Teil VIII

814 36 0
                                    


Stille.

Nichts geschah. Deans Augen waren noch immer geschlossen, doch von Sam kam kein Wort. Als er sich umdrehte, sah er nur noch Sams Schatten, der um die Ecke verschwand. „SAM!", Dean rief ihm nach, doch er blieb allein, sein Bruder kam nicht zurück. Sam hatte für einen Moment geglaubt sich verhört zu haben, doch als keine weiteren Reaktionen von Seiten seines Bruders kamen, drehte er sich um und verschwand aus der Gasse. Er fuhr sich übers Gesicht und blickte sich um. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein, das Mädchen war mittlerweile 18 Jahre alt! 18 Jahre hatte Dean ihm verschwiegen, dass er eine Tochter hatte, nie waren sie hierher zurückgekehrt, was bedeutet, dass Dean seine Tochter noch nicht einmal kannte. Er hatte sie einfach zurückgelassen. Er hatte nie über sie geredet, nicht einmal ihren Namen erwähnt, wie konnte er das so lange geheim halten? Sam war das völlig unverständlich, seinen Gedanken nachgehend, war er der Straße gefolgt bis er vor Deans Wagen stand. Als er den Blick hob, sah er Castiel verschwinden und ein paar Meter vor einem Mädchen wieder auftauchen, das natürlich voll in ihn hineinlief, da sie nicht damit gerechnet hatte. „Cass?!", rief er und ging auf die Beiden zu.

Mein Blick wanderte von Cass, der plötzlich vor mir aufgetaucht war zu dem großen Mann, der genau auf uns zukam. Na ganz toll, Anna, jetzt bekommt der Engel auch noch Verstärkung.......

„Wieso läufst du davon, Lizzie?", fragte Castiel und sah mich an. „Und wieso humpelst du?", fragte er sanft, erst jetzt spürte ich wieder die Schmerzen, die in meinen Fuß zurückkehrten. „Ich bin aus meinem Fenster gesprungen", sagte ich leise und im selben Moment spürte ich auch schon wie er seine Hand auf meine Stirn legte und die Schmerzen in meinem Gelenk verschwanden.  „Sie können dir helfen!", fügte er hinzu. Sam stieß zu uns und ich sagte kein Wort. „Cass, wer ist das?", fragte er und deutete auf mich. „Sie braucht eure Hilfe, sie ist auf der Flucht vor ein paar Dämonen". Ich lächelte leicht und sah mich besorgt um. „Und, was wollen die von dir?", fragte der Typ an mich gewandt. „ Ich weiß es nicht genau", murmelte ich und sah dem Fremden nicht in die Augen. Die Angst, er könnte mich und meine Lügen durchschauen, war überwältigend, aber wieso interessierte mich das überhaupt. „Entschuldige bitte, ich bin Sam und mein Bruder ist .....", er deutete mit seiner Hand hinter sich. „Dean", Cass' Blick war auf den Mann hinter Sam gerichtet, der augenblicklich herumfuhr. Ich hatte ihn nicht kommen sehen oder hören und zuckte ebenfalls kurz zusammen. Sam sah seinen Bruder nicht an, sondern wandte sich an mich. „Woher weißt du, dass sie hinter dir her sind?" „Wer ist hinter ihr her? Und wer ist sie überhaupt?", fragte Dean verwirrt und sah zu Cass, da ich aber genug davon hatte behandelt zu werden als wäre ich nicht anwesend, verschränkte ich die Arme und sah diesem Dean in die Augen. „ Sie steht direkt hier und sie hat auch einen Namen. ‚Sie' heißt Lizzie und hinter ‚ihr' sind Dämonen her und ‚sie' weiß dass, weil die schwarzen Rauchsäulen versucht haben sie umzubringen". Ich sah die beiden an und beide sahen mich überrascht an. Schnell schaute ich wieder zu Boden. „Ähm... tut mir leid, denke ich ....", sagte Dean und reichte mir die Hand. „Ich bin Dean, freut mich Lizzie." Ich nahm seine Hand nicht, sondern nickte nur, ich hasste es, wenn man mich wie ein kleines Kind behandelte. Nach einer Weile zog Dean seine Hand zurück und musterte mich, die dunkelbraunen Augen meiner Mutter starrten ihn an, doch kein Wort drang über meine Lippen. Sein Blick wandte sich von mir ab und richtete sich auf Cass. „Wieso bringst du sie überhaupt zu uns?", fragte er. „Ich meine, schick sie nach Hause zu ihren Eltern, die werden ihr schon helfen können. Dämonen sind nicht einfach so hinter einem gewöhnlichen Menschen her. Ich wette, ihre Eltern sind Jäger und haben es ihr bloß nicht gesagt." Castiel seufzte. „Dean, sie braucht Hilfe, wir können sie nicht einfach wegschicken", sagte Sam kalt. „Oder willst du schon wieder ein Kind im Stich lassen?" Die Spannungen zwischen den Beiden waren deutlich zu spüren und ich sah zu Cass, der offensichtlich auch nicht wusste worum es ging. „Vielleicht solltest du tatsächlich mit deinen Eltern reden", sagte er leise an mich gewandt, doch ich schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht", murmelte ich und sah zu Boden. Nervös spielten meine Finger mit der Kette, die ich als Armband trug. „Meine Mutter ist tot, Etwas hat sie umgebracht und meinen Vater kenn ich nicht", sagte ich leise. „Das ist ja wohl was völlig anderes, Sam, ich bin doch nur ...", Dean hielt inne, als ich meinen Satz beendet hatte und starrte mich an. Seine hellgrünen Augen bohrten sich in meine und wanderten dann nach unten zu meiner Hand. „Mit was spielst du da die ganze Zeit, Lizzie?", seine Stimme klang fast schon wie eine Warnung und ich trat ein paar Schritte zurück. „Nur eine Kette", sagte ich und drückte sie leicht an mich, da ich sie aus irgendeinem Grund nicht hergeben wollte. Seine Augen wurden immer größer. „Kann ich die mal sehen?", fragte er und streckte seine Hand nach der Kette aus. „Wieso?", meine Stimme klang trotzig, aber auch etwas ängstlich. Sam zog seinen Bruder zurück. „Alter, merkst du nicht, dass du der Kleinen Angst machst? Was ist denn bloß los mit dir?" „Kannst du mal aufhören mich Kleine zu nennen?", fragte ich genervt und sah zu Sam, der zwar fast zwei Köpfe größer war als ich, aber das war mir egal. Dean ignorierte seinen Bruder und starrte weiter auf die Kette. „Wo hast du die Kette her, Lizzie?", fragte er und kam weiter auf mich zu. „Das ist meine ...", sagte ich, jetzt war die Angst aus meiner Stimme verschwunden. Was wollte der Typ eigentlich von mir? „Das kann nicht sein, also wo hast du diese Kette her?!", ich konnte den unterdrückten Zorn hören und zuckte kurz zusammen. „Meine Mutter hat sie mir geschenkt, es ist das Einzige, das ich von meinem Vater habe. Das und ..." „und deinen Nachnamen", vollendete Dean meinen Satz und ich starrte ihn an, doch nicht nur ich, sondern auch Sam und Castiel konnten ihre Blicke nicht von Dean abwenden, all ihre Blicke genauso verwirrt wie mein eigener. „Woher ...?", ich verstummte, als er sich plötzlich auf mich zu bewegte und an sich drückte. „Das kann doch gar nicht möglich sein", murmelte er und ich stand einfach nur da und starrte Sam und Castiel an. „Dean?", fragte Sam nach einer Weile. „Dean! Was ist hier los?!", wiederholter er, als sein Bruder keine Anstalten machte sich zu bewegen. „Das würde ich auch gerne wissen", sagte ich und versuchte mich von ihm wegzudrücken. „Wer sind Sie überhaupt? Ich meine, Sie kennen mich überhaupt nicht!" Dean ließ mich los und ich erkannte Tränen in seinen Augen. „Du hast nichts von deinem Vater außer der Kette, die er dir zur Geburt geschenkt hat und seinen Namen, Anna Jackson-Winchester", lächelte er und in meinem Kopf fügten sich langsam alle Puzzleteile zusammen. „Du ... Du ... Dean Winchester?!", stotterte ich und er nickte. Mein Kopf brauchte noch einen Moment um das alles zu verarbeiten, doch mein Herz klopfte wie wild. „Ich bin dein Vater", sagte Dean leise und diesmal war ich es, die ihm um den Hals fiel und sich fest an ihn drückte. Tränen liefen über meine Wangen, denn mit der Erkenntnis meinen Vater gefunden zu haben, realisierte ich auch, dass ich niemals eine Familie haben würde. Meine Mutter war bloß einige Tage zuvor, nur einige Meter weiter, in meinen Armen verblutet und jetzt stand ich hier in den Armen meines Vaters, den ich eigentlich überhaupt nicht kannte und von dem ich absolut nichts wusste. „Das ist deine Tochter?", Sam starrte mich an und Dean löste sich langsam wieder von mir. „Ja. Anna, mein Bruder Sam und dein Onkel und das ist Cass, aber ihn hast du ja schon mehr oder weniger kennengelernt. Er ist unser Freund und hilft uns manchmal" Schüchtern lächelnd sah ich zu Sam. „Hi", ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, aber ihm ging es anscheinend nicht anders, da er mich weiterhin nur anstarrte. Castiel dagegen konnte den Blick nicht von meinem Vater abwenden. „Du hast eine Tochter?", fragte er, doch ehe er etwas darauf erwidern konnte, drehte sich Sam zu ihm um und sein Gesichtsausdruck wurde kalt. „Mach dir nichts draus, Cass, er hat es niemandem verraten, nicht einmal seinem Bruder" Seine Worte versetzten mir einen Schlag. Er hatte nie über mich gesprochen? Er hatte niemals auch nur erwähnt, dass er ein Kind hatte? Ich fing an, an den Worten meiner Mutter zu zweifeln. Waren diese Worte, ‚er wollte sein Leben mit uns verbringen', nur hohle Phrasen gewesen? Hatte sie all das tatsächlich geglaubt oder wollte sie seine Lügen glauben, weil es so einfacher war?

Ich schlug meinen Blick nieder und wandte mich ab, niemand sollte die Tränen sehen, die sich langsam in meinen Blick geschlichen hatten. „Sam, versteh doch endlich, ich habe sie bloß beschützen wollen! Hätte jemand von Sarah und Anna erfahren, hätten sie sie gegen mich eingesetzt! Ich konnte dieses Risiko einfach nicht eingehen. Sie waren hinter der Kette her und hätten alles getan um sie zu bekommen, also habe ich jeglichen Kontakt abgebrochen. Glaubst du, für mich war es einfach?! Glaubst du, ich habe Sarah gerne verlassen oder gern die Chance verpasst mein einziges Kind aufwachsen zu sehen?!", es war die pure Verzweiflung, die aus Dean sprach und das konnte man auch hören. „Es tut mir alles so unglaublich leid! Es tut mir leid, dass ich dir und Cass nichts von Anna erzählt habe, es tut mir leid, dass ich nicht bei deiner Geburt, deinem ersten Date, deinem ersten Kuss und Liebeskummer dabei war, Anna, und es tut mir leid, dass ich deine Mutter nicht vor den Dämonen beschützen konnte!" Er richtete seinen Blick auf mich und ich konnte sie spüren, die Nackenhaare richteten sich bei seinen Worten auf. „Aber ich verspreche die, Anna, dass ich alles tun werde um dich zu beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert" Mittlerweile waren mir die Tränen gekommen. Seit Moms Tod hatte ich nicht mehr geweint, ich hatte all die Gefühle unterdrückt, doch jetzt konnte ich sie rauslassen. Die Wut selbst nichts tun zu können, die Trauer, meiner Mutter beim Sterben zugesehen zu haben, die Enttäuschung nie einen Vater gehabt zu haben und die Erleichterung, dass er seit 18 Jahren an mich dachte und nur nicht zu uns zurückkam, um uns zu schützen und nicht weil er uns nicht wollte. Die Tränen liefen stumm meine Wangen hinab und wurden nur noch mehr, als Dean, nein, mein Vater, mich in den Arm nahm und beruhigend auf mich einredete. Sam und Cass standen von dem plötzlichen Gefühlschaos irritiert neben uns und starrte uns einfach nur an. „ich wusste, dass irgendwas an dir mir bekannt vorkam", meinte Cass leise, mehr zu sich selbst. „Wie hast du sie überhaupt gefunden?", fragte Dean und sah auf. Castiel schwieg. „Cass?" Er seufzte. „Seit ein paar Tagen spürte ich, dass eine große Menge an Magie freigesetzt wurde und ich dachte mir, vielleicht können wir diese Magie benutzen um das Mal zu entfernen", seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und undeutlicher, doch Dean schien ihn verstanden zu haben, denn er griff sich fast schon automatisch an den rechten Unterarm. Mein Vater hatte immer noch einen Arm um mich gelegt, als wollte er nicht, dass ich mich zu weit von ihm entfernte. Was für eine Magie?", fragte er und als ich ihn ansah, sah ich den Schmerz und die Angst des Mals. „Dad?", das Wort drang nur schwer über meine Lippen und auch er brauchte einen Moment bis er sich angesprochen fühlte. „wieso macht dir das Mal so viel Angst?" Überrascht sahen sie mich an. „Woher...?", mich überlief ein eiskalter Schauer, als sein Blick mich traf und ich ihm in die Augen sehen konnte.





So hier ist mal wieder ein neues Kapitel von meiner FF^^ Ich hoffe, sie gefällt euch bis hierhin und ihr geduldet euch bis zum nächsten Teil :)

Die Prohezeiung Teil I - Anna Jackson-Winchester #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt