SOPHIAS SICHT
"Mum, bitte! Muss das jetzt sein?", maulte ich halb verzweifelt, halb schmunzelnd in die miefige Luft der Abflughalle, während ich versuchte, den Schmatzern meiner Mum zu entkommen.
Um mich herum standen so ungefähr alle Freunde und Bekannte, die ich in während meines Lebens auf unsere Farm in Waterville, das liegt am A.d.W. (auch genannt Maine), kennengelernt hatte.
Zugegeben, wirklich viele waren es nicht.
Da waren meine Mum Laurel, meine vier Jahre jüngere Schwester Zoe, meine Großeltern, die man sich wie Farmer aus einer Liebesschnulze vorstellen kann, ein paar Mitarbeiter von unserer Farm, und meine beste Freundin Jay, die ich seid Windel-Tagen kannte.
Aber in letzter Zeit hatten wir uns irgendwie voneinander entfernt.
Sie hatte jetzt ihren Freund.
Tja, und ich eben nicht.
"Passagiere für den Flug 38258 nach London bitte zu Gate 17", dröhnte es aus den Lautsprechern irgendwo über meinem Kopf.
Ich weiß nicht, ob das der Auslöser war, aber plötzlich stürmten alle auf mich zu und wollten mir noch ein letztes Mal tschüss sagen, wahrscheinlich tschüss für immer.
Naja, vielleicht eher doch nicht.
Der Grund dafür, dass ich meine Heimatstadt für immer verlassen musste, war der, dass ich Scheidungskind war. Der Richter hatte im Kampf um das Sorgerecht entschieden, dass ich die letzten 2 Jahre bis zur Volljährigkeit je ein Jahr bei meiner Mum, das zweite bei meinem Dad in London verbringen sollte.
Da stand ich also, mit meinem 17 1/2 Jahren, bereit für mein neues Leben.
"Letzter Aufruf für den Flug nach
London! Letzter Aufruf!"
Ich stöhnte innerlich auf. Nach der Reihe umarmte ich alle Anwesenden, die ich während der letzte 17 Jahre in mein Herz geschlossen hatte, und reihte mich in die schier endlos lange Schlange vor dem Schalter ein.
Meine Mum und meine Schwester kamen mit Tränen in den Augen ein letztes mal zu mir rüber um mich ein allerletztes Mal zu umarmen.
"Hab dich lieb, du verrückte Nudel!", wisperte Mum mir ins Ohr.
"Mum!!!", erwiderte ich empört.
Wie ich diesen Spitznamen hasste!
Nach einem letzten Abschiedskuss stieg ich ins Flugzeug ein.
-2 Stunden später-
Da saß ich also, eingequetscht zwischen Wildfremden im Flugzeug, auf dem Weg in mein neues Leben.
Rechts neben mir saß ein Mann im Anzug, dem seine Aftershafe-Flasche irgendwie zerplatzt sein muss, seinem Geruch nach zu urteilen.
Und er hätte sich definitiv zwei Tickets kaufen sollen, da seine eine Arschbacke halb auf meinem Sitz hing.
Eigentlich weinte ich nie, doch im Moment hatte ich ernsthaft mit den Tränen zu kämpfen.
Ich vermisste Waterville jetzt schon, am meisten aber sicherlich meine Mum und Zoe. Und die anderen irgendwie auch.
Geistig abwesend stöpselte meine Kopfhörer ein und hörte die hier an Bord übertragene Musik.
Da nur irgendeine Klassikscheiße kam, hörte ich mir ein Lied an, das einen wahrscheinlich eher schnulzigen Text hatte.
Dem Songname nach zu urteilen jedenfalls.
"Kiss You" , das sagt doch schon alles, oder?
Doch irgendwie erinnerte es mich auch an die letzten Momente mit meiner Mum und Zoe.
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On Perfection & me
FanfictionSophia lernt ihre Nachbarn unter ungünstigen Umständen kennen. Doch diese fünf Idioten muss man einfach gern haben, ob sie es will oder nicht. Alles scheint so einfach... doch dann taucht Alex auf. Plötzlich ist nichts wie vorher und Sophia muss übe...