Teil II

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Ich wusste nicht wie lange ich schon so da saß und in die leeren Augen meiner Mutter starrte, aber als meine Gedanken aufklarten herrschte bereits tiefste Dunkelheit. Winchester, ich werde dich finden! Der Anrufbeantworter kam mir wieder in den Sinn und ein neuer Schrecken erfasste mich. Hatte dieser unheimliche Typ am Telefon etwas damit zu tun? Hatte er meine Mutter getötet, wollte aber eigentlich mich? Ich war die Einzige Winchester in der Familie, meine Mutter hatte immer geglaubt, es wäre gut wenigstens irgendetwas von meinem Vater zu haben und ließ deswegen einen Doppelnamen eintragen. Aber was nutzte mir das alles jetzt? Sie war tot, ich hatte meinen Vater niemals kennengelernt und wusste noch nicht einmal wie er aussah. All meine Sinne sagten mir, ich sollte die Polizei rufen, aber jede einzelne Faser meines Körpers weigerte sich dagegen, stattdessen stand ich auf und ging zur Tür. Die Salzlinie war noch immer ununterbrochen und ich überlegte, wieso es ihr so wichtig gewesen war, dass ich das Salz vor den Eingang streute. Mit einem Schritt überquerte ich die Linie und lauschte in die Stille. Es war ruhig, die einzigen Geräusche, die ich hörte, waren das Knacken der alten braunen Holztreppe und das leise Rauschen in meinen Ohren. Meine Beine trugen mich nach oben auf den Dachboden, zu dem alten Schreibtisch an dem ich so oft gesessen hatte, wenn ich meiner Mutter bei der Arbeit zugesehen hatte. Der alte Ledersessel war bereits leicht zugestaubt, doch das interessierte mich nicht. Ich ließ mich darauf nieder und starrte auf die aufgeräumte Arbeitsfläche vor mir. Meine Hand wanderte zur obersten Schublade und tatsächlich lag dort ein Brief, der an mich adressiert war. Zitternd umschloss ich die Lasche und öffnete den Umschlag. Der Brief sah schon alt aus, die Schrift war schon leicht verblasst doch immer noch gut lesbar.

Hey, meine Süße,

wenn du diesen Brief hier liest, werde ich nicht mehr am Leben sein, aber ich hoffe, dass es dir gut geht und du unverletzt bist. Ich wollte dir noch so viel sagen, aber das Wichtigste zuerst, vermutlich wurde ich von einem Dämon getötet oder einer ähnlichen Kreatur, du musst dich vor ihnen schützen, denn sie sind hinter dir her. Anna, ich weiß, du glaubst diesen ganzen Kram nicht, aber es ist alles wahr, sie existieren wirklich: Dämonen, Vampire, Geister, es ist alles wahr, das musst du mir glauben. Dein Vater jagt sie und er kann dich auch beschützen. Was ich dir nie erzählt habe ist, dass dein Vater bei mir bleiben wollte, er wollte sein Leben mit mir verbringen und auch mit dir, aber er konnte nicht. 6 Monate nachdem ich dich zur Welt gebracht hatte kam er wieder in die Stadt um mich zu besuchen, ich erzählte ihm, dass du seine Tochter wärst und er war unglaublich glücklich. Gleichzeitig machte es ihn aber auch traurig, denn er wusste, dass es dich in Gefahr brachte. Sein Job war es diese Monster zu jagen, doch sie jagten auch ihn. Er hatte etwas, dass diese Dämonen unbedingt haben wollten, du bist ihr Druckmittel, Anna, wenn sie dich haben wird dein Vater es ihnen geben müssen. Ich weiß nicht, wie alt du sein wirst wenn du das hier liest, aber es tut mir leid, ich wünschte, du müsstest dieses Leben nicht führen, aber es geht nicht anders. Es hat deinem Vater damals das Herz gebrochen uns zu verlassen, aber er wollte uns beschützen und musste sich deswegen fernhalten. Die Kette, die ich dir zu deiner Geburt geschenkt habe gehörte ihm, er hat sie mir gegeben und ich wollte, dass du sie bekommst.

Pass gut auf sie auf und suche deinen Vater, er sagte mir, falls ich ihn jemals finden müsste, sollte ich nach den verrücktesten Unfällen Ausschau halten, dort würde er sein. ich würde dir wirklich gern mehr über ihn erzählen, aber mehr weiß ich nicht, nicht einmal seinen Vornamen konnte er mir verraten, daher der Doppelname Jackson-Winchester. Ich hoffe, du findest ihn und ich hoffe, du hattest bisher ein normales Leben, denn die nächsten Jahre werden es ganz sicher nicht. Alles, was er mir über Dämonen beigebracht hat, habe ich in mein Tagebuch geschrieben. Es liegt unter der Spüle, behalte es und verschwinde so schnell du kannst aus unserem Haus. Nimm nur die allernötigsten Sachen mit und halte dich von deinen Freunden fern. Sie werden zurückkommen, Anna, aber du wirst dann verschwunden sein.

Mein Leben lang hab ich auf dich aufgepasst und mich um dich gesorgt. Du bedeutest mir alles und ich liebe dich, deswegen bricht es mir das Herz dich diesem Leben auszuliefern. Ich hoffe, dein Vater wird auf dich Acht geben, Süße.

Deine Mom'

Schockiert sah ich auf den Brief in meiner Hand. Was hatte das alles zu bedeuten? Dämonen, Geister, Vampire und mein Vater sollte sie jagen? Das war doch völliger Blödsinn, das waren Märchen und Legenden aber nicht die Realität. Von unten drang ein Kratzen herauf, es klang, als würde eine Katze an der Tür kratzen und mein Herz schlug schneller. War das einer von ihnen? Mein Instinkt lenkte meinen Körper, ich rannte nach unten in die Küche und schnappte mir das kleine in Leder gebundene Tagebuch meiner Mutter. Ich hörte Glas splittern, es kam aus dem Wohnzimmer, schnell lief ich wieder nach oben. Einige Kleidungsstücke flogen durch die Luft und landeten in meinem Rucksack, andere verfehlten ihr Ziel, aber das war mir egal. Alles was zählte war der Weg nach draußen und alles andere hinter mir zu lassen. Mein Zimmer lag im zweiten Stock und mein Fenster führte direkt zur Straße. Ein letzter Griff auf meinen Schreibtisch und zum Rucksack, dann sprang ich. „Gebrochene Knochen tun nur für kurze Zeit weh, manche Sachen sind viel schlimmer", ob mein Trainer jemals gewusst hatte, wie Recht er hatte? Auf dem Weg nach unten fielen mir genau diese Worte ein und ein Sprung aus dem zweiten Stock brachte definitiv gebrochene Knochen mit sich, in meinem Fall, einen gebrochenen Fuß.

Mit quietschenden Reifen wich ein kleiner blauer Ford meinem auf der Straße gelandeten Körper aus und blieb stehen. „Oh mein Gott, ist alles in Ordnung?!", panisch riss der Fahrer die Tür auf und wankte in meine Richtung. „Ich habe Sie doch nicht erwischt, oder? Sind Sie verletzt? Brauchen Sie einen Arzt?" Seine Auen wurden groß, doch sie waren nicht auf mich gerichtet, sondern auf etwas in meinem Rücken. Blitzschnell stand ich auf und rannte zur offenstehenden Fahrertür. „Tut mir leid, Mister!", ich drehte den Zündschlüssel um und fuhr los. Erst im Rückspiegel sah ich, was mir folgte. Drei Männer standen auf der Straße, zwei davon hatten Küchenmesser in Händen, aber den dritten sah ich bloß noch in ein Handy sprechen, es war Mister Backliss, unser Nachbar, doch seine aufrechte Körperhaltung verriet den alten Mann. Schwarzer Rauch stieg aus den drei auf und die Männer brachen zusammen. Mein Blick ging wieder zur Straße, das ganze hatte bloß Sekunden gedauert, doch ich spürte bereits wie das Adrenalin meine Schmerzgrenze wieder senkte und auch den Fuß, der nun wie wild zu pochen begann.

Wo sollte ich anfangen nach meinem Vater zu suchen? Und wo konnte ich bleiben bis ich ihn gefunden hatte?




So, das wars jetzt erst einmal :) Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen neugierig machen und ihr werdet weiterlesen^^


Euer Supernatural-Fangirl ♥


Die Prohezeiung Teil I - Anna Jackson-Winchester #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt