Kapitel IX

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Das Grün seiner Augen verschwand und ersetzte sich durch die schwarzen Augen der Dämonen, ich spürte die Angst und das Verlangen des Mals nach Blut und Tod. Es wurde immer durstiger. Das Mal wollte mehr, mehr Blut, mehr Tod und immer mehr von Deans Seele. Plötzlich änderte sich die Umgebung und ich konnte meinen Vater im Blut knien sehen. In seiner Hand eine seltsam geformte Klinge, so saß er einfach da. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, es war als würde er mich gar nicht wahrnehmen. Mit einem breiten, berechnenden und kalten Grinsen im Gesicht starrte er auf das Meer aus Toten und ließ den Blick über die Leichen wandern.

Die Szenerie änderte sich wieder und ich stand direkt vor ihm, im Körper eines anderen oder doch nicht? Ich sah wie er mich mit kaltem Blick ansah und wie sich ein widerliches Grinsen auf sein Gesicht stahl. Er hob die Klinge und ging langsam auf mich zu, die Person in der ich steckte versuchte zurückzuweichen, doch schon nach wenigen Schritten spürte ich die Wand in meinem Rücken. Es gab kein Entkommen und Dean kam unaufhaltsam näher. Doch bevor ich die Mordlust, die sich in seinen Augen bereits ankündigte, live miterleben musste, wurde alles wieder dunkel.



Ich wich zurück und starrte wieder in die grünen Augen meines Vaters, ich zitterte und stolperte zurück. Starke Arme fingen mich auf, bevor ich auf dem Boden landete und ich krallte mich an einen der Arme. „Was ist denn los? Anna?", Castiels Stimme riss mich zurück und ich realisierte, dass er es gewesen war, der mich aufgefangen hatte. „Nichts nichts", sagte ich schnell, konnte den Griff um sein Handgelenk jedoch nicht lockern. Mein Vater starrte mich immer noch an und wiederholte seine Frage, „Woher weißt du von dem Mal?" Doch in seinem Inneren konnte ich seine wahre Frage lesen, woher weißt du, dass es mir so viel Nagst macht? „Ich ... Ich hab es in deinen Augen gesehen", stotterte ich. Sam sah mich irritiert an, in all den Jahren hatte er im Gesicht seines Bruders nur selten Angst gesehen, doch nicht in den letzten paar Minuten oder Monaten in denen er das Mal trug. „Da war keine Angst", sagte Sam völlig überzeugt und sah mich an. „Doch, Sam, sie hat Recht, ich habe Angst. Angst vor dem, was dieses Mal mit mir tun könnte!" Sam stutze und sah zwischen mir und Dean hin und her. „Aber wieso?" Dean schaffte ein kleines Lächeln. „Wieso ich dir nie etwas gesagt habe? Fragst du das tatsächlich Sam?", er sah ihn an und ich zog Castiel etwas von den Brüdern weg. „Das ist eine Sache zwischen den Beiden", meinte ich leise, als er protestieren wollte. Meine Finger spielten weiterhin mit der Kette, doch auch das was ich in den Auen meines Vaters gesehen hatte ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Castiel musterte die Kette nachdenklich, „Wann hast du sie eigentlich angezogen?", fragte er plötzlich und ich sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?" „Im Motel hast du sie in deine Tasche getan, doch seit eben trägst du sie wieder am Handgelenk", er sah auf das Lederband mit dem Stein, der nun blau funkelte, als sich die Sonne darin spiegelte. „Keine Ahnung, hatte ich sie denn nicht schon die ganze Zeit an?", meinte ich etwas verunsichert. „Nein, hattest du nicht", sagte er ernst und streckte die Hand nach mir aus. „Darf ich?", fragte er und ich nickte, ich wollte das Lederband von meinem Handgelenk lösen, doch etwas stimmte nicht. „Ich kann es nicht abnehmen", ich sah ihn hilflos an. „Was meinst du damit?", er nahm meine Hand in seine und wollte es ebenfalls versuchen, doch ein kleiner blauer Blitz schoss daraus hervor und Castiel wurde zurückgeschleudert. „Oh mein Gott!", ich lief auf den am Boden liegenden Engel zu.

Sam hatte Dean die ganze Zeit angesehen. „Ja, das frage ich dich wirklich!" Dean seufzte. „weil du mein kleiner Bruder bist, so einfach ist das. Du hattest die ganze Zeit Hoffnung mich retten zu können, aber die wahrheit ist, Sammy", er zögerte kurz, „Das Mal hat mir bereits gezeigt, was aus mir werden wird. Ein Dämon der wohl übelsten Sorte und das will ich auf keinen Fall" Sams Gesichtsausdruck veränderte sich. „Du wirst nicht zum Dämon! Castiel und ich finden einen Weg wie wir das verhindern!" „Nein, werdet ihr nicht, Sammy! Denn es gibt keine Heilung für das Mal. Ich kann es spüren, ich kann hören wie es nach dem Blut ruft, nach mir ruft und wie es immer weiter nach meiner Seele greift! Es gibt keinen Ausweg, Sammy!", er senkte die Stimme ein wenig und sah seinen Bruder an. Plötzlich sah er alt aus, müde und als hätte er keinen Willen mehr weiterzuleben. „Und wenn es soweit ist, will ich, dass ....", er drehte sich um als er etwas hörte und sah Cass durch die Luft fliegen und Anna wie sie zu ihm lief. „Cass, was war das?!", fragte er und ging ebenfalls zu seinem Freund. Sam folgte ihm und kniete sich neben Castiel, der sich bereits wieder aufsetzte. „Es ist alles in Ordnung aber ich schätze, wir haben unsere Magiequelle gefunden", er deutete auf die Kette um mein Handgelenk. Ich zuckte zurück und wollte sie ausziehen, doch ich konnte nicht. Dean sah zu mir und wollte sie mi ausziehen, aber ich zog meine Hand zurück. „Nein, sonst passiert dir noch dasselbe", sagte ich ängtlich und stand auf. „Du brauchst keine Angst zu haben, Anna", meinte er, stand ebenfalls auf und streckte die Hand nach mir aus, doch Castiel legte eine Hand auf seinen Arm und schüttelte den Kopf. „Deine Tochter hat Recht, Dean, die Magie wird nicht zulassen, dass sie von ihr getrennt wird." Die Panik überkam mich und mein Blick wanderte von Castiel über Sam, der besorgt zuerst die Kette und dann mich musterte, zu meinem Vater. Er nahm dennoch meine Hand und zog mich zu sich. „Was meinst du damit, Cass, dass die Magie mich nicht loslässt?", fragte ich und zitterte leicht. Angst ließ meine Körper willig werden und sich zu Dean ziehen, doch was wenn diese Magie auch meinen Vater verletzte?

Castiel seufzte kurz. „Diesen Impuls, den ich vor ein paar Tagen gespürt habe, ich hatte ja bereits erzählt, dass er nur von einem sehr mächtigen Gefäß ausgehen kann. Nun ja, es scheint als hätte sich die Magie dich ausgesucht um ihr als Gefäß zu dienen und zwar vor ein paar Tagen erst", erklärte er kurz und ich konnte Sams Blick auf mir spüren. „Aber was hat sich geändert? Ich meine, Dean hat ihr die Kette zur Geburt geschenkt, warum hat sie sie dann erst jetzt als Gefäß ausgewählt?", fragte er etwas misstrauisch, „Irgendwas muss in der Zwischenzeit passiert sein" Castiel nickte. „Anna, vor vier Tagen, was war da? Ist an diesem Tag irgendwas besonders passiert? Hattest du eine besonders prägende Erfahrung oder vielleicht eine heftige Endorphinausschüttung?" Etwas irritiert sah ich Cass an. Endorphinausschüttung? Ist das sein Ernst? „Er meinte, ob du starke Gefühle verspürt hattest", übersetzte Dean, obwohl ich mir das fast hatte denken können. „Nein, keine Ahnung", murmelte ich und dachte an die letzten Tage. „Es ist so viel passiert! Ich habe euch getroffen, wurde von Dämonen verfolgt, irgendwas hat vor drei Tagen meine Mutter getötet, gleich nach meinem Geburtstag...", zählte ich auf. Dean schlug sich gegen die Stirn und sah zu mir runter. „Dein Geburtstag! Ich hab das total vergessen!", rief er und drückte mich an sich. „Happy Birthday", sagte er und lächelte. „Du bist 18 geworden, richtig?", fragte Sam und als ich nickte sah er zu Cass. „Könnte es das gewesen sein?" Castiel überlegte. „Ein Geburtstag? Aber wieso dann ausgerechnet der Achtzehnte?", fragte er etwas verwirrt, da er die Bedeutung dieses Alters für die Menschen nicht kannte. „Sie ist jetzt erwachsen", meinte Sam und sah kurz zu mir. Langsam nickte sein Freund, „Ja, das könnte sein, wenn er vor vier Tagen war, würde es passen" Ich schaffte es die Mundwinkel kurz nach oben zu ziehen, als Dad mir gratulierte, doch mir war nicht nach Lächeln zumute also ließ ich es lieber. „Danke, Dean", sagte ich und löste mich von ihm. Mein Blick heftete mich wieder auf die Kette. „Ich glaube, ich weiß, wieso diese kette die Magie in sich trägt....", gab Dean leise zu und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Ich wusste nicht, dass sie dir schaden würde....", sprach er weiter und mich überlief ein eiskalter Schauer. „Was meinst du damit?", fragte ich und ging noch einen Schritt zurück, um ihn besser ansehen zu können. „Vor 21 Jahren haben Sam und ich nach einem Amulett gesucht, das in einer Prophezeiung erwähnt wird und haben sie schließlich auch gefunden" Sams Augen wurden wieder größer. „Du hast gesagt, du hättest sie vernichtet, Dean!", rief er und fuhr sich durch die Haare. „Das wollte ich auch, Sammy, aber es hat nichts funktioniert! Ich hab es für mich behalten, da ich dachte, umso weniger davon wussten, desto eher wäre sie in Sicherheit" „Genauso wie deine Tochter?", fragte Sam sarkastisch, „Wir sehen ja, wie gut das geklappt hat!" Dean seufzte und ich warf Sam einen kurzen Blick zu. Irgendwie verstand ich, was er meinte, aber andererseits hatte er doch bloß versucht mich und meine Mutter zu beschützen, oder? „Ja, Sam, genau wie Anna, also gab ich die Kette Sara, sie sollte gut darauf aufpassen und das tat sie auch. Als ich sechs Monate später bei ihr war hatte sie sie sicher aufbewahrt und ich sagte ihr, wenn Anna alt genug wäre, sollte sie sie ihr geben. Niemand wusste, wo das Amulett war und niemand wusste, wer Sara und Anna waren und das ich ihnen ein solch wichtiges Stück anvertrauen würde. Es war einfach das perfekte Versteck!", versuchte Dean sich zu rechtfertigen. „Was ist das für eine Prophezeiung?", fragte ich und mein Blick durchbohrte ihn.


Die Prohezeiung Teil I - Anna Jackson-Winchester #SpringAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt