Kapitel 2

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Ich halte meine zwei Schwerter fest umklammert, als ich unten aufkomme. Sie sind mir echt wichtig, ich will sie nicht verlieren. Sie sind mittellang und pechschwarz.

Eine der Spinnen kommt auf mich zu und bekommt sogleich meine Klinge zwischen die Augen. Hinter mir höre ich die nächste kommen und wirble herum. Dabei ziehe ich ihr der Schwert über die Brust und ich springe schnell einen Schritt zur Seite, damit mich das schwarze Blut nicht trifft, was heraus schießt. Ihr folgen drei weitere in den Tod.

Als alle Tiere tot am Boden liegen, wische ich das Blut von meinen Schwertern und stecke sie wieder in die Scheide. Erst jetzt bemerke ich, dass die Waldelben um mich herum stehen und mit Pfeilen auf mich zielen. Seufzend ziehe ich meine Schwerter  und stecke sie vor mir in den Boden; von dem Dolch im Schuh sage ich nichts. Einer der Elben kommt nach vorne und nimmt meine heißgeliebten Klingen mit. Ein anderer legt mir Handschellen an. Dann nehmen sie mich an einem Seil mit. Super gemacht, ganz toll!, sage ich zu mir selbst.

Nach gefühlten Ewigkeiten, kommen wir dann an einem großen Tor hinter einer Brücke an. Es sieht echt majestätisch aus. Dass muss also der Palast des Düsterwaldes sein. Sie ziehen mich weiter durch viele Gänge und ich habe schon längst die Orientierung verloren, als wir vor einem großen Thron stehen bleiben. Ich schaue mich um doch mein Blick bleibt an dem Elb auf dem Thron hängen. Er steht auf und kommt herunter stolziert. "So so, wen haben wir den da?"; fragt er arrogant. Ich hasse ihn jetzt schon. Er kommt auf mich zu und ich streiche mir schnell die schwarz-blauen Haare aus dem Gesicht. Sein Blick sucht meinen und er erstarrt. "Dollcalad...", flüstert er. Erst jetzt erkenne ich die eisblauen Augen wieder, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. "Macht ihre Fesseln los!", befehlt er den Wachen. Sie tun wie geheißen und der eine gibt mir sogar meine Waffen wieder. Schnell stecke ich sie an ihren gewohnten Platz auf meinem Rücken und entspanne mich. "Lasst uns alleine", sagt er und die Elben verschwinden. Er dreht einige Kreise um mich, bevor er wieder anfängt zu sprechen. "Du hast dich echt verändert seit damals...", sagt er sanft. "Wo warst du?", fragt er verzweifelt. Ich überlege, ob ich ihm antworten soll. Doch dann siegt das Verlangen wieder zu sprechen. Ich versuche anzufangen, doch es kommt nicht mehr als ein Piepen heraus. Ich räuspere mich und versuche es nochmal. "Du heiratest eine Andere und ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen. Deshalb bin ich weggegangen und lebte bis heute Früh noch in den Wälder Mittelerdes", sagte ich ziemlich heißer und kratzig. Er blickt mich besorgt an. "Ich wollte das eigentlich nicht...", doch ich schnitt ihm das Wort ab. "Ich will nur wieder mein Leben zurück, was aus Wäldern, Orks und Alleinsein besteht, mehr nicht, also lass mich einfach gehen", flehe ich ihn an. Ich will nicht wieder unter Leuten leben, ich bin nicht dafür geschaffen.

Er seufzt und schaut mich an. "Bitte bleib doch noch eine Nacht", sagt er bittend und ich nicke zögernd. Er bringt mich persönlich zu meinem Gemach und öffnet mir die Tür. Ich betrete den Raum. Er ist recht schlicht gehalten. Ein schrank ein Waschbecken, ein Bett und das beste, ein riesiger Balkon. Ich gehe dort hin und beuge lehne mich an die Brüstung. Ich schließe die Augen und genieße den Wind in meinen Haaren. Es ist fast wie fliegen aber nur fast. Ich bin wirklich versucht mich einfach nach vorne fallen zu lassen. Doch ich halte mich zurück und drehe mich zu Thranduil um. Er starrt mich an. "Was?", frage ich schroffer als beabsichtigt. Er scheint es zu überhören. "Du bist immer noch so wunderschön wie vor 600 Jahren", flüstert er kaum verständlich. Ich weiß nicht was ich darauf erwidern soll und schweige. Er will gerade umdrehen, als er sich nochmal an mich wendet. "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, doch....", er unterbricht sich kurz. Ich schaue ihn fordernd an. "Ja?" "...darf ich sie...sehen?", fragt er sehr leise. Ich weiß sofort wovon er spricht. Ich lege seufzend meine Waffen auf mein Bett. Dann stelle ich mich auf den Balkon, weil ich dort genug Platz habe. Dann rolle ich die Schultern nach hinten und spüre wie meine Flügel aus meine Schultern wachsen, bis sie in vollen Größe hinter mir aufragen. Er schaut sie ehrführchtig an und kommt etwas näher. Ich zucke etwas zurück doch dann lasse ich ihn gewähren. Er kommt langsam näher und streckt zögernd eine Hand aus. Dann gibt er sich einen Ruck und fasst sie an. Er streicht bewundernd über meine Federn und macht ein Gesichtsausdruck, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Schmetterling sieht. Ich muss schmunzeln doch dann lasse ich sie wieder schrumpfen.

Er scheint echt enttäuscht zu sein und wendet sich Richtung Tür. Kurz bevor er rausgeht dreht er sich noch mal um und sagt kaum hörbar: "Du warst meine erste Liebe und wirst es auch immer sein!". Und mit den Worten ist er auch schon wieder verschwunden.


Morna Ainu || Thranduil FF ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt