Wiedersehen mit Dad

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Es ist lange her das ich nach dem Tod meiner Mutter mit meinen Vater geredet habe. Es ist ein sonniger Tag. Ich sitze in diesem kleinem süßen Cafe am Piccadilly Circus. Menschenmassen laufen an mir vorbei und ich suche insgeheim in ihm, ob einer davon mein Vater sein könnte. Er wird sicher gleich kommen. Ich muss aufhören auf meine Uhr zu schauen.
Menschen mit Bascenmützen, eingehüllt in Trenchcoats. Strumpfhosen und Röcke, Vollbärte und rasierte Kinns, eine Vielfalt an Menschen. Und unbewusst ziehe ich an meinen Fingerspitzen. Jedesmal. Aus Nervosität.
Ich hatte es hinter mir. Dachte ich zumindest. Plötzlich ist ein Schatten vor mir. Sein Gesicht ist schwer zu erkennen. Das Sonnenlicht hinter ihm, seine Umrisse vor mir. Er geht beiseite. Ein hageren Mann, von der Zeit gezeichnet. Er hat tiefe Augenringe und Schatten unter seinen Augen. Er sieht müde aus. "Du bist so bildhübsch wie deine Mutter". Es ist kaum hörbar.
Meine Augen füllen sich mit Tränen, ich spüre das brennen in ihnen.
"Setzt dich Dad. Du musst erschöpft sein. Wie geht es dir? Was hast du die ganze Zeit über getan? Trinkst du noch? Gott ich habe so viele fragen an Dich". Er scheint überfordert und seine Arme zucken. Ich gehe auf ihn zu, er zieht mich in eine Umarmung und ich kann den Duft seines Aftershaves riechen. Unverkennlich. Ein Teil von ihm. Nach Mutters Tod habe ich ihn nicht mehr gerochen... Wir lösen uns von unserer Umarmung. Er lächelt schwach. "Ich hab dich vermisst". Er setzte sich etwas unbeholfen hin. Nicht wissend, was er darauf antworten soll. Er räuspert. "Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich dir nach allem unter die Augen tretten könnte. Eve, es tut mir leid das ich dich nach dem Tod deiner Mutter alleine gelassen habe. Es war nicht leicht für mich, deine Mutter zu verlieren und deine Brüder. Ich hatte Angst dir könnte etwas passieren. Ich dachte ich könnte dich so schützen; wenn ich Abstand von dir nehme. Ich dachte ich könnte dich davor bewahren...", er brach ab. Ich kann die Tränen in seinen Augen sehen, wie er bestürzt zu Boden schaut. Er ist ein guter Vater. "Kannst du mir verzeihen Eve?" Sein Blick, voller Reue. Er muss viel nachgedacht haben in all den Jahren ohne uns. "Dad, ich kann dich nicht nochmal verlieren. Ich möchte das wir einander haben. Nur noch wir zwei. Wie früher als wir zusammen campen waren." Meine Gedanken schweifen zurück in die warmen Sommernächte in denen wir draußen am
Waldrand campen waren. Immer wenn ich nachts Angst hatte, spürte ich ihn an meiner Seite mit dem Schlafsack in meiner Nähe. Manchmal konnte ich sogar seinen Atem in meinen Nacken spüren. Ganz nah. Ganz dicht an mich geschmiegt . "Wie läuft es bei den Alkoholikern?" Er guckt betreten zur Seite. Seine Augen suchen nach etwas in der Menge, nach etwas an das er das Thema hängen könnte, ablenken könnte von dieser Blamage. "Ich", er räuspert sich, "Ich habe keinen Tropfen mehr angerührt. Seit langen schon nicht mehr." Er gräbt in seiner Hosentasche nach einer Münze. Eine große 5 preist in der Mitte. "Eve ich möchte das wir wieder eine Familie werden." Sein Blick bohrt sich in meinem. "Okay, Dad." Ich zögere. Zupfe ab meinen Fingern. Er versucht es zu ignorieren. "Aber ich muss dir von meinen Forschungen erzählen. Ich habe unerwartete Ergebnisse erhalten." Er wird augenblicklich kreidebleich. "Welche Forschungen?" Er klingt entsetzt. "Nach Moms Tod habe ich angefangen nach Antworten zu suchen. Ich konnte durch viel Einfluss einige Information herausfinden, die nie an die Öffentlichkeit gelangt sind. Ich hab es sogar geschafft einen Prototypen zu erstellen. Weist du was das heißt? Wir können endlich Gerechtigkeit kriegen für das was Mom angetan wurde" meine Stimme war am Ende schon ganz euphorisch. Das Gesicht meines Dads spiegelten verschiedene Gefühle wieder.
Plötzlich stieß er einen wütenden Laut aus. "Du hast was? Bist du völlig übergeschnapt? Was denkst du dir dabei Gott zu spielen? Du hast keine Ahnung was du da eigentlich tust!" Er springt auf und stößt fast den Tisch um. Einige Leute schauen sich schon nach uns um . "Dad, beruhig dich doch." Seine Augen verändern sich, sie werden zu kleinen Schlitzen voll mit Hass. Was hat er bloß? Er geht und lässt mich verunsichert in dem kleinen Café alleine, während alle Welt sich wieder ihren Dingen zuwendet und uns bald wieder vergessen hat.

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