Cormac O'Laughlin schnaubte.
Sein Vater hatte ihn gerade eröffnet, dass die Wikinger immer noch bei Nuallan hausten. Das gefiel ihm nicht. Er hatte schon einiges über Wikinger gehört. Das nun gerade diese hier anders sein sollten, konnte er sich nicht vorstellen. Einer von ihnen soll sogar ein großer Heiler sein! Der Kerl soll sogar der Bruder des berüchtigten schwarzen Teufels sein! Und Nuallan hatte sie in seine Burg aufgenommen, als ob sie zu seiner Sippe gehören würden. Wusste Nuallan nicht, dass Wikinger immer eine Gefahr bedeuteten? In seinem Kopf malte er sich die schrecklichsten Dinge aus, die diese Barbaren anstellen konnten. Nicht nur mit Nuallan und seiner Familie, sondern vor allem den schwächeren Clans.
Cormac hatte Bedenken. Nein, nicht nur Bedenken! Schon seit sehr langer Zeit versprach sich sein Vater eine Verbindung zwischen den zwei Clans. Nuallan hatte ein sehr großes Gebiet erkämpft und im Gegensatz zu anderen hatte er sie auch halten können.
Dann war er bei einem Aufstand verletzt worden und lag wochenlang in seinem Bett. Es hieß sogar, dass er bald sterben würde. Wieder war Hoffnung aufgekeimt, denn sein ältester Sohn war ein Heißsporn und außerdem noch jung. Doch dieser Heiler hatte Nuallan schneller wieder auf die Beine gebracht, als er es von anderen Heilern her kannte.
Eine Verbindung wäre dennoch allen zu Gute gekommen. Cormac kannte die Töchter des Nuallans. Diese Kierra...nein, an die traute sich kein Mann. Adeen sollte seinem Bruder Oran anvertraut werden, der nicht richtig im Kopf war. Cormac fand beide Gedanken nicht gut. Aber sein Vater hatte ihm einen Befehl gegeben. Und was sein Vater sagte, musste befolgt werden.
Das Problem war nun, dass Nuallan keineswegs mehr für eine Verbindung zwischen ihnen war. Doch das wollte Tadgh nicht akzeptieren. Er wollte nun alles! Sein Vater hatte sich einfach zu weit aus dem Fenster gelehnt, als er Nuallan aufgefordert hatte, die Wikinger davon zu jagen. Nuallan hatte einen Boten geschickt und sie wissen lassen, dass er auf eine Verbindung verzichten würde. Cormac wusste, was das zu bedeuten hatte. Da sein Vater immer noch alles wollte, musste etwas geschehen. Zumindest war es das, was sein Vater verlangte. Cormac dachte ganz anders darüber. Aber er musste gehorchen.
Nun mussten sie handeln. Ob er wollte oder nicht.
„Oran! Mach das du hier her kommst, kleiner Bruder!"
Cormacs jüngerer Bruder war nicht der Gescheiteste. Er konnte nicht kämpfen, war langsam im Denken, aber sein Vater liebte diesen gutmütigen Trottel. Auch Cormac mochte seinen Bruder sehr gerne, der eben noch ein Kind geblieben war. Und so behandelte Cormac ihn auch.
Oran kam gerade angerannt. Seine Hose hing auf einer Seite herab und seine Tunika war vom Mittagsmahl noch verschmiert. Er grinste Cormac dümmlich an.
„Was ist, Cormac?"
Oran konnte auch nicht richtig sprechen. Er nuschelte eher. Manchmal verzweifelte auch Cormac an ihm, weil er nicht immer die Geduld hatte, die man für seinen Bruder eigentlich benötigte. In gewisser Weise war er aber liebenswert. Auch wenn er wie ein Mann aussah, war Oran doch noch ein kleiner Junge, der am liebsten mit seinen Holzfiguren spielte.
„Vater hat uns einen Auftrag gegeben. Wir müssen bald los reiten!"
Oran verzog das Gesicht und sah dabei wie ein Kleinkind aus.
„Muss ich mit? Es regnet und ich will nicht nass werden!"
Cormac schnaubte wieder. Wenn er jetzt nicht vorsichtig umging, würde Oran wieder anfangen zu Schreien und die Bediensteten würden wieder die Augen verdrehen. Keiner von ihnen hatte Verständnis für Oran und sie piesackten ihn oft. Das wollte Cormac auf jeden Fall vermeiden.
Dann besann er sich eines Tricks. Er wusste, dass die Aussicht auf eine Frau Oran bestimmt nicht aus der Burg locken würde. Aber etwas anderes.
„Ich will mir die Wikinger anschauen. Willst du nicht mit? Willst du nicht ihre Waffen sehen? Ich habe gehört, sie haben ganz lange Bärte und Zeichen auf der Haut." Er zeigte auf seine eigene Tätowierung, einen Wolf. „Siehst du? Wie ich. Aber sie sollen Drachen haben! Ich will das unbedingt sehen! Und du?"
Oran bekam große Augen.
„Sind sie böse?", fragte er verschüchtert.
Cormac nickte ernst.
„Natürlich. Aber dein Bruder beschützt dich doch vor ihnen. Wir gehen auch nicht nah zu ihnen. Wir werden sie nur von weitem sehen und Adeen und Kierra abholen. Du magst doch Adeen?"
Oran nickte heftig.
„Sie ist immer lieb zu mir und spielt mit mir! Ich will aber auch zu Nuallan. Und zu Aodh. Zu allen. Sie sind immer nett zu mir!", erklärte er.
Cormac zog ihm die Hose hoch und befestigte die Lederschnur. Dann rieb er etwas an der Tunika, aber der Fleck ging nicht weg.
„Wir werden dich aber umziehen müssen, kleiner Bruder. So kannst du nicht zu Nuallan!"
Er nahm ihn bei der Hand und Oran folgte ihm wie ein kleiner Hund. Vor Orans Raum hielt er an. Er hörte, wie die Mägde wieder über seinen Bruder schimpften.
„Er ist ein Mann und benimmt sich wie ein kleines Kind. Ich habe so viel Arbeit mit ihm!"
„Das kannst du laut sagen! Man kann schon Mitleid mit dem Herrn und seinem ältesten Sohn haben. Ich denke, beide dachten, er würde bald sterben! Und doch hat er überlebt!"
Cormac schloss einen Moment seine Augen und hoffte, das Oran nicht verstand, dass die dummen Weiber von ihm sprachen.
„Ich mag sie nicht!", jammerte Oran leise. „Brigid zwickt mich immer. Es tut weh. Und sie nimmt meine Holzfiguren weg!"
Cormac schnaubte leise.
Oran wusste es also. Es war schon seit Jahren das Problem, dass die Bediensteten Oran piesackten. Manche behaupteten sogar, er wäre vom Teufel besessen. Das war natürlich nicht wahr, aber man konnte einigen Leuten nicht klar machen, dass sie sich zurückhalten sollten.
„Wir werden eine längere Zeit fortgehen. Wir werden Nuallan besuchen. Dann hast du Ruhe!"
Orans Gesicht leuchtete auf.
„Oh ja. Lass uns fortgehen. Nur du und ich!"
Cormac nickte.
Eigentlich sollten sie die beiden Frauen entführen, aber Cormac wusste, dass es keine gute Idee war. Aber er würde mit Oran zu Nuallan gehen und den Anschein bei seinem Vater erwecken, dass er seinen Plan in die Tat ausführte.
Cormac hatte keine Ahnung, wie er Nuallan erklären sollte, was sein Vater wirklich vorhatte. Er würde ihm einfach die Wahrheit erzählen und ihn um Rat fragen. In manchen Sachen vertraute er Nuallan mehr als seinem eigenen Vater.
Zumindest Oran würde für eine Weile glücklich sein. Und das war Cormac erst einmal am Wichtigsten.
Er riss die Tür auf und stellte sich breitbeinig in den Raum.
„Eine neue Tunika für meinen Bruder! Und beeilt euch! Ich möchte nicht warten!"
Die Frauen sahen ihn erschreckt an und Cormac funkelte gerade Brigid böse an.
„Wir beide sprechen uns, wenn ich wieder zurück bin!", raunte er ihr böse zu und nahm dann die Tunika entgegen, die er seinem Bruder über den Kopf zog.
„Willst du noch etwas mitnehmen, kleiner Bruder?", fragte er ihn freundlich.
Oran nickte und rannte zu seiner Truhe. Wie erwartet nahm er eine Holzfigur heraus. Es war ein Pferd, aber schon so alt, dass man es kaum erkennen konnte. Aber Oran hing an dem Ding.
„Gut! Dann werden wir los reiten. Wir werden lange reiten müssen, um die Wikinger zu sehen!"
Er tätschelte Oran die Wange und zog ihn wieder mit sich.
Cormac war klar, dass er eigentlich mehr Gepäck mitnehmen sollte. Aber es waren nur drei Tage, die sie unterwegs waren. Essen hatte er schon packen lassen. Und er hoffte, dass Nuallan sie freundlich empfangen würde und er sich von Aodh Kleidung ausleihen konnte. Vor seinem Vater wollte er den Anschein erwecken, dass er wirklich mit den Frauen zurückkam.
Fast fluchtartig verließen sie die Burg.
Ein paar Tage würden beide Ruhe haben!
Tjelvar war allein auf dem Übungsplatz, als er das Geschrei von Kindern hörte.
Eigentlich war das nichts Neues für ihn. Es waren immer Kinder zu hören, aber das hier war anders. Die Kinder verhöhnten jemanden. Er hörte auch ein Heulen. Aber die tiefe Stimme passte absolut nicht dazu. Es klang wie ein Mann, der heulte wie ein Kind. Das war seltsam.
Er steckte sein Schwert weg und schaute nach, was die Kinder so gemein werden ließ.
Es dauerte nicht lange, bis er die Meute fand. Sie standen um einen Mann, der die Hände über seinen Kopf geschlagen hatte, seinen Kopf hin und her wiegte und heulte.
„Was ist hier los?"
Seine Stimme donnerte über die Wiese und die Kinder sprangen erschreckt zur Seite. Tjelvar erkannte Nevan, der bei den Kindern stand. Er grinste ihn frech an.
„Das ist nur der dumme Oran! Wir machen uns einen Spaß mit ihm!"
Tjelvar betrachtete den Mann. An seinen Gesichtszügen erkannte er sofort, dass der Mann krank war. Tjelvar hatte in Konstantinopel schon Kinder mit demselben Gesichtsausdruck gesehen, aber nie einen erwachsenen Mann.
Der hatte auch das Gesicht gehoben, das von Tränen und Rotz bedeckt war. Seine Augen waren nun vor Schreck geweitet. Vor ihm lag ein Holzspielzeug, das in zwei Teile zerbrochen war.
Tjelvar hob es auf. Es war alt, aber die Bruchstelle war noch neu.
„Wer war das gewesen?", fragte er die Kinder streng.
Die Jungen sahen betreten zu Boden und schwiegen.
Tjelvar sah Nevan streng an.
„Ich schäme mich gerade für dich, Nevan! Was habe ich dir immer wieder erklärt? Gerade du als Sohn von Nuallan sollte sich anders verhalten!" Er sah zu den anderen. "Ich schäme mich für euch alle!"
Nevan hob den Kopf. Er war bockig, das konnte Tjelvar ihm genau ansehen.
„Oran ist nicht richtig im Kopf! Jeder macht sich über ihn lustig!"
Tjelvar hob streng eine Augenbraue.
„Ich wollte nicht wissen, was jeder macht. Ich wollte wissen, was ich dir erklärt habe!"
Nevan sah betreten zu Boden.
„Du hast gesagt, das Wichtigste für einen Krieger ist die Schwächeren zu beschützen."
Tjelvar nickte.
„Und ist Oran schwächer als du?"
Nevan zuckte mit den Schultern.
„Er ist ein Mann! Er sollte nicht schwächer sein!"
Tjelvar ging in die Knie.
„Ja, er ist ein Mann. Aber im Kopf ist er ein Kind, jünger als ihr alle. Ihr solltet ihn beschützen!" Er sah in die Runde. „Alle von euch!"
Nevan hob den Kopf.
„Machen das richtige Männer?"
Tjelvar nickte.
„Ja! Das machen richtige Männer. Und nun tummelt euch!"
Die Kinder gingen von dannen, aber man konnte sehen, dass sie doch sehr betroffen waren. Sie lachten nicht mehr, sondern sahen immer wieder zu Tjelvar, als ob sie befürchteten, er würde ihnen noch hinter her rennen und jedem Einzelnen den Hosenboden stramm zu ziehen.
Tjelvar drehte sich zu Oran um.
„Na, mein Kleiner, jetzt beruhige dich. Sie werden dir nichts mehr tun!"
Der Kerl wischte sich mit dem Ärmel der Tunika über die Nase. Tjelvar schüttelte den Kopf.
„Lass das lieber sein, sonst schimpfen die Frauen! Und das wollen wir doch nicht?"
Oran schüttelte den Kopf und schniefte leise.
„So ist es besser!" Er zeigte ihm das Spielzeug. „War das dein Pferd?"
Oran nickte.
„Schade, dass es kaputt ist. Aber weißt du was? Ich habe noch ein paar in meinem Raum. Ich werde dir eines schenken!"
Oran riss die Augen auf.
„Ehrlich?"
Tjelvar nickte.
„Ja, das werde ich. Aber nur, wenn du nicht mehr weinst!"
Oran schniefte noch etwas, aber die Tränen liefen nicht mehr.
„Sehr schön! Jetzt laufe zur Burg. Dort findest du Clodagh. Sag ihm, er soll dich in meinen Raum mit den Kräutern führen! Und dort wartest du auf mich! Es ist aber wichtig, dass du nichts anfasst. Meinst du, du kannst das?"
Oran nickte heftig.
Tjelvar lachte leise und wuschelte ihm durch das Haar.
„Dann lauf. Ich mache mich noch frisch und komme dann gleich nach!"
Oran lächelte und stürmte los. Tjelvar sah ihm lange hinterher.
Das war wirklich interessant für ihn. Noch nie hatte er einen erwachsenen Mann gesehen, der diese Krankheit hatte. Tjelvar wusste zwar, dass es keine Heilung gab, aber er würde ihn trotzdem gerne beobachten, um zu sehen, wie man mit ihm umgehen musste.
„Nevan hat Recht. Jeder macht sich über Oran lustig! Außer unsere Familie."
Tjelvar drehte sich erschrocken um. Kierra stand vor ihm. Aber sie sah nicht ihn an, sondern Oran, der zum Schloss rannte. Es war kein normales Rennen, wie man es von einem Mann oder Kind erwarten konnte. Er lief seltsam, was aber auch typisch für diese Krankheit war.
„Wirst du ihm wirklich eines deiner Holzspielzeuge schenken?"
Es lag kein Hohn in ihrer Stimme. Es klang eher ängstlich, als ob er seine Meinung jederzeit ändern könnte.
„Ich stehe zu meinem Wort. Eigentlich sollten sie für die Kinder meines Bruders sein, aber ich habe so viele geschnitzt, da kann er ruhig eine oder zwei Figuren haben."
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm hin.
„Du bist seltsam, Tjelvar Egilson."
Er hob eine Augenbraue. Machte sie sich wieder über ihn lustig? Nein, ihr Gesichtsausdruck war immer noch etwas traurig, aber nicht so spöttisch wie sonst immer. Allerdings war da wieder der unterschwellige Vorwurf, den sie ihm immer machte.
„Ich frage mich, warum du immer das Schlimmste von mir an nimmst!"
Kierra öffnete empört den Mund.
„Das tue ich doch gar nicht!"
Tjelvar schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Und ob du es tust! Egal was ich mache, du bist immer der Meinung, ich habe das Schlimmste im Sinn oder ich wäre nicht fähig dazu. Geht es dir bei allen Wikingern so oder bin nur ich es, der dich so reizt?"
Kierra holte tief Luft. Erst war Tjelvar der Meinung, dass sie sich wieder verteidigte wie eine Wildkatze ihr Junges. Doch sie sah eher nachdenklich aus.
„Wenn ich den Eindruck bei dir erweckt habe, tut es mir leid! Ich denke wirklich nicht mehr das Schlimmste von dir. Besonders nicht, seit du mich eines Besseren belehrt hast. Ich war zwar beleidigt, aber mittlerweile habe ich meine Fehler eingesehen! Ich hätte nicht über dich urteilen sollen, so lange ich dich nicht richtig kannte!"
Tjelvar hatte zwar einen anderen Eindruck, aber er schwieg lieber. Er wollte sich nicht schon wieder mit ihr streiten.
Er schüttete einen Eimer Wasser über seinen Kopf und schüttelte sich wie ein Hund, bevor er sich seine Tunika über den Kopf zog.
Kierra blieb bei ihm stehen. Das wunderte ihn, denn so lange war sie noch nie bei ihm geblieben, es sei denn, sie konnte ihn verspotten. Es schien wirklich so, als ob sie über alles nachgedacht hatte und nun befand, dass er keineswegs ein Schwächling oder ein roher Wikinger war.
Er fuhr mit den Händen durch sein nasses Haar.
Er würde sie nicht darauf aufmerksam machen. Lieber wollte er ablenken, damit sie noch etwas bei ihm blieb.
„Dieser Oran! Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Wer ist er?"
Kierra sah zu der Burg und holte tief Luft.
„Oran ist nicht von hier. Er gehört einem anderen Clan an. Sein Bruder und er wollten meinem Vater einen Besuch abstatten." Sie lachte leise. Es war aber kein fröhliches Lachen. Es klang eher verärgert. „Besser gesagt, sie sind auf der Flucht. Für kurze Zeit, wenn man es so will. Ihr Vater hat sich in den Kopf gesetzt, dass seine beiden Söhne Adeen und mich ehelichen sollen, um so eine Verbindung zwischen unseren Clans zu schaffen. Mein Vater hat abgelehnt. Nun will Tadgh das auf seine Weise erledigen. Besser gesagt, Cormac soll es tun!"
Tjelvar nickte ruhig.
Das hatte er selbst schon erlebt. Deswegen hatte sein Bruder nun seine wundervolle Frau, auch wenn die Umstände anders waren als hier.
Dennoch war es Gang und Gebe, dass man die Clans oder Familien durch Heirat enger zusammenbringen wollte.
Allerdings...Oran konnte keinen Ehemann abgeben. Er konnte seine Frau nicht versorgen oder beschützen. Das musste doch jedem klar sein, der den jungen Mann sah. Aber Tjelvar war neugierig.
„Wer hätte denn seiner Meinung nach Oran zum Mann nehmen sollen?"
Kierra lachte leise.
„Adeen war die Auserwählte. Kannst du dir vorstellen, wie ihr Leben aussehen würde? Sie hätte immer ein Kind an ihrer Seite, das sie versorgen muss. Außerdem hat sie sich in einen anderen Mann verliebt, der ihr mehr bieten kann, als nur eine Armee von Holzfiguren!"
Tjelvar grinste.
„Ich weiß! Sie ist Runar zugetan. Er ist auch nicht abgeneigt, aber weil er nur ein einfacher Zimmermann ist, bringt er ihr nur den Respekt entgegen, den sie seiner Meinung nach verdient! Ziemlich dämlich, wenn du mich fragst!"
Kierra lachte laut und schlug sich auf die Schenkel.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hatten.
„Meinst du, wir sollten den beiden helfen?", fragte sie grinsend.
Tjelvar riss die Augen auf.
„Bist du von Sinnen? Das sollen sie gefälligst selbst unter sich ausmachen. Ich habe einen Grundsatz! Mische dich nicht in das Liebesleben eines anderen ein! Egal wie es ausgeht, du kannst keinen Dank erwarten!"
Kierra gluckste vor Vergnügen. Sie war in dem Moment so anders, als er sie sonst in Erinnerung hatte.
„Da hast du wohl Recht, Tjelvar Egilson! Du bist ein weiserer Mann, als jeden, den ich kenne!"
Er verzog das Gesicht.
„Warum habe ich nun das Gefühl, dass ich steinalt bin?"
Sie lachte wieder und schlug ihm leicht auf die Schulter.
„Du solltest noch einen Grundsatz haben! Lege nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage. Sonst kann es wirklich sein, dass du wirklich vorzeitig alterst! Und jetzt würde ich zu Oran gehen. Er ist bestimmt schon sehr ungeduldig und wenn er das ist, dann wird er tollpatschig, obwohl er es nicht will. Ich befürchte das Schlimmste für deine Kräuter!"
Tjelvar grinste sie an.
„Da du mich ja aufgehalten hast, erwarte ich, dass du mir dann beim Aufräumen hilfst!"
Er ließ sie stehen und ging in Richtung Burg.
„Was soll das heißen, ich habe dich aufgehalten?", rief sie ihm hinterher. Doch er hob nur eine Hand zum Gruß, ohne sich um zu sehen.
„Das ist nicht gerecht, Tjelvar Egilson!"
Er lachte laut, war sich aber sicher, dass sie bald in seine Räume kam, weil sie trotz allen ein schlechtes Gewissen hatte.
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Tjelvar
Historical Fiction3. Band meiner Wikinger-Reihe Als die Wikinger bei ihnen strandeten, ist Kierra sehr misstrauisch! Gerade der dunkle Wikinger, der ihr prophezeit worden war, ist nicht so, wie sie sich einen Wikinger vorgestellt hatte. Dennoch zeigt er ihr immer...