belangenlose Angst

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Meine Träume durch schweifen mich. Ich bin zwischen Benommenheit und Wachsein. Wie in Trance lasse ich mich auf ein Bettgeställ binden. Meine Handgelenke und meine Knöchel werden mit einem Seil an die Enden des Bettes gebunden. Ich fühle mich benebelt. Ich versuche mich von meinen früheren Erinnerungen los zu reizen, versuche bei Bewusstsein zu bleiben. Wieder schwankt in meiner Umgebung alles. Wieder sehe ich verschwommene Silhouetten vor mir tanzen. Wieder nehme ich diesen abartigen Geruch wahr, doch diesmal mischte sich ein anderer Geruch mit hinein. Es roch vermodert, verbrannt. Ich konnte immer noch nicht ausmachen woher dieser Geruch kam, ich wusste nur das er in der Nähe sein müsste. Plötzlich wird mein Kopf ruckartig nach hinten gezogen. Ein stechender Schmerz durchfährt meine Schläfen. "Du wirst mir jetzt gut zu hören Evchen, du wirst die Wahrheit bald wissen. Über deine kranke Mutter, deine Brüder - über mich". Ich versuchte die Worte zu realisieren. Er will mich foltern, schießt es mir durch den Kopf. Er will mich noch mehr leiden sehen. Dieser kranke Bastard! Mein Kopf wird mit einem Lederriemen fest geschnallt. Ich bin gezwungen meinen Kopf gerade nach vorne gerichtet zu halten." Nur wirst du mir jetzt tief in die Augen sehen müssen, oder willst du etwa nicht sehen was ich mit dir vor habe?". Mich überkommt ein Schaudern bei seinen Worten. Ich schließe meine Augen, kneife sie fest zusammen, versuche das vor mir nicht mit an sehen zu müssen. In der Angst, dass jenes Bild sich nie wieder aus meinen Gedächnis löscht. Er merkt es, packt meinen Kopf mit seinen kalten Fingern und kommt näher. Ich kann seinen kalten, stinkenden Atem an meinem Gesicht spüren. Ich will mich wehren, weg schauen, mein Gesicht beiseite schieben, weg vom ihm. Doch behindert der Lederriemen meine Bewegungen und seine kalten Finger bohren sich in mein Fleisch. "Öffne deine Augen Evchen, riskiere einen Blick." Immer noch presse ich meine Augen fest zusammen, während das Zischen neben mir lauter wird. "Letzte Chance", bei diesen Worten höre ich ein lautes Rascheln. Es klang wie Metall. Ich spürte an meiner Schläfe ein kaltes Stück. Es war spitz, unbarmherzig. Ich spürte wie er näher kam und mir das Ding langsam in meine Schläfe bohrte, doch nur so weit das ich immer noch klar bei Sinnen war und ich warmes Blut an ihr heran fließen merkte. Ich versuchte ruhig zu atmen doch mit jeder weiteren Sekunde die verstrich wurde mein Atem flacher und hektischer. Ein leiser Schrei durch fuhr meine Kehle,fast schon ein Wimmern. Er schien belustigst mich so angekettet zu sehen und ich wollte mir nicht vorstellen was ihm durch den Kopf ging. Ich war schutzlos, ich fühlte mich nackt, gedemütigt. Seine Finger streichen mir eine Haarsträhne aus meinem Auge. "Du musst mir gut in die Augen sehen können. Wir wollen ja nicht das du etwas verpasst." Und er war weg. Von einem mal  konnte ich seine Anwesenheit nicht mehr neben mir spüren. Ich hörte nicht mal mehr seine Schritte. Es war so still. Ein Rascheln. Vielleicht ein altes Buch oder Zeitungen. Ein metallisches Klicken. eine Kerze die in unmittelbarer Nähe anging. Eine Gestalt, halb beleuchtet, halb im Finsteren versteckt, setze sich im Lotussitz vor mir hin und legte die alte, fast schon vergammelte Kerze vor sich. Ich konnte nur wenig von ihm sehen, aber genügend um zu wissen das es eindeutig ein Mann war. Er trug schwarze Kleidung, schlicht, aber mit Dreck und Staub überzogen. Er öffnete ein altes Buch. Langsam, so als ob er Angst hätte die Seiten könnten in seinen Händen zu Staub zerfallen. Und er begann zu lesen. Zuerst in einer Sprache die ich anfangs nur schwer verstehen konnte. Schwer atmend versuchte ich besser hin zu horchen, seine Stimme in mir auf zu nehmen. Es war als ob er einem kleinen Kind eine Geschichte vorlesen würde, eine Gutenachtgeschichte. Und weit hinter ihm konnte ich Schatten an den Wänden tanzen sehen so gut es in dieser Dunkelheit auch ging. Und das Licht der Kerzen machte diese Szenerie noch absurder als sie schon war. Ich wartete, gebannt auf das was jetzt kommen würde, er öffnete langsam seinen Mund und sprach:" Evchen, ich werde dir eine Geschichte erzählen. Die Geschichte von dem Unheil. Vom dem Bösen das uns umgibt. Siehst du es denn nicht, gerade jetzt neben dir sitzend? Es horcht auf deinen Herzschlag Evchen. Es saugt dich aus, es nimmt dich ein, es frisst deine Seele während deine eigenen Schreie dein Blut in deinen Adern gefrieren lassen. Es beherrscht dich, Evchen; du bist im Herz der Finsternis!"

Herz der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt