Gönlümün Efendisi [6]

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[Kapitel 6]

Ich boxte mit meinem Knie in seine wohl am schmerzempfindlichste Stelle, so hart, dass ich mir sicher war, dass er womöglich keine Kinder mehr zeugen kann. Er lies mich reflexartig los und schrie erst laut auf, aber kontrollierte seine Stimme. Ich rannte sofort raus und wollte mit meinen normalerweise kalten Händen mein Gesicht kühlen, aber alles an mir war warm. Sehr warm. Ich schwitzte und wollte in meinem Zimmer meine Hände waschen, schlagartig öffnete ich die Tür und sah Kader mit Duru auf dem Bett sitzen.
Kader schreckte auf und stand sofort auf, was ich nicht verstand.
Gönül:„Setz dich doch wieder hin, alles gut Kader." Ich sah zu Duru, der mir zunickte. Kader kam trotzdem zu mir und fasste mich am Gesicht an:„Warum bist du so rötlich und schwitzt? Abla, du hast Fieber!" Ich hätte nicht gedacht, dass ich wegen diesem Vorfall noch krank aussehe. Was soll ich ihr antworten?
Gönül:„Ach was, ich hab im Garten noch ein bisschen geholfen, die Sonne schien zudem." Sie schaute mich komisch an und ich schüttelte nur den Kopf, als Zeichen, dass sie mich nicht ausfragen soll. Ich lief ins Bad und waschte mein Gesicht, ohne in den Spiegel zu schauen, weil ich mich sehr schämte. Meinen Zopf musste ich bessern und freute mich, als ich unten die Autos hörte. Es ist endlich Zeit zu gehen. Endlich. Ich öffnete die Tür und ging ins Zimmer, Kader und Duru stritten sich..
Duru:„Jetzt lass los und geh runter."
Kader:„Geb doch, die ist bestimmt voll schwer!" Duru wandte sich ab und trug Kader's schwere Tasche runter.
Gönül:„Der arme, warum packst du immer so viel ein?"
Kader:„Ich bin eine Frau, das ist normal."
Gönül:„Ich nicht oder was?" und deutete mit meinem Finger auf meine kleine, unscheinbare Tasche. Kader lachte und umarmte mich:„Die schönste Frau nach Mama." Ich umarmte sie auch, aber löste gleich los, weil ich nicht gewohnt bin, Gefühle zu zeigen. Auch nicht bei Kader. So ist meine Person halt, aber sie weißt das schon. Ich nahm meine Tasche und ging mit ihr runter.
Anne:„Alle bereit?" Kader flüsterte mir „eigentlich nicht.."
Was soll das bedeuten? Ich schaute sie fragend an, aber sie schaute den Boden an.
Hülya Teyze:„Duru wo ist Rüzgar schon wieder? Er fährt heute."
Duru:„Ja wartet, ich hole ihn." Genau wo er ihn holen gehen wollte, kam Rüzgar die Treppen runter. Und wie er kam, er hinkte beim Laufen.
Hülya Teyze:„Warum läufst du so komisch? Noldu?" Ach du scheiße. Ich schaute weg und versuchte schonmal rauszugehen.
Rüzgar:„Habe mich irgendwo angehauen. Gebt den Schlüssel." Ich war erleichtert wegen seiner Ausrede, aber trotzdem tat er mir leid. Hätte ich gewusst, dass er das Auto fährt, hätte ich ihn höchstwahrscheinlich nicht in die Eier getreten. Sie kamen auch aus Kreis Stuttgart, wie ich vom Kennzeichen entnahm. Sein Vater redete mit meinem Vater draußen und wir verabschiedeten uns von Filiz Abla. Bevor jeder zum jeweiligen Auto ging, war es an der Zeit, uns von seiner Familie zu verabschieden.
Ich umarmte Hülya Teyze und verabschiedete mich von Duru mit Küsschen links und rechts, während Kader Rüzgar nur die Hand gab. Ich musste mich auch von Rüzgar verabschieden, damit nichts auffällt.
Ich streckte ungewollt meine Hand aus, schaute an ihn vorbei und er nahm sie, zog mich aber zu sich und tat so, als würden wir küsschen links, küsschen rechts machen, was wir nicht taten. Seine Hand hielt meine so fest, dass ich mich kaum lösen konnte. Er flüsterte mir zuerst ins linke Ohr:„Warte auf meine Nachricht." Wir entfernten uns von dieser Position und waren nun Gesicht an Gesicht, dunkel schaute er mich an, meine Augen fixiert auf ihn. Wir knickten unsere Köpfe, schließlich flüsterte er mir ins rechte Ohr:„jetzt bist du offiziell im Spiel." ich roch dabei seinen männlichen Duft, da ich mit meiner Nase ungefähr auf der Höhe seines Halses war. Doch spürte dann, wie stark er mich von seiner Hand löste. Die Distanz war schlagartig wieder geschaffen. Rüzgar schaute weg und seine Kiefer kamen zum Vorschein. Er war gerade wütend. Hätte er mich nicht so festgehalten! Iyi yaptım, ich habe mich nur gewehrt. Er nahm seine braune Leder Reisetasche und drehte sich um.
Anne:„Wir fahren euch hinterher und ab Stuttgart trennen wir uns ja." Die großen beredeten noch so Sachen und ich setzte mich ins Auto.
Gönül:„Kader was hast du vorhin gemeint?" Kader war am Handy und chattete mit Duru, wie ich sah.
Kader:„Gleich." Ich nahm ihr Handy und schaute sie ernst an.
Gönül:„Kader!" Unsere Eltern stiegen ein und ich war gezwungen, ihr das Handy zu geben, bevor sie misstrauisch werden würden. Alles, was hier in Köln passiert ist, bleibt in Köln. Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Es war eine sehr lange Fahrt und ich schlief ein..
Kader:„Abla.. abla." Etwas rüttelte mich, ich war zu müde und schlug ihre Hand weg.
Baba:„Tja dann kommt sie nicht mit essen." Ich öffnete meine Augen und schaute aus dem Fenster. Ein Köfteci. Ich liebe Köfte.
Gönül:„So werde ich gerne aufgeweckt." Wir lachten alle und verschlafen stand ich auf. Wir waren in der Nähe von Heidelberg. Krass, dass ich so lange durchgeschlafen habe, aber die Nacht war echt anstrengend und kurz für mich. Wir gingen ins Restaurant rein und bestellten alle. Mit alle meine ich alle außer Rüzgar. Zum Glück. Neben Rüzgar kann man keinen Appetit verspüren. Ich ging kurz auf die Toilette und richtete mich etwas her. Ich sah sehr fertig aus, da hilft echt kein Concealer mehr, somit waschte ich mir die Hände und wie der Zufall es wollte, hörte ich seine Stimme. Ich bekam Herzrasen und öffnete die Tür. Er war nicht da. Seine Stimme kam trotzdem, er war auf der Toilette und telefonierte. Das war die Chance für mich, um irgendwelche Ansätze rauszufinden, die mir irgendwie helfen könnten. Mir kam Fatma wieder ins Gedächtnis und ich lauschte konzentriert am Gespräch, wobei ich nur Rüzgar hörte.
„Ja ich komme doch."
„Was denn?"
„Keine Ahnung werde ich schon finden."
„Ciao."
Er blieb die ganze Zeit monoton und hörte sich gelangweilt an. Also, er wird irgendwo hingehen und irgendwas finden. Das bringt mich aber nicht weit.. die Fragezeichen in meinem Kopf wurden immer größer. Mir fiel der Vorfall von heute Morgen ein und ich rannte die Treppen hoch, bevor er mich noch abfängt. Ich spürte etwas hartes und fiel fast die Treppen runter, doch dieser jemand hielt mich fest. „Langsam." Ich hielt ihn aus Reflex fest und schaute hoch, ein fremder junger Mann wollte anscheinend runter zu den WC's. Doch ich löste mich, da ich hier schnell wegmusste. „Tut mir leid." ich schaute das letzte Mal in seinen hellbraunen Augen und ging seitlich an ihm vorbei.
Das Essen kam pünktlich an, ich saß neben Hülya Teyze.
Anne:„Komm Rüzgar." neben ihr war ein Platz frei, ich schaute aber nicht hoch. Wir saßen zum Glück wieder entfernt und konnten uns kaum ins Gesicht schauen. Wie dem auch sie, ich haute rein, denn Adana Kebab gibt's echt selten bei uns. Wenn schon, denn schon. Alle redeten am Tisch, aber ich war mit meinen Gedanken nur am Essen. Es wäre peinlich, wenn ich nochmal bestellen würde, ich musste langsamer essen. Komischerweise fing Rüzgar ein Gespräch an..
Rüzgar:„Baba, ich muss in Karlsruhe raus, ab da übernimmst du wieder."
Mehmet Amca:„Kein Problem oğlum. Wie kommst du zurück?"
Rüzgar:„Ich komm schon irgendwie, mach dir da keine Sorgen."
Hülya Teyze:„Kayınvalidende kalsana." Ich kaute langsamer und spitzte meine Ohren.
Duru:„Rüzgar dort übernachten?" Er nahm das ganze als lustig auf, durch die Blicke der Mutter wurde er aber gewarnt. Die Konversation schien mir komisch. Ich wurde aufmerksamer, aber Hülya Teyze wechselte das Thema. Wir redeten über Gott und die Welt. Alle beteiligten sich, außer er. Wie kann man so in sich eingeschlossen sein? Er ist außen hart und innen auch. Wir bezahlten und standen auf. Ich wollte an der Theke noch Wasser kaufen für die Fahrt, genau wo ich bezahlen wollte, hörte ich, wie eine Stimme sagte..:„Geht auf's Haus." Ich drehte mich um und sah den Typen, den ich aus Versehen vorhin auf der Treppe angerempelt habe. Ich sah sofort seinen Namensschild "B.Kaya" er arbeitet tatsächlich hier.
Lächelnd sah er mich an und unkontrolliert lächelte ich zurück.
Gönül:„Kommt nicht in Frage."
„Ist doch nur Wasser. Vermutlich gut für Ihre Koordinierung." ich lachte kurz auf und bedankte mich, indem ich meine Hand ausstreckte. Er nahm sie und übte leichten Druck aus.
„Hat's geschmeckt?"
Gönül:„Ja sehr sogar, danke!"
"Gönül Abla!" Kader rief mich, ich verabschiedete mich flüchtig und ging sofort raus, fast alle saßen schon im Auto. Wir fuhren weiter bis nach Karlsruhe, und machten in einem Wohnviertel einen Halt. Rüzgar musste raus. Ich beobachte ihn, er hinkte immernoch, aber nicht so stark wie heute morgen. Was ich dann sah, schockierte mich. Er zuckte aus seiner Jogginghose einen Ring und steckte ihn an seinen Finger. So ein Depp! Er liebt sie nicht! Sie verdient sowas nicht, wie zur Hölle kam Fatma auf den Typen zu? Wie? Dem ist ja alles egal, sehen das seine Eltern nicht? Oder sie? Aber er hat erwähnt, dass er bereits versucht hat, sich von ihr zu trennen. Oh man, in welchem Drama bin ich bloß gelandet? Ich beobachtete aus dem Autofenster, wie Fatma glücklich auf ihn zulief und ihn umarmte. Er umarmte sie auch, so, als würde ihn jemand zwingen. Sofort schaute ich weg, als Fatma rüberschaute. Ich schaute zu Kader, die am Handy war und mit Duru chattete. Er sitzt ein Auto vor ihr. Daheim werde ich sie alles nach und nach abfragen. So langsam fuhren wir wieder los und die Strecke über hat mich nichts mehr interessiert. Mir kamen die scheiß Prüfungen in den Kopf, übermorgen ist es soweit. Daheim muss ich lernen und morgen auch. Die Restfahrt war angenehm und daheim angekommen duschte ich und räumte meine Tasche auf. Ich machte mir einen schwarzen Kaffee, das Lernen kann offiziell beginnen. Kader klopfte an meiner Tür und kam in Pyjama rein.
Kader:„Hast du Zeit?"
Gönül:„Naja."
Kader:„Erzähl, was in der einen Nacht passiert ist du 007."
Gönül:„Viel zu lang." Das, was Rüzgar von mir verlangt, wird niemand jemals erfahren. Niemand.
Gönül:„Erzähl du mal. Du klebst am Handy Kader, besser gesagt an Duru."
Kader's Augen leuchteten, als ich seinen Namen in den Mund nahm.
Kader:„Wir verstehen uns halt gut mehr nicht." Mehr nicht? Es ist doch offensichtlich, was zwischen dene abgeht.
Gönül:„Kader, du weißt meine Einstellung über sowas. Zwischen euch soll nichts laufen. Nicht jetzt." Sie sah enttäuscht zu mir runter:„Sowieso nicht."
Gönül:„Ich muss lernen, çık ve kapıyı kapat." Ich klang hart, aber dieser Lerndruck in mir kontrollierte mich. Ich bin nicht ich, wenn ich lerne.
Ohne auf die Uhr zu gucken schrieb ich Lernzettel und googelte einiges zum Thema. Gott sei dank war ich gut in dem Fach, also war alles eine reine Wiederholung. Nach 3 Stunden musste aber eine kleine Pause her. Ich aß und lernte meine Aufschriebe auswendig, ein paar Anwendungsaufgaben konnten nicht schaden in Wirtschaft. So ging das Gelerne bis in den späten Abend. Morgen muss ich Mathe lernen für Freitag. Und Mittwoch wäre Englisch dran, das geht aber locker. Zwischendurch kam meine Mutter und brachte mir Obst. 23:14 Uhr. Ich riskierte, als ich das W-LAN auf dem Handy aktivierte, denn ich wusste, dass die Klassengruppe abging. 95 Nachrichten aus 4 Chats. Ich checkte erst die Klassengruppe ab, dann die restlichen 3 Chats von Klassenkameraden, die mich etwas fragten. Ich hatte keine Energie, um die Konversationen in die Länge zu ziehen, deshalb ging ich auf Facebook. Ich benutze Facebook eigentlich selten, meistens wegen der Familie in der Türkei. Ich bekam aber eine Benachrichtig in meiner Freundschaftsanfragenliste. Berk Kaya. Ich wiederholte den Namen und ging auf sein Profil. Dieser B.Kaya aus Heidelberg? Ich sah mir sein Profilbild an- Ja, es war die Bekanntschaft von heute Mittag. Wie hat er mich gefunden? Soll ich seine Anfrage annehmen? Was will der denn von mir? Ich nahm seine Anfrage nicht an, hab aber auch nicht abgelehnt. Ich schrieb ihn an..
"Hey, wie hast du mich gefunden?"
Ich stalkte kurz sein Profil, er ist Geschäftsführer beim Köfteci und seit 2015 selbständig. Er hat International Business studiert. Sehr zielstrebig. Ich sah dann, dass er sein Restaurant verlinkt hatte, ich klickte drauf und sah als Beitrag, dass Kader das Essen gepostet und uns markiert hat. Ach Kader, ich hasse es, markiert zu werden, dann noch öffentlich. Irgendwie war ich aufgeregt, aber war wahrscheinlich wegen den Prüfungen. Keine Ahnung, mir war komisch..
„Durch deine Schwester Kader heißt sie glaube ich." Nach dieser Aussage wusste ich, dass dieser Berk recherchiert hat, um rauszufinden, dass wir Geschwister sind, da unsere Accounts eigentlich privat sind.
„Du wirst dich bestimmt fragen, warum ich dir schreibe. Um ehrlich zu sein gibt's keinen richtigen Grund dafür, ich fühle zum ersten Mal so. Keine Sorge, ich meine es nicht schlecht und ich habe keine bestimmten Absichten. Öylesine einfach :)" Mir war das nicht Geheuer trotzdem schrieb ich:„Okay.. wie geht's sonst so?" So schrieben wir 20 Minuten hin und her, ganz sachlich über sein Restaurant und sein Studium. Vielleicht wäre das ja auch eine Option für mich. Aber erstmal das Abi schaffen, ich weiß zwar nicht wie, aber ich bin guter Dinge. Es waren meine letzten Monate auf dieser Schule. Mittendrin nahm ich seine Anfrage an und schickte meinerseits auch eine Anfrage. Plötzlich vibrierte mein Handy, es war Fatma. Ich wurde nervös und nahm ab, so neugierig ich war.
Gönül:„Hallo?"
Fatma:„Gönül? Hast du kurz Zeit?" Ich weiß nicht warum, aber irgendwie zitterte ich, auch wenn's keinen Grund dafür gab.
Gönül:„Schieß los."
Fatma:„Ich hab für den Söz ein Kleid bestellt, das kam auch über's Wochenende an, aber tam oturmiyor." Ich war erleichtert, als sie das sagte.
Fatma:„[...] deshalb wollte ich dich fragen, ob wir zusammen in Stuttgart oder so nachschauen, hier in Karlsruhe habe ich nichts passendes gefunden hem Stuttgarta takım almalıyım für den Kaffee, hab auf Instagram eine süßen Shop gefunden dort [...]"
Gönül:„Du weißt, ich muss eigentlich lernen.."
Fatma:„Aber die 2/3 Stunden können wir ja kurz zusammen verbringen bitte Gönül, wir haben uns sowieso lange nicht gesehen und können zusammen über alles reden." Das war eigentlich eine Jackpot Nachricht, denn sie würde mir, im Gegensatz zu Rüzgar, über ihre 'Beziehung' erzählen. Wie sie sich kennengelernt haben, das Verhältnis zwischen den Eltern, all das, was mich weiterbringt. All das, wofür ich im Spiel bin.
Gönül:„Abgemacht, wann?" Wir würden uns Dienstag nach der Prüfung treffen, auch wenn ich vorhatte Mathe zu lernen. Keiner kann mich in ein Labyrinth stecken und mich mit meiner Familie erpressen. Keiner, schon gar nicht dieser Rüzgar.
Rüzgar Özer.
Er wird sehen, wer mit wem spielt.
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Mit 4 Kommentaren geht's weiter!
Ich sehe, wie meine Geschichte langsam ihren Lauf nimmt ❤
Eure guelrose🌹

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