Kapitel 16

1K 42 17
                                    

Ich wirbelte die Schwerter im Kreis, während ich leichtfüßig umhertänzelte. Um mich herum übten die anderen Krieger. Jeder hatte bereits seine Waffe gewählt, die Kriegsfarben seines Clans zierten ihre Gesichter.
»Lexas Schwerter«, bemerkte Indra, als sie näherkam, und ich unterbrach mein Training.
»Ja.« Ich musterte die beiden Waffen. »Ich dachte, sie würde Glück bringen.«
»Octavia und du ... Ich hätte niemals zulassen sollen, dass du für Trikru in den Kampf ziehst.«
Ich hob den Kopf und sah Indra sanftmütig an. »Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet.«
Die Frau nickte. »Ich kann von dir nicht verlangen, dass du sie nicht tötest, das liegt an dir, aber ihr könntet versuchen, euch zu verbünden.«
»Der Kampf ist vorbei, wenn nur noch einer steht, Indra«, meinte ich. »Entweder ich oder sie muss sterben - und ich kann dir sagen, das wird für uns beide nicht leicht.«
Indra seufzte, dann wurden ihre Gesichtszüge ernst und sie legte mir ihre Hand auf die Schulter. »Kämpfe ohne Gnade, Rosana. Kämpfe für dein Volk, kämpfe für deine Familie, kämpfe für's Leben und Überleben.«
»Ich werde ihnen zeigen, was eine richtige Kriegerin ist«, sagte ich grimmig und geschickt ließ ich die Schwerter in die Schneiden auf meinem Rücken fahren.

Jeder Krieger begab sich an einen eigenen Startpunkt, damit wir uns nicht sofort umbrachten, sondern erst durch die ganze Stadt rennen und die Gegner finden mussten. Das Horn ertönte. Einige Male wurde es geblassen - das Zeichen.
Ich rannte los, immer darauf achtend, nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Ich blieb hinter einigen Kisten stehen. Sie versperrten mir den Weg, doch ich konnte durch sie hindurchblicken, so dass ich Roan sehen konnte, der einem Krieger mit einem Hammer den Kopf zertrümmerte.
Ich entdeckte Octavia auf der gegenüberliegenden Seite, ebenfalls hinter Kisten hockend. Sie trug eine schwarze Kriegsbemahlung, und ich musste nicht einmal nahe genug dran sein, um sie zu erkennen - es war einst Lincolns gewesen, die er immer getragen hatte, wenn er in den Kampf gezogen oder auf eine Mission gegangen war.
Gerade als ich über die Kisten herüberklettern wollte, wurde ich an der Schulter nach hinten gerissen. Es dauerte einige Lidschläge, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und sofort tauchte ich unter dem Schlag des Angreifers unter. Dem nächsten konnte ich nicht sonderlich gut ausweichen - die Klinge traf mich am Arm, so dass mein dunkles Blut zum Vorschein kam. Mit geweiteten Augen sah der Krieger die Flüssigkeit an.
»Überraschung«, sagte ich und nutzte seine Verwirrung, indem ich ihm die Kehle aufschlitzte. Röchelnd sank der Mann zu Boden und ich ergriff seine Sigille, mit der ich weiterlief.
In der nächsten Zeit griff mich niemand mehr an und ich sah auch niemanden mehr, bis ich auf einen freien Platz kam. Ich wollte aus dem auffälligen Sichtfeld treten, als Roan einige Meter vor mir erschien. Seine weiße Kriegsbemahlung zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich, da sie sein ganzes Gesicht einnahm.
Ich schwang Lexas Schwerter in der Luft. »Und ich dachte, ich treffe dich gar nicht mehr an«, sagte ich.
»Ich kämpfe nicht gegen dich«, meinte der König Azgedas.
»Dann bist du feige«, entgegnete ich.
»Nicht feige. Ich weiß, dass ich dich besiegen könnte. Das habe ich bereits schon einmal geschafft.« Obwohl er dies sagte, tigerten wir auf dem Platz umher. »Du wirst noch Großes vollbringen, Rosana. Deswegen töte ich dich nicht.«
»Du meinst, Commander werden?« Ich lachte. »Darauf kannst du lange warten, Roan. All die Jahre habe ich Lexa den Thron überlassen. Ich werde ihn jetzt nicht annehmen, nur weil das Ende der Welt bevorsteht.«
»Die Clans brauchen einen Anführer. Sie sind Lexa gefolgt, sie werden auch dir folgen.«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, klar«, meinte ich sarkastisch.
»Lexa hätte das so gewollt«, sagte Roan.
»Sie wollte es, ja.«
»Dann wär' sie enttäuscht von dir, wenn sie doch jetzt so sehen würde.«
Ich lachte wieder. »Roan kom Azgeda, das sind deine letzten Worte an mich. Ich bin enttäuscht.«
»Wie ich merke, hast du mit deinem Freund gesprochen - und es scheint nicht gut ausgegangen zu sein.«
»Ich bin beeindruckt von deiner Auffassungsgabe«, sagte ich spöttisch. »Und ich danke dir, dass du mich auf den richtigen Weg geführt hast. Das solltest du noch wissen, bevor du -«
Der Aufschlag unterbrach meinen Satz. Erst spürte ich nichts, doch auf einmal schien es, als würden alle meine Lebensfunktionen wie ausgeschalten zu sein. Ich schnappte erschrocken nach Luft und starrte die Pfeilspitze an, die aus meinem Brustkorb herausragte. Meine Beine verloren jegliches Gefühl und ich stürzte zu Boden.
Roan kam zu mir gerannt und nahm mich in den Arm. »Halt durch, Rosana«, sagte er. »Halt durch. Wir werden einen Heiler finden.«
»Nein«, erwiderte ich mit rauer Stimme. Blut füllte meinen Mund. Ich spürte, wie es meine Lippen bedeckte und mein Kinn hinunterlief. »Ich ... ich sterbe ...« Ich versuchte mit der Hand nach der Pfeilspitze zu greifen, doch Roan nahm sie in seine und drückte sie.
»Ich werde das nicht zulassen.« Er hob mich hoch und lief los. »Ich werde dich von hier wegbringen.«
Ich erfasste nicht, wo wir langliefen. Alles war nur noch verschwommen, meine Ohren beinahe wie taub. Ich hatte kein Gefühl mehr in den Gliedmaßen, stattdessen spürte ich nur das ständige Auf- und Abwippen von Roans Gang.
Ich wurde in einen Raum gebracht. Der König der Ice Nation sprach wütend auf jemanden ein. Eine Frau antwortete. Echo. Bald dadauf ertönte eine andere Stimme. Ein Mann. Bellamy. Nach einer Zeit, als Echo verschwunden war, schien er mich zu bemerken, und Roan legte mich auf den Boden, so dass Bellamy sich neben mich hocken konnte.
»Rose, Rose«, sagte er und zwang mich mit einer Bewegung, ihm in die Augen zu blicken. »Hey, bleib bei mir. Bleib bei mir.«
»Nein«, flüsterte ich. Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. »Ich kann nicht ... Ich ... sterbe ...« Meine Stimme war leise. Ich war so schwach.
»Wir werden einen Heiler finden«, erwiderte Roan.
»Nein.« Ich versuchte meinen Kopf zu schütteln, doch gelang es mir nicht. »Hier ...« Ich legte meine zittrige Hand auf die Sigillen um meinen Hals. »Nimm sie ... Sag ... ich bin gefallen ...«
Ich blickte zu Roan, der unsicher zu Bellamy sah, doch dieser nickte ihm nur zu und der König Azgedas nahm mir die Ketten ab.
»Yu gonplei nou ste odon nowe«, sagte Roan und ging davon.
Nun sah ich zu Bellamy. »Es tut mir leid ...« Ein leises Flüstern - zu mehr war ich nicht mehr imstande.
»Nein, nein ...« Bellamy schluchzte. Auch er weinte, und er umrahmte mein Gesicht mit seinen zitternden Händen.
»Ich bin Trikru ...«, sagte ich, »und ich bin Skaikru. Ai hod yu in ...«
»Nein, Rose. Hey, hey.« Er versuchte den Blickkontakt wieder aufzubauen, doch fielen meine Augen immer wieder zu und wenn sie offen waren, sah ich ihn nur noch verschwommen. »Ich werde einen Heiler holen. Indra wird mir sicher helfen.« Ich glitt aus seinen Armen, als er sich erhob. »Ich werde gleich wieder hier sein. Halt durch.«
Er rannte davon, doch kam er nicht wieder, und das Letzte, woran ich mich erinnerte, war, wie meine Augen zufielen und ich an gar nichts mehr dachte.

1164 Wörter

Bam bam baaam.

Und? Wie viele von euch könnten mich für das Ende jetzt umbringen? 😂

Es folgt noch eine Danksagung. Bis dahin bin ich gespannt über eure Kommis! ❤

Radioactive || The 100 Staffel 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt