ Ich schnitt Zwiebel und musste meine Tränen überspielen. Unterdrücken konnte ich sie nie.
Berk:„Was ist denn mit eurem Tisch los?“ Ich wusste nicht was er meint und schaute sofort auf ihn und dann auf den Tisch. Ich fand nichts.
Berk:„Ohh, Gönül. Ich wusste es.“ Er stand auf und nahm mir das Messer aus der Hand. Das mit dem Tisch hat er extra gesagt, um meine Tränen zu sehen. Dieser Mann ist schlau. Ich lachte kurz und schaute ihn mit vollen Augen an.
Berk:„Lass mich dir diese Tränen zumindest jetzt wegwischen.“ Ich ging sofort einen Schritt zurück „Das geht schon.“ Ich nahm mir ein Küchentuch und machte sie schnell weg. Ich weiß, das war grad unromantisch, aber so bin ich halt. Er schnitt die Zwiebeln weiter und ich füllte eine Vase mit Wasser auf, um die Blumen dort zu platzieren. Wir kochten schlussendlich zusammen und erzählten uns einige Kochfails. Das war echt lustig, ich lachte kaum so viel. Bei Berk kann man echt behaupten 'Started from the bottom'. Aus diesem Jungen ist echt was geworden, so wie er es mir erzählt.
Berk:„Du hast mir immernoch nicht gesagt, warum Rüzgar hier war.“ Ich dachte schon, er hat's vergessen.
Gönül:„Nur so. Wie es mir geht, er war gerade in der Nähe.“ Berk war still nach dieser Antwort. Ich saß am Tisch und machte uns einen Salat.
Gönül:„Woher kennt ihr euch nochmal?“ Ich schneidete die Tomaten und hoffte auf eine Antwort.
Berk:„Das habe ich dir erzählt, bevor du noch dicht warst. Das war ziemlich lang, erinnerst du dich nicht mehr?“ Ich versuchte mich daran zu erinnern, vergeblich.
Gönül:„Nein. Ich kann mich nicht dran erinnern.“ Das war meine größte Angst vor Alkohol: mich an Dinge nicht mehr zu erinnern und Sachen zu machen, die ich eigentlich nicht tun würde. Mir kamen komische Gedanken, ob ich Berk irgendwas peinliches gesagt habe. Ich erinnere mich nur, dass ich einen Auftrag hatte.
Berk:„Also dann noch mal kurz und knapp. Rüzgar und ich kannten uns durch Freunde, also aus die in der Shishabar.“ Ich nickte, an die konnte ich mich erinnern, es waren viele, die Berk begrüßt hatten.
„Vor etwa 4 Jahren haben wir uns kennengelernt und waren gut befreundet, haben die eine oder andere Scheisse zusammengebaut. Er war ein guter Kumpel wie gesagt, sehr korrekt und direkt. Irgendwann begann er sich zu verändern, er meldete sich nicht mehr von heute auf morgen. Wir waren echt wie Brüder, aber das hörte auf, als er illegale Geschäfte machte und mich einbeziehen wollte.“ Ich schaute ihn schockiert an, was für illegale Geschäfte?
Berk machte den Herd aus „Sind die Teller hier rechts?“ Ich bejahte und machte den Salat fertig. Meine Neugierde war einfach nicht gestillt, ich musste wissen, was das für Geschäfte waren. Nachdem ich meine Hände gewaschen habe, richtete ich den Tisch. Berk war kurz im Bad und ich nahm mir mein Handy aus dem Zimmer. Keine Nachricht. Ich schrieb Kader an, ob alles okay sei. Berk kam zurück und ich servierte uns das Essen.
Gönül:„Das riecht so toll, ellerine sağlık."
Berk:„Ich muss mich bei dir bedanken.“ Er lächelte mich an und wir stürtzten uns an's Essen. Ich weiß nicht, was Berk da noch für Zutaten reingetan hat, aber es schmeckte grandios. Ich musste mich beherrschen, langsam zu essen. Eine peinliche Stille kam auf und ich brach sie.
Gönül:„Glaubst du, Rüzgar meint es ernst mit Fatma?“ Ich wollte seine Meinung drüber hören und noch eventuelle Informationen. Er kaute zu Ende.
Berk:„Natürlich nicht. Rüzgar wollte damals schon immer spät heiraten und erst seine Karriere aufbauen. Er studiert ja immernoch, aber ich habe gehört, nach dem Studium bekommt er eine richtig gute Stelle. Dass Rüzgar sowas schaffen würde, hätte ich nicht gedacht.“
Gönül:„Warum sollte er aus dem nichts meine Cousine heiraten, wenn ihm Karriere wichtiger ist?“ Er blickte kurz hoch „Ach ja, sie ist ja deine Cousine.. ehm, keine Ahnung gute Frage.“ Das alles macht keinen Sinn: Rüzgar ist in einer unglücklichen Beziehung mit Fatma, obwohl er Träume hatte. Aber seine Träume werden wahr, wie ich es gerade mitbekommen habe, das mit dem Job. Da stimmt etwas gewaltig nicht. Fatma und Rüzgar verschweigen etwas. Was am wenigsten Sinn macht, sind seine 'illegalen Geschäfte'. Das Gemisch war ja auch illegal, also ist Rüzgar immernoch auf dieser Schiene - warum? Ich verstehe gar nichts mehr! Aber sollte ich es verstehen oder einfach so lassen?
Berk:„Wenn du so viel denkst, wird dein Essen kalt.“ Ich blickte kurz herauf und aß weiter, damit alles cool bleibt. Nach dem essen räumte ich kurz alles ein und wollte uns Kaffee machen. Berk zog seine Lederjacke an.
Gönül:„Gehst du schon?“ Irgendwie wollte ich nicht, dass er geht. Ich konnte abschalten und Spaß haben.
Er zog sich seine Schuhe an.
Berk:„Ja, ich muss. Mein Kollege wartet auf mich.“
Gönül:„Du verpasst meinen leckeren Kaffee.“ Er stand wieder aufrecht vor mir.
Berk:„Das nächste Mal dann. Ich melde mich bei dir und pass auf dich auf.“ Ich lächelte ihn an und machte die Tür auf.
Gönül:„Danke für alles.“
Berk:„Ist selbstverständlich.“ Wie wir uns jetzt wohl verabschieden? Er streckte seine Hand aus „Weil du immer auf Distanz bist.“ Ich nahm seine Hand und sah ihn an „Findest du?“ Er nickte. Ich schüttelte seine Hand nur weiter „Gut so.“ Wir lachten und er ging raus. Er stieg in sein Auto ein und schaute mich grinsend an. Mir kam Rüzgar in Erinnerung, der mir nicht mal in die Augen sah, als er ging. 2 gegensätzliche Jungs. Ich ging wieder rein und nahm mir mein Handy. Kader hatte mir geschrieben. „Hier ist alles okay.“
„Fatma sieht gut aus, aber ihre Balkenkontur geht gar nicht.“
Ich antwortete „Hahaha zeig mal unauffällig.“ Sie war online und schickte mir ein Bild, wo beide zu sehen waren. Fatma und Rüzgar auf dem Stuhl. Rüzgar zeigte keine Emotionen und schaute irgendwo hin. Fatma hielt seine Hand und lächelte Hals über Kopf.
Kader schrieb „Schau mal den Ring, ich will auch!!“ Ich tippte auf das Bild. Während Fatma ihren Ring stolz präsentierte, war Rüzgar's Hand ziemlich im Hintergrund, auf seinen Schoß.
Ich antwortete nicht und ging ins Zimmer.
Nach ein paar Stunden lernen kamen meine Eltern zurück. Ich hatte keine Lust Kader auszufragen und schaute einen Film. Später aßen wir nochmal zusammen.
Baba:„Wie kann man an so einem Tag so gelangweilt sein? Ich verstehe ihn nicht.“
Anne:„Ach, er war bestimmt aufgeregt. Du warst damals auch nicht der lauteste.“ Wir lachten und redeten über die kommende Woche. Ich muss jeden Tag arbeiten, bis auf Montag.
Kader:„Ich habe keine Lust auf Schule.“
Ich klopfte ihr auf die Schulter „Wird schon.“ Nachdem ich abgeräumt hatte, ging ich ins Bett.
Ich dachte an Berk. Was er wohl macht? Ich nahm mir mein Handy und sah keine Nachrichten. Hab ich ihn zu sehr abgeschreckt mit meiner Distanz? Der Sonntag verging mit Lernen und Serien anschauen. Ziemlich langweilig, aber endlich ein Tag ohne Action. Ich schlief ein und wurde morgens von Kader geweckt. Die letzte schriftliche Prüfung war fertig und ich lief zurück zur  Bahn. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich könnte jetzt schon alles und jeden umarmen.
Esra:„Gönül? Wir fahren später nach Stuttgart, diese Uni da anschauen. Heute ist ja dieser Informationstag, du kommst doch mit oder?“
Gönül:„Ja stimmt. Wie machen wir's?“
Esra:„Ich schreibe dir.“ Wir verabschiedeten uns und ich ging nach Hause.
Anne:„Gönül, bist du es?“
Gönül:„Ja benim.“ Ich ging zu ihr und küsste sie.
Anne:„Komm lass uns reden.“
Gönül:„Reden?“
Anne:„Ja komm setz dich.“ Wir saßen in der Küche und ich platzte vor Neugier.
Anne:„Man hat dich Samstag gesehen.“
Wie? Warum reden Menschen immer so verschlüsselt?
Anne:„Du warst mit einem Jungen zu sehen hier vor der Tür.“ Okay, jetzt bin ich am Arsch. Ich wusste, dass es ein Fehler war mit Berk.
Anne:„Der Junge stand zwar vor der Tür, aber mich interessiert es, wer es war? Ich weiß unsere Nachbarin hat nichts besseres zu tun, aber das macht mich jetzt auch neugierig.“ Sie schaute mich leicht lächelnd an, aber blieb ernst. Berk kann es nicht sein, weil er reinkam. Dann war es wohl Rüzgar, die meine Nachbarin gesichtet hat. Ich kann doch nicht Rüzgar sagen, er hatte vorgestern sein Söz.
Gönül:„Das war Berk. Wir sind gute Freunde.“ Eine Augenbraue erhob sich. „Wer ist dieser Berk und was wollte er hier genau?“ Ich begann einwenig zu schwitzen, weil ich sie anlog.
Gönül:„Wie gesagt ein guter Freund, er war Freitag Abend auch dabei. Er hat sein Ladekabel bei mir vergessen, also ich habs aus Versehen mitgenommen..“ Wie unglaubwürdig war das denn bitte? Ich schaute sie an. Ein schlechtes Gewissen überkam mir.
Anne:„War's nur das Ladekabel?“ Mir war diese Situation so unangenehm. Ich nickte nur und musste meine schwitzenden Hände auf meiner Hose streifen.
Gönül:„Warum fragst du?“
Anne:„Ach nur so, du erzählst mir eh nichts. Du brauchst dich nicht schämen, wenn je was sein sollte, komm zu mir.“ Sie stand auf und ich ging ins Zimmer. So eine Art von Konversation ist mir fremd. Fande sie es jetzt gut oder nicht? Ich hakte nicht länger nach und schnappte mir mein Handy.
Esra:„Ich bin in 15 Minuten da.“ Ich machte mich einwenig frisch und tuschte mir die Wimpern. Ich nahm mir eine Tasche mit Block und Kuli. Meiner Mutter gab ich noch bescheid und wartete draußen auf Esra. Sie kam dann auch mit dem Auto und wir fuhren noch 2 weitere Freunde abholen. Ilias und Nita. Beide interessierten sich auch für Architektur.
Ilias:„Ohh Lieblingstürkin.“ Er stieg hinten ein und ich drehte mich um. „Lieblingsgrieche, was geht?“ Wir gaben uns einen Handschlag „Alles klar, Nita?“ Sie begrüßte mich zurück. Beide sind in unserer Parallelklasse.
Die Autofahrt war lustig, wir hörten laut Musik und Ilias brachte uns sehr zum Lachen. Als wir in Stuttgart ankamen, suchten wir einen Parkplatz, leider war es ziemlich überfüllt. Nach 10 Minuten suchen wurden wir endlich fündig und liefen in einen Hörsaal rein. Dieser war sehr voll, kaum Sitzplätze. An der Leinwand stand, dass in Raum E7 auch eine Info stattfindet. Wir liefen dahin, es war ein anderes Gebäude. Es waren zum Glück noch Sitzplätze da und der Prof stand vorne. Die Gespräche wurden eingestellt und die Veranstaltung begann. Viele machten sich Notizen nebenher.
Nach etwa 50 Minuten begann eine Fragerunde.
Ilias:„Haben Sie noch so Infozettel für Innenarchitektur?“
Prof:„Ja gut, dass Sie das ansprechen. In Raum 1OG34 finden Sie Studenten, Dozenten und viele, die zu den Schwerpunkten individuell auf Ihre Fragen eingehen.“ Ich notierte mir den Raum, echt komische Namen. Das wird was, wenn ich hier mal studiere.
Am Ende klatschten alle und wir verteilten uns.
Nita:„Da vorne Schwerpunkt Außenarchitektur. Wer kommt mit?“ Esra ging mit ihr, mich interessierte eher innen, also blieb ich mit Ilias.
Ilias:„Da vorne ist eine frei.“ Wir gingen zu ihr und sie erzählte eine Viertelstunde über ihr Studium. Nur Ilias redete mit ihr, ich stand nur da und analysierte sie. Irgendwie wiederholte sich alles mit der vorherigen Info.
Ilias:„Alles klar.“ Er schaute mich dann an „Kommst du mit?“ Ich schaute ihn verwirrt an, die Studentin stand noch neben uns. Bestimmt wollte sie uns etwas zeigen, scheiße, warum habe ich nicht zugehört?
Gönül:„Nein, ich bleibe noch hier.“ Beide gingen dann und ich ging langsam auch raus. Esra und Nita waren auch nicht zu sehen, also machte ich eine Runde. Ich las eine Broschüre durch und spürte Blicke. Als ich mich zur Seite umdrehte standen Studenten da, die jemanden suchten. Einer kam sogar zu mir „Hast du Professor Laithal gesehen?“ Ich lachte und schüttelte den Kopf „Ich studiere nicht.“ „Mach das mal lieber, es wird dir hier sicherlich gefallen.“ Ich nickte und lief einen Stockwerk hoch, da gab's einwenig Praxis. Der Raum war nicht gefüllt und ich sah ein interessantes Mini-Haus-Modell. Ich lief dahin und nahm es in die Hand, ein sehr außergewöhnliches Haus.
„Soll ich Ihnen etwas dazu erzählen?“ kam hinter mir. Während ich mich umdrehte antwortete ich „Ja.“ Wie kann es denn anders sein. Eine Riesenuniversität, so viele Räume, so viele Menschen.
Gönül:„Was machst du denn hier?“
Es war Rüzgar. Ich sah große schwarze Augen. Ich schaute herauf in seine Augen und musste dann auf seinen Bart gucken, weil seine Augen mich schluckten.
Rüzgar:„Hier studieren.“ Mir fiel ein, dass seine Mutter einmal erwähnte, dass er Architektur studiert.
Ich tat sein Modell zurück auf den Tisch.
Genau als ich gehen wollte, sagte er „Ich kann dir was zum Modell und generell zum Studium erzählen.“ Eigentlich war unser Kontakt schon abgebrochen, er hat sich vorgestern entschuldigt gehabt. Theoretisch könnten wir sachlich reden, aber mir fiel dieser scheiß Alkoholvorfall ein.
Gönül:„Ich kann dich nicht ernst nehmen, nach all dem.“ Ich schaute ihn nicht an und lief vor. Irgendwie wollte ich rein sachlich schon wissen, wie das alles so hergestellt wird. Wenn ich jetzt gehe, muss ich sowieso auf Ilias, Nita und Esra warten. Ich drehte mich kurz um und sah Rüzgar von hinten. Er hatte ein schwarzes T-Shirt an und seine rechte Hand war in seiner Hosentasche. Mit der anderen Hand hielt er das Modell und schaute es an. Ohne zu zögern lief ich auf ihn zu.
Gönül:„Erzähl mir die Geschichte dahinter.“ Er drehte sich um und tat seine rechte Hand aus der Hosentasche raus.
Rüzgar:„Siehst du das da vorne?“ Er zeigte mir etwas unsymmetrisches. Ich nickte.
Rüzgar:„Man braucht immer einen Anhaltspunkt. Es soll nicht einfach [...]“ Er erzählte es ziemlich interessant im Gegensatz zu der Studentin von vorhin. Meine Augen waren nur auf dem Modell oder kurz in seinen Augen, ich nickte nur und versuchte zu verstehen. Gönül:„Was für einen Schnitt hattest du eigentlich?“ Er tat das Modell behutsam zur Seite.
Rüzgar:„1,6.“ Ich blieb für einen Moment verdutzt stehen. Dieser Typ ist ja echt schlau.
Gönül:„Davon kann ich nur träumen.“ Er kratzte sich am Bart, dabei fiel mir auf, dass er den Ring nicht trug. „Bis 2,4 kommst du hier locker rein. Das ist doch machbar.“ Plötzlich fielen mir Berk's Worte ein: das mit den illegalen Geschäften. Dann fiel mir dieses Gemisch ein, ich wollte ihn schon vorgestern am Telefon fragen, aber war zu sauer.
Gönül:„Du hast das Gemisch aus meiner Tasche genommen, oder?“ Er schaute mich nicht an.
Rüzgar:„Wenn das später jemand gesehen hätte, hätten wir beide großen Ärger.“
Gönül:„Ach deshalb hast du mich so schnell ins Krankenhaus geeilt, weil du Angst um dich selbst hattest.“ Er schaute mir mit einem Blick direkt in die Augen. „Ich habe uns beide gerettet oder war es dir nicht genug?“
Gönül:„Wie kommst du eigentlich an solchen Sachen?“
Rüzgar:„Warum interessiert dich das so sehr?“
Gönül:„Stimmt. Wer bist du denn überhaupt?“ Ich drehte mich um und lief strikt raus. Er nervte mich einfach. Für einen Moment kam er mir wie ein normaler Mensch vor mit Wissen. Bestimmt hat er sich seinen Durchschnitt auch illegal gekauft! Esra rief mich 3 mal an, ich rief zurück. Mailbox. Ich rief Nita an. Esra musste auf die Arbeit kurzfristig. Nita und Ilias waren schon lange raus aus der Uni und wollten draußen einen Cocktail trinken. Ich sagte ab und beschloss, nach Hause zu fahren. Mit Cocktails habe ich erstmal genug. Als ich raus aus der Uni war, fiel mir ein, dass ich meine Jacke oben vergessen hatte. Ich lief wieder hoch und suchte im ersten Hörsaal danach. Es war nichts zu finden, also ging ich die Treppen hoch, wo die ganze Praxis war. Komischerweise war es hier bereits leer, ich sah meine Jacke und nahm sie. Genau als ich mich umdrehte, sah ich ihn. Er kam mit todesblicken auf mich zu.
Rüzgar:„Halte dich fern von Berk!“
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