Wir liegen im Gras, alle Viere von uns gestreckt und blicken schweigend gen Himmel.
Betrachten die Wolkenbäusche, die wie zerrissene Zuckerwatte im Blau treiben. Um uns sind Glitzerspinnenweben gespannt, Tautropfen funkeln wie kleine Edelsteine auf dem satten Grün der Grashalme, die feucht und kühl an unsere Leiber drücken. Hin und wieder blitzt die Sonne zwischen den Wolkengebilden hervor, ihre Strahlen streicheln über unsere Haut wie warme Atemzüge.
Insekten und Vögel spielen mehrstimmig das Lied des Sommers, dem wir andächtig lauschen.
Ich schließe die Augen und nehme einen Atemzug voll warmer Luft und frischem Gras und nasser Erde und zartem Blütenduft.
Dieser Atemzug schmeckt nach Sommer, nach uns.Deine Finger streichen über die zarte Haut an meinem Handgelenk, jedes Härchen richtet sich auf, reckt sich deinen vorsichtigen Berührungen entgegen.
Wir drehen die Köpfe und sehen uns an, ich blicke in dein dunkles Braun, du in mein helles.
In diesem Moment verstummen die Insekten, als würden sie sich auf den Gräsern niederlassen und gebannt die Luft anhalten, neugierig ihre tausend Augen auf uns richten, darauf warten, dass es passiert.Es passiert.
Deine Lippen, sie schmecken nach den Erdbeeren, die wir vorhin naschten, krabbeln über meine, so zart, so vorsichtig wie Käferbeinchen, und ich dränge mich dir entgegen, will mehr von den Erdbeeren naschen.
Kann nicht genug von diesem Geschmack bekommen, von dir, vom Sommer.Ich schwinge mich auf dich, grabe meine Hände abwechselnd in deine erhitzte Haut, dein weiches Haar, lass die Grashalme wie Fäden durch meine Finger gleiten, wühle in der Erde.
Unter uns ist's feucht und über uns wird's heiß. Die Sonne schleckt den Tau vom Boden, während wir uns die Erdbeeren von den Lippen, von der Zunge, von den Zähnen lecken und uns dabei wie Tänzer aus den Kleidern schälen.
Unser Kuss wird noch inniger, tiefer, beschränkt sich lange nicht mehr auf unsere Lippen.Nun spielen wir das Lied des Sommers.
Unsere Körper, die sich rhythmisch und sehnsüchtig aneinander reiben sind der Cajón, geben den Takt vor. Sie werden begleitet von unseren Atemzügen die stoßweise entweichen und zitternd genommen werden. Unsere Hände streichen über die nun nackte, von keinem Stück Stoff mehr verdeckte, Haut des anderen wie über die Saiten einer Violine. Und unsere Küsse sind der Gesang.
Mal hoch, mal tief.
Mal laut, mal leise.
Mal sanft, mal hart.
So geht es immerfort.So zart, so zögerlich, so vorsichtig, wie dieses Lied begann, nimmt es stetig an Tempo und Lautstärke zu.
Ich bin dir nicht schnell genug, jetzt willst du das Tempo vorgeben, also stößt du mich ins Gras, mit jedem Mal versinke ich ein Stück tiefer in diesem weichen, kitzelnden Bett aus abertausenden kleinen Halmen.
Eine rosa Blüte tanzt zu unserem Lied auf meiner Nasenspitze.Unser Lied endet mit einem Paukenschlag, geht durch Mark und Bein, lässt jedes Glied erzittern.
Du kommst, von den Wolken geküsst, zurück aus deinen luftigen Höhen, von deinen Himmelsflügen, in mein taufrisches Bett.
Rollst dich neben mich ins Gras, wir blicken gen Himmel, unsere Herzen machen weiter Musik, hauen ordentlich auf die Trommeln. Und auch unsere Atemzüge wollen die Musik am Leben halten, wollen nicht, dass sie verstummt.Sie verstummt nicht.
Erst ist es ein zögerliches Zwitschern, dann das leise Summen einer Biene, weitere Vögel und anderes Flügelgetier stimmen ein in dieses Lied.Die Wattefetzen wurden weggepustet, jetzt badet die Sonne allein in den Fluten des Himmels, schmilzt den Schweiß von unsere Haut. Die Halme unter uns wurden durch unsere Hitze getrocknet, durch unsere Bewegungen, haben sie sich den Formen unserer Körper angepasst.
Deine Hand umgreift meine und wir blicken einander, aus geweiteten Pupillen und mit lächelnden Mündern, an."Du schmeckst wie der Sommer", sagst du. Und ich weiß, was das bedeutet, denn ich habe gerade davon gekostet.
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My Mind - you talk too much
Short StoryDu sitzt in der Bahn, beobachtest die Frau, die dir gegenübersitzt und nachdenklich aus dem Fenster sieht. Sie hat roten Lippenstift aufgelegt und du fragst dich, wieso sie nervös mit ihren Fingern auf ihr Bein trommelt. Ist sie auf dem Weg zu einem...