Wir dachten, wir schrieben Liebeslieder und schrieben dabei, ganz leise und jeder auf seine Weise, das Lied vom Scheitern.
Fanden Glück im Unglücklichsein, waren gemeinsam einsam, allein.
Belogen uns selbst, redeten uns so viel ein.
Gaben uns Versprechen, die wir sobald wir sie sprachen, schon wieder brachen.
Träumten von der Ewigkeit zu zweit und dabei verblasste die Zukunft, wurde leise und leer mit der Zeit.Weißt du noch, damals, als wir dort oben standen?
Wie der Wind an uns zerrte, mit meinen Haaren tanzte?
Wie wir uns angesehen haben?
Und du hieltst meine Hand, obwohl Händchenhalten nie dein Ding war.
Nie hab ich mich so lebendig gefühlt.
Nie hab ich vor Glück schreien wollen, so laut.
Nie war ich mir so wenig fremd, war alles so vertraut.Wir scheitern immer schöner, sagt man.
Warum sitz' ich dann jetzt besoffen in der Tram?
Scheitern heißt auch Neuanfang.
Aber warum fühlt sich's verdammt noch mal nicht so an?Warum kann's nicht perfekt sein?
Dabei weiß ich, nichts ist perfekt.
Ich bin's nicht.
Und du bist's nicht.
Und wir waren's nicht.
Und trotzdem habe ich genau das geliebt, dieses Unperfektsein.
Dieses Nichtperfektseinmüssen.
Und -dürfen.Jetzt bin ich so frei, wie schon lange nicht mehr.
Und statt erleichtert zu sein, frage ich mich: Was fang' ich damit an?
Und wo kommt plötzlich diese ganze Zeit her?
Jetzt stehen mir alle Türen offen, ich bin ganz ehrlich, das macht mir Angst, denn ich weiß nicht, welche dieser Türen ich nehmen soll und schon gar nicht, was dahinter liegt.
Es ist ein verrückter Tanz auf Hochhausdächern, ein Seil ohne doppelten Boden, ein Irren und Wirren und keiner kennt den Weg.Die Geborgenheit weicht dieser Freiheit und das ist unbequem.
Bin ich einfach zu bequem für's Freisein?
Bin ich lieber unglücklich als allein?
Wie viel Zeit will ich noch mit dieser Fragerei verschwenden?
Muss die Suche nach Antworten immer in einer existenziellen Krise enden?Ich weiß, dieses Lied vom Scheitern sing ich jetzt und bald schon werden andere Töne angeschlagen.
Doch bis dahin?
Im Selbstmitleid baden?
Ich sage dir, ich bin es leid.
Die Angst, diese verfluchte Angst.
Herrgott, wie oft bin ich schon gescheitert?
Mindestens ein Mal jeden Tag.
Muss man wirklich kein Drama draus machen, einfach weiterlachen, lernen, weitergehen, vielleicht mal die Richtung wechseln.
Steht so in jedem Ratgeber.
So einfach kann das sein.
Doch wenn's nur so wäre.
Wenn's nur so leicht wäre...Gescheitert sind wir.
Gescheitert an dem, was wir sein wollten.
Füreinander.
Ich will 'Fuck you!' schreien, dir die Schuld an allem geben, dich hassen und hinter mir lassen.
Aber ich weiß, ich hab genauso viele Strophen geschrieben, wie du.
Und das tut mir leid.
Sag mir, wann begann es, dieses Lied? Wann hat das Ende begonnen?
Und wann endet es?(Silvester 2017/18)
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My Mind - you talk too much
Short StoryDu sitzt in der Bahn, beobachtest die Frau, die dir gegenübersitzt und nachdenklich aus dem Fenster sieht. Sie hat roten Lippenstift aufgelegt und du fragst dich, wieso sie nervös mit ihren Fingern auf ihr Bein trommelt. Ist sie auf dem Weg zu einem...