8. Gehen lassen

37 1 0
                                    

<Max>

Dagi hat mich verlassen. Warum hat sie das getan? Warum hat sie mich belogen und ist dann abgehauen? Fragen über Fragen stapelten sich wie ein Jenga-Turm, genau so hoch und auch so wackelig. Nachts fühlte es sich so einsam an ohne sie. Ich war antriebslos. Ich bin elektrisch, seitdem Dagi weg ist, bin ich ohne Strom. So oder so ähnlich singt es Prinz Pi. Ich werfe mir viel vor, weil ich weiß, dass ich Schuld bin, dass sie weg ist und vermutlich nie wieder kommt. Dagi und ich haben während unserer Ausbildungszeit diese Serie gesehen, die ebenfalls Nashville hieß und damals sagte sie schon, wenn sie mal genügend Geld hätte, würde sie nach Nashville gehen und dort arbeiten. Auch ich fühlte so, eines Tages mal auswandern und ein neues Leben anfangen. Das war quasi ein kleiner Traum von Dagi und mir. Nun realisiert sie ihren Traum, und ich bleibe hier im blühenden Berlin. Die Blumen blühten, doch für mich waren sie alle schwarze Dahlien. Es war alles scheiße. Durch die Straßen, die ich gehe, weht ein kalter grauer Wind, obwohl es draußen warm ist und jeder mit seinen Freunden etwas macht. Ich halte mein Blick häufig in Richtung Boden, um nicht die ganzen fröhlichen Menschen zu sehen, wie sie ihren Spaß haben und mir, mir selber geht es dreckig. Jedes fröhliche Pärchen treibt mir Kotze in meinen Rachen. Wieso sind alle so glücklich und fröhlich, während ich hier alleine und ohne Weib komplett abstinke? Ich versumpfe total. "Max, so geht das nicht weiter.", sagte Michael, als er bei mir in der Wohnung war. Häufig waren meine Freunde, die in Berlin waren, bei mir in der Wohnung. Michael, Kev, Palle, Steven und Phil waren regelmäßig da, weil sie sich Sorgen machten. Wahre Freunde, die ich jetzt brauchte. Seit ich bei Dagis Chef aufgekreuzt bin, sind drei Wochen vergangen und ich bin ein wenig aufgegangen. Mir fehlte die Motivation zu allem. "Weiß ich selber.", sagte ich murrig. "Ehrlich man, das geht so nicht weiter. Du versauerst hier im Nirgendwo. Das geht so nicht weiter.", beharrte Michael. Wir saßen schweigend nebeneinander. "So, auf geht's.", sagte er. "Wohin?", fragte ich. Er packte mich an meinem Arm und zog mich in unser ehemaliges Schlafzimmer. "Zieh dir was nettes an." Er warf mir eine Dose Deo und eine Flasche Parfüm zu. "Diesel dich damit ein wenig ein. Ich komme in fünf Minuten wieder.", sagte er und ging aus dem Zimmer. Ich suchte was nettes raus und sprühte mich ein. Ehe er sich versah, stand ich vor der Tür. "Pünktlich, pünktlich", sagte er und musterte mich. "Und was jetzt?", fragte ich. "Wirst schon sehen.", meinte Michael und wir gingen die Stufen runter in die lauwarme Berliner Sommernacht. Da stand ein Taxi. Michael lächelte und marschierte aufs Taxi zu. Er hielt mir die Tür auf. Er flüsterte dem Taxifahrer etwas zu und wir fuhren los. "Willst du mir verraten, wo es hingeht, Michael?", fragte ich. Ich hatte es satt, dass er mich im Unklaren ließ. "Wirst schon sehen, Max.", sagte er nur vielsagend. Ich ließ die Fahrt über mich ergehen. Das Taxi hielt vor einer Bar. Michael stieg aus und führte mich in die Bar rein. Wir tummelten uns durch das bunte Gedränge. "So Mois, hier ist der Ehrengast.", sagte Michael in die Runde. Ich realisierte jetzt erst, dass Uwe, Rewi, Manuel, Malte und Julian da waren. "Max!", riefen alle quasi im Chor. Mir wurde warm ums Herz. Michael hatte organisiert, dass wir alle uns treffen! Wir, der Chaosclub. Besonders Uwe und Rewi wiederzusehen ist sehr schön. Wir saßen alle am Tisch und redeten, so wie wir es während des und nach dem Abi taten. Gegen 11 gingen Uwe, Manuel, Michael und ich auf einen Absacker noch in eine andere Bar. Wir setzten uns alle direkt an den Tresen. Wir bestellten eine Runde Shots. "BUTZ!", prosteten Uwe und ich uns das ein oder andere Mal zu. Nach einer Weile legte Uwe seinen muskelbepackten Arm um mich. "Max.", sagte er gelassen. "Uwe.", erwiderte ich und legte den Arm um ihn. "Was is denn mit Dagi?", fragte er. "Weg.", erwiderte ich mit einem Schulterzucken. Er sah etwas irritiert aus. "Sie ist nach Nashville gegangen und bleibt da auch.", sagte ich gelassen. "Ihr seid getrennt?", fragte er. "Nein.", sagte ich lapidar und trank einen Schluck Gin Tonic. "Und warum hast du sie dann gehen lassen?", fragte Uwe etwas bestimmender. Ich zuckte mit den Schultern. "Max, liebst du Dagi noch?", fragte er. Ich wog den Kopf leicht hin und her, aber nickte dann schließlich. "Und warum gammelst du in der Bude rum, lamentierst und sitzt noch nicht im Flieger nach Nashville?", fragte Uwe. Ich hatte keine Zeit, eine Antwort zu geben. "MACH ES! MACH ES EINFACH!", brüllte er wie ein Verrückter. Wir saßen noch ein bisschen beisammen, bis wir alle zu mir aufbrachen und dort schliefen. Ehe ich einschlief, dachte ich über Uwes Worte nach. Warum gehe ich nicht sie dort besuchen? Es ist noch Zeit, alles wieder gerade zu biegen. Ich schwöre, ich werde sie nie mehr gehen lassen.

_________________________________

Badaboom, da bin ich wieder da. Komme aus dem Barcelona-Urlaub wieder und habe jetzt gerade vier Tage wieder hier, ehe es weitergeht mit Urlaub(wohin verrate ich noch). Habt Spaß mit dem Kapitel und fühlt euch dolle gedrückt <3

A thousand Miles (#HandofBee)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt