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SOPHIA'S SICHT

'11:49' zeigte mein Radiowecker an, als mein Herz über meinen Verstand siegte und ich mich unbemerkt aus dem Haus schlich.

Alex hatte geschrieben, er würde am Pier auf mich warten.

Da ich mich mit meinen verdammten Tränen nicht hatte zurückhalten können, und der Brief, seit ich ihn gelesen hatte, wie vom Erdboden verschluckt hatte, war meine Vermutung, dass das Treffen um 12 Uhr war, reine Spekulation.

Vor lauter Aufregung hatte ich das letzte mal in der Früh etwas zu mir genommen und als meine Hirnzellen 'Spekulationen' dachten, wurden die Nahrungszellen auf Knopfdruck aktiviert und wandelten das Wort einfach in 'Spekulatius' um.

Dass ich mit einem Mal monstermässigen Appetit auf dieses Weihnachtsgebäck bekam, war bei meinem heimlichen Ausflug natürlich nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Lottie und ich hatten uns in den letzten Wochen immer mal wieder ans Pier zurückgezogen und geredet - über Alex, Harry und die Schule, die unaufhaltsam näher rückte.

Lottie meinte, ich würde in unserem Jahrgang mit Sicherheit Ablenkung finden - oder eben nicht, das war einzig und allein meine Entscheidung.

Draußen war es seltsam feucht geworden, der Geruch von Salzwasser und totem Fisch hing in der Luft, eine kühlte Brise brachte mich zum Frösteln und in der Ferne machte sich ein herannahendes Gewitter bemerkbar, das sich durch dunkles Grollen ankündigte.

Ich war so schnell gelaufen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass ich das Pier schon fast erreicht hatte.

Wenn ich um die nächste Ecke biegen würde, könnte Alex mich sehen, falls er dort sein würde.

Ich zog meine Jacke enger um meine Schultern und meine Schritte verlangsamten sich mit jedem Schritt.

Ich war unsicher.

Verletzt, gespannt und wahnsinnig aufgeregt.

Sein Brief hatte meine Gedanken zum Teil geordnet, dafür aber einen anderen Teil umso mehr aufgewühlt.

Nach schlaflosen Nächten hatte ich mir etwas eingestehen müssen.

Ich war verliebt.

In Alex.

Und sosehr ich dieses Eingeständnis auch verabscheute, ich musste der Wahrheit in die Augen blicken.

Harry war ja wirklich nett und vielleicht auch ein Mädchenschwarm.

Doch was konnte er mir schon bieten?

Auf die Dauer würde das eh nichts aus uns werden.

Das beste war wohl, ihn einfach zu vergessen.

Er war, ohne dass ich es wusste, die ganze Zeit zwischen Alex und mir gestanden.

Das war vorbei.

Heute würde ich eine Entscheidung treffen.

Und nichts, wirklich nichts, würde mich davon abbringen können.

HARRY'S SICHT

Seit geschlagenen 2 Stunden saß ich hinter einem Busch und fror mir den Arsch ab.

Meine Hände, denen die Kälte besonders hart zusetzte, wurden erst gefleckt, bis die Fingerspitzen schließlich eine lila Färbung annahmen, die mich unheimlicherweise an die Brandverletzung von So erinnerte.

So .... Ob sie wohl hier auftauchen würde?

Ich er mit nicht sicher.

Alex hatte ein naives, unsicheres Mädchen aus ihr gemacht, deren Quelle für lustige Witze, Spüche und Späße versiegt war.

On Perfection & meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt