3. Papercut

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<Dagi>

Inzwischen ist die Beziehung zwischen Max und mir wieder besser und genauso schön wie an unserem ersten Tag. Auch im Job geht es gerade echt gut voran, dieses zwischenzeitliche Tief hatte jeder schon einmal. Jedenfalls war ich sehr überrascht, als mich heute mein Chef in sein Büro zitierte. Mit zitternden Knien klopfte ich an die Tür seines Büros, aus dem ein hohles "Herein" ertönte. Ich schlich mich durch die Tür. "Sie wollten mich sprechen?", fragte ich, nervös und angespannt zugleich. "Ja, Frau Ochmanczyk. Setzen Sie sich.", sagte mein Chef, so ernst wie immer. Er schrieb gerade etwas in eine Akte und legte diese zur Seite. "Frau Ochmanczyk, wie lange sind sie schon bei uns in der Firma?", fragte er und sah mir dabei tief in die Augen. "Seit 18 Monaten.", gab ich zur Antwort. Er nickte stumm. "Sie wissen ja gerade, was los ist, oder?", fragte er mich. "Ja, ich bin informiert. Es läuft ja gerade alles gut.", erwiderte ich. Ich fragte mich, warum er ausgerechnet mir all diese Fragen stellte. "Sie müssen wissen, wir brauchen da unsere guten und sehr guten Leute, um einen festen Stand zu haben im ausländischen Markt. Und ich habe mir ihre Abschlusszeugnisse angesehen. Grandiose Noten in Englisch. Frau Ochmanczyk, ich mache Ihnen das Angebot ihres Lebens. Ich biete Ihnen einen Job in Amerika an, der Sie aufsteigen lässt.", sagte er. Ich musste schlucken. Es klang alles sehr verlockend. Amerika und die Chance, Karriere zu machen. Aber was wird dann aus Max? Ich will nicht ohne ihn gehen. Ich muss da einige Zeit gesessen haben und nachgedacht haben, als mein Chef mich aus meiner Trance weckte. "Frau Ochmanczyk?", fragte er. Ich zuckte kurz zusammen. "Nun ja, das klingt alles sehr verlockend, aber Herr Rieks..." "Nanana, ich will Sie jetzt noch zu keiner voreiligen Entscheidung drängen. Lassen Sie sich das durch den Kopf gehen.", sagte er und geleitete mich zur Tür. Der Rest des Tages verlief stressfrei und ich ging nach Hause, wo Max bereits wartete. Wir tauschten einen Kuss aus. Ich setzte mich in den Sessel und schaute zu Max rüber, der gerade las. "Max, ich muss mit dir reden.", sagte ich.  Er sah auf. "Ja?" "Ich hatte heute ein Gespräch mit meinem Chef. Und er hat mir etwas krasses angeboten.", fuhr ich fort. "Erzähl.", sagte er. "Mein Chef hat mich gefragt, ob ich einen Job annehmen könnte. In Amerika.", sagte ich und ließ die Bombe platzen. Max' Lächeln verschwand plötzlich. "USA?", fragte er nach. "Ja.", sagte ich. Er schaute auf den Boden. "Wie lange?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. "Er hat nichts in der Art gesagt.", erwiderte ich. Er nickte. "Und würdest du das Angebot annehmen?", fragte er. Ich wog meinen Kopf hin und her. "Naja, es ist schon eine Möglichkeit für mich. Und ich könnte es mir durchaus vorstellen, nach Amerika hinzugehen.", sagte ich. Er atmete laut hörbar aus. "Du weißt, das Amerika nicht gerade nah dran ist?", sagte er. "Ja.", antwortete ich bissig. "Max, das ist eine Chance. Und der IT-Markt in Amerika boomt wie blöde. Du hast dann auch gute Chancen, Karriere zu machen.", sagte ich. "Und woher willst du wissen, was ich will?", fragte er sauer. "Ich...", begann ich, doch er redete weiter: "Ich habe gerade erst meinen Job begonnen und mich wieder in Berlin eingelebt. Ich bin vollkommen zufrieden, mit dem, was ich habe. Was sagt mir, dass der Traum, den du hast, auch in Erfüllung geht? Das ganze ist verdammt unsicher. In Amerika ist alles möglich. Von einer Sekunde auf die andere kann alles vorbei sein. Und das ist viel zu unsicher. Mir zumindestens. Ich habe nicht vor, nach Amerika zu gehen. Es ist dein Traum, aber nicht meiner.", sagte er. Währenddessen wurde seine Stimme immer lauter. Ich habe ihn fast nicht wiedererkannt. Er sah meine weit aufgerissenen Augen und wurde sofort wieder der Max, in den ich mich verliebt hatte. "Dagi, ich...", sagte er und fiel vor mir auf die Knie. Er griff nach meiner Hand. "Dagi, ich liebe dich und will dich nicht verlieren. Es ist ein Traum, den du hast, aber...aber ich fühle mich jetzt noch nicht reif genug. Ich will diesen Weg mit dir gehen, aber jetzt noch nicht.", sagte er und küsste meine Hand. Ich stand auf und auch er erhob sich aus der Kauer-Position. "Alles gut.", sagte ich und wir umarmten uns. Innerlich fühlte ich aber, wie verletzt ich war. Nicht schlimm, aber auch selbst kleine Schnitte, wie an Papier, sind immer noch Wunden, die weh tun. Und ich weiß nicht, aber ich glaube, das ich meinen Weg alleine gehen muss. Ohne Max.

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In aller Frische noch ein Kapitel für euch :D Viel Spaß beim Lesen und schaut bitte bei meiner neuen Fan-Fiction vorbei, würde mich sehr freuen. Die neue Fanfiction heißt "Die richtige Frau?" und ist eine Paluten-Fanfiction, weil mich sein Video über Kelly inspiriert hat. Schaut vorbei, lest, votet und kommentiert fleißig und fühlt euch gedrückt <3

A thousand Miles (#HandofBee)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt