Wenn die Vergangenheit zur Gegenwart wird.

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"Eve, du musst gehen. Jetzt geh schon bevor Papa wieder wütend wird!" Hanry hat mich nach Mutterstod immer gewarnt nicht auf meinen Vater zu hören. "Aber wo ist Mami Hanry? Sie fehlt mir. Ich will sie umarmen", mir fielen kleine Tränen über meine kleinen Wangen. "Mama ist sehr krank Eve. Sie muss dort bleiben bis sie wieder gesund ist. Eve, ich verspreche dir ich hole dich hier raus." Mit diesen Worten küsste mich mein Bruder zum Abschied auf die Stirn, bevor er das Klimpern der Hausschlüssel hörte. "Los Eve, du musst dich jetzt ganz lange vertsecken okay? Tommy wird dich holen. Ich liebe dich Eve, ich, Tommy und Mami lieben dich meine kleine Prinzessin."

Ich blicke in die blutunterlaufenden Augen von diesem kalten gefühlslosem Monster vor mir. Seine Augen scheinen meine Seele zu durchbohren und sie mit einen kalten festen Griff zu umklammern. Er will mir jeden Atemzug aus meinen Lungen raus pressen. Er lässt immer noch nicht meine Haare los so das ich gezwungen bin ihn in die leblosen Augen zu schauen. "Sie mich an Evchen. Sie gut hin. Das ist doch das was du wolltest nicht wahr?" Er streichelt mir mit seinem kalten vermoderten Finger die Wange

. "Du hast ja gar keine Angst mehr? Das solltest du aber besser haben!" Mit diesen Worten warf er mich erneut zu Boden. Ich krümmte mich schützend aus Angst er würde wieder zu treten. Doch nichts. Ich konnte nicht mehr sagen ob er noch vor mir stand oder nicht. Ich hörte nichts als die Stille und das leise tropfen meines Blutes. Plötzlich wurde alles grell, es schien als ob ein Blitz eingeschlagen wäre. Ich schließe meine Augen um mich von den enormen Licht schützen zu können. Als ich mir einigermaßen sicher war, öffnete ich zaghaft meine Augen. Immer noch geblendet lauschte ich der Stille. Ich hörte Schritte. Sie kamen wieder näher. Ich konnte nur sehr langsam die Umrisse meiner Umgebung erkennen. Wo immer auch die enorme Lichtquelle herkam, sie ist für mich unidenrifizierbar. Ich kann Wände ausmachen, Gänge, Türen und zertrümmerte Fenster. Sie lassen keinerlei Licht einfließen, als ob sie Licht absolvieren würden. Die Fenster sind mit Gitter versehen!

Ich habe mein weißes Kleid angezogen. Ich habe meine Haare zu Zöpfen geflochten wie eins meine Mutter es noch tat als es ihr gut ging. Ich war sehr aufgeregt. Es war das erste mal das ich meine Mutter im Krankenhaus besuchten durfte. Eine Frau in weißen Kittel brachte mich zu ihr. Mein Vater stand fest hinter mir, seine Hände auf meinen Schultern. Sie waren eiskalt.

Die Geschehnisse waren für einen kurzen Moment  vor meinen  inneren Auge sichtbar. Ich versuche mich an noch mehr zu erinnern doch so sehr ich auch versuchte den Augenblick festzuhalten so entglitt er meinen Händen. Ich wusste nur das er noch hier war. Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte wusste ich das er präsent war.Immer wenn ich versuche meine Umgebung zu identifizieren so komme ich mir umso mehr beobachtet vor. Die vergitterten Fenster werfen mich wieder zurück in die Vergangenheit...

Ich schaue meinen Vater an, seine Augen verengen sich zu kleinen Schlitzen, dennoch schubst er mich leicht in den Raum wo meine Mutter sich befindet. Er blieb draußen. Ich verspürte keine große Angst, mehr war es Neugier die ich hatte als ich meine Mutter in diesem weißen, vollkommen fensterlosen Raum antraf. "Mami? Ich hab dir Blumen mit gebracht." Ich gehe mit langsamen Schritte nach vorne. Sie ist mit dem Rücken zu mir gedreht. Ihr einst langes wunderschönes Haar war stumpf und schräg abgeschnitten. Sie wippte vor sich hin ohne mir jegliche Beachtung zu schenken. Ich legte ihr zögerlich die weißen Rosen hin. "Mami, du fehlst mir. Ich hoffe das du bald wieder gesund wirst. Papa ist nicht mehr derselbe seit du weg bist." Ich guckte traurig zu Boden und als sich meine Mutter mir näherte fühlte ich mich etwas besser. "Eve?" Es schien als ob sie mich vergessen und wieder erkennen zu schien. "Du bist in Gefahr! Ihr alle seit es. Papa, er ist verückt." Ein Aufschrei eines Lachens. Ich weitete meine Augen. "Mami? Wie meinst du das?" Sie kam näher, fasste mich an meinen Handgelenken an. Ich konnte ihr direkt in die Augen schauen, sie sah sehr müde aus, so als ob sie seit langen nicht mehr geschlafen hat. Sie flüsterte leise, so als ob sie Angst hätte jemand könnte uns hören. "Evchen, du musst von ihm weg; Sei still, er wird sie kriegen; Nein das wird er nicht! Sie kann überleben. Nein das wird niemand überleben. Sie wird sterben, genau wie du. Nein sei leise, Sag so etwas nicht, sei ruhig. Eve, sie werden kommen und uns holen. Renn Eve renn so schnell du kannst. Das wird dir auch nichts mehr bringen!" Meine Mutter redete mit einer verzehrten Stimme, so als ob sie einen inneren Kampf führen würde. So als ob sie besessen wäre. "Ich liebe dich Eve". Ich ging langsam zurück. Die Tür wurde geöffnet. Ich wurde rausgerissen von meinem Vater. "Mami! Mami" Sie wurde zurück in die Zelle geworfen als sie versuchte mich fest zu halten. Ihr Gesicht schien zu zerschmelzen von dem Kampf den sie führte. "Mami? Mami!" Männer in weiß schlossen die Tür und ich schrie noch "Ich liebe dich auch Mami!"; als mein Vater mich den Gang entlang hob....

Mir wurde einiges klar. Wo ich mich befand. Dieser Ort, hier wo ich jetzt liege. Mir überkamen die Tränen und ich fing an zu weinen, lautlos, leise, bis es sich immer mehr steigerte und zu einem schluchzen wurde. Ich wimmerte am ganzen Körper. Denn an diesem Ort starb meine Mutter.

Herz der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt