Teil IV

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Mein Herz schlug wie wild und als ich den Knochen in meinem Fuß richtete entfuhr mir ein kurzer, schriller Schrei. In ein Krankenhaus konnte ich nicht, was sollte ich den Ärzten auch sagen? Ich bin aus dem 2. Stock gesprungen, weil drei schwarze Rauchsäulen hinter mir her waren, die vermutlich schon meine Mutter umgebracht haben? Sie würden vermutlich die Polizei rufen oder mich gleich in die Geschlossene einweisen lassen. Naja, zumindest würde der Knochen wieder gerade zusammenwachsen. Mein Blick huschte von einer Ecke der Gasse zur anderen. Das Auto war vor ein paar Kreuzungen verreckt, da der Tank leer gewesen war und ich hatte zu Fuß weitergehen müssen, gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass sich jeder Schritt wie die Hölle auf Erden anfühlte.

Ein Typ kam die Straße entlang getorkelt und ich konnte seine Fahne schon aus einiger Entfernung riechen. Ich drücke mich so weit es ging in den Hauseingang, in dem ich mich versteckt hielt und hoffte, dass der Angetrunkene einfach vorbeilaufen würde. Ein paar Meter vor meinem Versteck blieb er stehen und übergab sich hinter ein paar Mülltonnen, angewidert versuchte ich die Geräusche, die er dabei von sich gab zu ignorieren, doch der Schall, der sich durch die enge Gasse nur langsam verflüchtigte, machte dies fast unmöglich. Schließlich stieß sich der Typ von der Hauswand ab und torkelte weiter, in Höhe meines Verstecks hielt ich für einen Augenblick die Luft an und wünschte mir, mit den Schatten verschmelzen zu können, doch das war nicht nötig. Der Mann stolperte ein paar Meter weit und verschwand dann um die nächste Ecke. Erleichtert atmete ich aus und lehnte mich gegen den Hauseingang.

Der Schmerz in meinem Fuß ließ langsam nach und ich wusste, dass ich weiter musste, in ein sicheres Versteck. Ich zog mich an der Türklinke nach oben und blieb erst einmal auf dem linken Fuß stehen. Komm schon, Anna, reiß dich zusammen, du musst da jetzt durch, du kannst nicht hier bleiben! Die Polizei sucht nach dir und auch diese Dinger, versuchte ich mich zum Weitergehen zu bewegen. Ich atmete noch ein letztes Mal tief durch und humpelte zurück auf die Hauptstraße, irgendwo musste es ein Motel oder etwas Ähnliches geben. Irgendwann fand ich tatsächlich eines, eine absolut heruntergekommene Spielunke, aber wer würde mich hier schon vermuten? Einen Staat von meiner Heimat entfernt, in der ich nur ein kleines, freundliches Mädchen aus der Nachbarschaft gewesen war. Wer würde schon vermuten, dass dieses Mädchen in so einer Absteige landen würde?

Der Kassierer musterte mich mit anzüglichen Blicken und ich verdrehte die Augen. Was für ein Arsch, dachte ich und bezahlte mein Zimmer für zwei Nächte im Voraus, in bar selbstverständlich. Ich brauchte Ruhe und ich wollte auch die Geheimnisse meiner Mutter ergründen, die sie hoffentlich in ihrem Tagebuch niedergeschrieben hatte. Alles, was er mir über Dämonen beigebracht hat, habe ich in mein Tagebuch geschrieben, fielen mir die Worte aus dem Brief wieder ein. Dämonen..... was sollte das sein? Etwa die dunklen Kreaturen von denen man in Mythen und der Bibel lesen konnte? Die Schergen des Teufels? Das war doch alles völliger Blödsinn, es gab keine Dämonen, sie waren Legenden und nicht real.

Mein Zimmer war ein Spiegel von dem was ich erwartet hatte, abgewrackt, schmutzig und schlecht belüftet. Ich öffnete das Fenster, das zu einem kleinen Parkplatz rausführte und schmiss meinen Rucksack auf das Bett. Die kleine Kette hatte sich um mein Handgelenk geschlungen, als ob sie dort hingehörte und es war das erste Mal, dass ich sie mir so richtig ansah.

Früher hielt ich das schwarze Lederband mit dem kleinen Saphir nur für einen schlechten Scherz meiner Mutter, da ich so eine hässliche Kette niemals getragen hätte, aber als Geschenk, dass ich zur Geburt bekam, hatte es dennoch immer zu meinem Leben gehört. Ich hatte sie zwar nie getragen, aber immer auf meinem Schreibtisch liegen. Doch jetzt fuhr ich mit meinen Fingern über den Stein und sah ihn mir genau an. Mit der Zeit hatte sich eine Menge Staub darauf angesammelt, also befreite ich sie davon. Die Rückseite war silbern und ich strich sanft darüber, sie fühlte sich rau an. Ich ging zum Fenster, wo die letzten Sonnenstrahlen des Tages bereits hinter den Häusern und Bäumen verschwanden. Doch noch in diesem roten Lichtschein erkannte ich einige eingravierte Worte, aber verstehen tat ich nur sehr wenig. Latein, war eben nicht meine Stärke, aber so viel ich lesen konnte ging es um die Seele, Himmel, Hölle und auch der Name Winchester wurde erwähnt, doch alles dazwischen war wie ein Buchstabenpuzzle, dass ich nicht lösen konnte. Seufzend ging ich zurück zum Bett und ließ mich neben meine Tasche sinken. Ich suchte nach dem Tagebuch und machte es mir auf dem Bett so bequem es ging. Dann begann ich zu lesen und was ich aus dem Buch erfuhr glich fast schon dem wahnhaften Schreiben einer Irren. Es handelte von vielen Kreaturen wie Dämonen, Vampiren, Wendigos und Werwölfen. Kreaturen, von denen ein normaler Mensch sagen würde, dass sie nicht existierten, doch meine Mutter hatte darüber geschrieben, als hätte sie all das schon erlebt. Es waren kleine Geschichten, in denen die Hauptperson all diese schrecklichen Wesen vernichtete.

Irgendwann musste ich wohl über dem Tagebuch eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, strahlte die Sonne durch das noch immer geöffnete Fenster direkt auf das Fußende meines Bettes. Für einen Augenblick fragte ich mich, wo ich war, doch als ich das Pochen in meinem Fuß spürte, wusste ich, dass die Geschehnisse der letzten Tage nicht nur ein Traum gewesen waren. Ich lag nicht Zuhause, nicht in meinem Zimmer oder meinem Bett, nein, es war immer noch dieses alte, dreckige Motel und das Gefühl nicht allein zu sein, ließ mir einen Angstschauer über den Rücken laufen.



Heute wieder zwei Kapitel geschafft^^ Mal sehen, wie viel ich in den nächsten Tagen hinkriege :)

Euer Supernatural-fangirl ♥


Die Prohezeiung Teil I - Anna Jackson-Winchester #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt