Epilog

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„Sie ist ganz anders, als ich erwartet habe!"

Norien setzte sich zu ihren zwei Brüdern und betrachteten die Frauen, die zusammen an einem Tisch saßen. Flora hielt ihren Sohn in den Armen, Adeen strich andauernd über ihren runder werdenden Bauch und Kierra...nun, sie sah aus, wie man es von einer Kriegerin erwartete. Sie trug Lederhosen und eine Tunika. Ihr Schwert hatte sie auf den Rücken geschnallt, obwohl sie im Langhaus waren und man dort bestimmt keine Waffen benötigte. Auch wenn es alle erwartet haben, war sie nicht schwanger und es würde lange dauern, bis sie Kinder bekamen. Weder Kierra noch er waren bereit dazu Eltern zu werden. Sie wollten beide erst die Welt erkunden. Danach war immer noch genug Zeit. Schließlich war er nur der Zweitgeborene. Von ihm erwartete man keinen Erben. Zumindest nicht so schnell.

Tjelvar lehnte sich zurück und stellte ein Bein auf einen Hocker.

Vor einer Woche hatte er die Kriegerin zu seinem Eheweib gemacht. Sie hatten lange warten müssen, doch Cormac hatte ihre Familie geholt und sie waren alle gekommen. Auch Norien und ihre Familie waren erschienen, nachdem sie die Heirat von Eirik schon verpasst hatte. Das Langhaus platzte beinahe aus allen Nähten. Iren, Sachsen und Wikinger saßen einträchtig nebeneinander, als ob sie nie etwas anderes gewohnt waren. Doch bald würden sich die ersten verabschieden und er würde endlich mit seinem Weib wieder alleine sein, ohne das von ihnen die Anwesenheit bei der Familie erwartet wurde.

Ja, sie hatten lange warten müssen, aber endlich war sie sein Weib!

„Was hast du denn erwartet?", fragte er seine Schwester.

Norien lachte leise.

„Ich habe immer geglaubt, du würdest eine ruhige Frau wählen. Eine, die dir nicht widerspricht und dich in deinen Studien unterstützt!"

Eirik lachte.

„Das tut sie doch. Also unseren kleinen Bruder unterstützen. Wenn er in seine Schriftrollen vertieft ist und es wagt sich einer in ihre Hütte, dann können ihn nicht einmal die Götter beschützen. Fenno hat sie sogar verprügelt. Dabei wollte er nur Kräuter gegen den Husten seines Sohnes."

Norien schüttelte den Kopf.

„Sie ist eine Kriegerin durch und durch. Das stört dich nicht?"

Tjelvar schüttelte den Kopf.

„Warum sollte mich das stören?"

Norien zuckte mit der Schulter.

„Ich weiß, du bist stark, aber wird sie nicht einmal stärker sein als du?"

Nun lachten beide Brüder.

„Oh nein, Schwester, dass lässt sie nicht zu! Willst du sehen, was ich meine?", fragte Eirik.

Norien schaute skeptisch, aber sie nickte.

Eirik stand auf.

„Kierra! Erweist du uns die Ehre eines Schaukampfes?"

Sie stand ebenfalls auf. Falls sie verwundert war, ließ sie es sich nicht anmerken.

„Natürlich, mein Jarl! Wer soll mein Gegner sein?"

Sie blickte sich um und besah sich jeden einzelnen der Krieger. Ihr Blick blieb bei Aodh hängen und sie grinste frech. Doch der schüttelte den Kopf.

„Oh nein, Schwesterherz! Denke nicht einmal daran! Ich bin in friedlicher Absicht hier und werde bestimmt nicht das Schwert gegen dich erheben!"

Alle lachten und die Wikinger, die Kierras Kampfkünste mittlerweile kannten, konnten es nicht lassen, einige derbe Sprüche gegen die Iren zu äußern.

TjelvarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt