Projekt Exlibris: Warum Lady Godiva durch meine Bücher reiten soll

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Heute will ich euch an einem Projekt teilhaben lassen.
Ich weiß, das ist wieder einmal nicht wirklich eine Kurzgeschichte. "My Mind" wird eben immer unberechenbarer.
Irgendwie ist es aber doch eine Kurzgeschichte... entscheidet doch einfach selbst.

Die Bibliothek

Mein Großeltern haben einen kleinen Bauernhof und mein Großvater, von dem ich wohl meine Leidenschaft für Bücher und fürs Lesen geerbt habe, besaß eine kleine Bibliothek.
In dieser gab es nicht nur unzählige Bücher, sondern darin wurden auch Zaumzeug und Sättel gelagert.
Wenn man die Tür öffnete, schlug einem der Geruch von Leder, Pferd, Staub und altem Papier entgegen. Diese Tür zu öffnen, war für mich...unglaublich.
Mein Herz schlug immer bis zum Hals, wenn ich die Hand auf die rostige Klinke legte. Wenn die Tür sich mit einem leisen Knarzen öffnete. Wenn mir dieser Geruch in die Nase stieg. Wenn der Staub im Sonnenlicht, das durch das kleine Fenster herienfiel, tanzte und flirrte, wie Feenstaub. Die Stille, diese ruhsame Geduld der Bücher, die mich augenblicklich umfing.

Und dann diese Regale voller Bücher! Für mich als Kind reichten diese bis in den Himmel. Ich habe diese Bücher nie gezählt, weil sie mir unzählig vorkamen.
Ich habe die Tür leise hinter mir geschlossen, weil ich immer das Gefühl hatte, etwas Verbotenes oder zumindest Geheimnisvolles zu tun.
Mein Großvater hat gut auf seine Bücher aufgepasst und eigentlich wollte er nicht, dass ein Kind sich an seinen Schätzen vergriff.
Aber seine Sorge war unbegründet. Niemals hätte ich es gewagt, eines dieser Bücher zu beschädigen. Ehrfürchtig ging an den Regalen vorbei, ließ meine Finger über die Buchrücken gleiten.
Atmete die Stille und lauschte dem Flüstern der Worte, der Magie, die zwischen den Einbänden auf mich warteten.
Die Welt da draußen, hinter dieser Tür, war vergessen. Sorgen, Ängste, Lärm - all das konnte nicht in diese Welt gelangen. Ich fühlte mich sicher und behütet und wusste trotzdem, dass mir große Abenteuer bevorstanden.
Und dann griff ich mit freudiger Erregung nach einem dieser Bücher.
"Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle.
Ein unscheinbares Büchlein zwischen all den Riesen, zwischen all den großen Namen und Worten, die für ein Kind bedeutungslos waren. Ich setzte mich in eine Ecke, unter einen der Sättel, schlug die erste Seite auf und begann zu lesen...

Heute gibt es diese Bibliothek nicht mehr. Der Raum musste einem Umbau meines Onkels weichen. Die Bücher existieren jedoch noch. In Kartons, ein paar haben es ins Wohn- und Schlafzimmer meiner Großeltern geschafft. Die Magie von damals ist dennoch verschwunden, ohne diese Tür, ohne die Sättel, ohne die hohen Regale, ist es nicht mehr dasselbe.
Für mich stand aber bereits damals fest: Ich werde irgendwann meine eigene Bibliothek haben. Und ich hoffe, dass meine Kinder und Enkelkinder diesen Raum dann mit ähnlichen Gefühlen betreten, wie ich damals.
Ich werde es auf jeden Fall tun.

Exlibris

Im Kunstunterricht sollten wir mal unseren eigenen Exlibris entwerfen und dann einen Linoleumstempel daraus machen.
Meine Idee war scheiße, die Umsetzung war noch grauenhafter, daher ist mein damaliges Ergebnis wohl auch verschollen - dennoch fand ich dieses Projekt genial und hatte wahnsinnig viel Spaß dabei.

Ein Exlibris ist ein Stempel, der auf die erste Seite eines Buches gedruckt wird, um zu zeigen, wem das Buch gehört.
Mit den schnöden Bibliotheksstempeln, die man heute nutzt, hatte das aber nichts zu tun. Die Exlibris waren kleine Kunstwerke, wunderschöne Grafiken. Googelt doch mal! Für die Faulen gibt's hier zwei Beispiele:

 Googelt doch mal! Für die Faulen gibt's hier zwei Beispiele:

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