Kapitel 9

680 36 4
                                    

Wir hatten eine günstige Stelle zum Überqueren erreicht. Das Flussbett war niedrig, das Wasser klares Blau, so dass der helle, feine Sand hervorblitzte. Während der Fahrt hatte Roan glücklicherweise nichts gesagt, Bellamy ebenso nichts. Die beiden Männer konnten sich nicht leiden. Wieso, wusste ich nicht wirklich.
»Clarke, kommen. Wir haben einen Übergang gefunden. Over«, sprach Bellamy ins Funkgerät, doch die Frau antwortete nicht. »Cargo One, hört ihr mich? Over.« Wieder keine Antwort. »Clarke, kommen.«
Abrupt sah Bellamy uns an.
»Da stimmt was nicht«, bemerkte Roan und augenblicklich stiegen wir in den Rover und rasten los - ich hinten, Bellamy fuhr und Roan als sein Beifahrer. Als wir die Stelle erreichten, wo wir Clarke verlassen hatten, war keiner mehr da. Wir stiegen aus, und während Bellamy weiterhin versuchte, Kontakt aufzubauen, zückten Roan und ich unsere Waffen.
»Hier drüben!«, rief der König auf einmal.
Wir rannten zum Flussufer und zogen den in ein Tuch gehüllten Leichnam aus dem Wasser. Mein Herz klopfte augenblicklich schneller - was, wenn Clarke ...? Ich vermochte den Gedanken nicht zu Ende zu führen, doch auch Bellamy und Roan schienen dasselbe zu denken. Mein Freund zögerte kurz, doch dann riss er das Tuch zur Seite.
»Seiku«, erklärte Roan, der seinen ehemaligen Gefolgsmann musterte, und mit einem erleichterten Aufatmen wandte ich mich ab. »Wir alle wissen, wer das war. Trikru.«
»Wo, zum Teufel, sind die anderen?«, fragte Bellamy.
»Sicher haben sie den Truck genommen und sind damit nach Polis«, meinte ich und wandte mich ihnen wieder zu. »Immerhin war das ihr Plan.«
»Das bedeutet, dass mindestens einer der Euren noch am Leben ist«, sagte Roan.
So schnell wir konnten, setzten wir uns wieder in den Rover und mit einem rasenden Tempo fuhr Bellamy in Richtung Polis.
Wir hatten den Wald erreicht - Trikru-Sektor.
»Wir müssen sie einholen«, meinte Roan, »bevor sie mit dem Treibstoff nach Polis ankommen. Sie werden ihn benutzen, um Bomben herzustellen. Sie werden alle töten.«
»Ihr meint, sie werden ihn benutzen, um die Ice Nation auszulöschen«, verbesserte Bellamy. »Ihr interessiert Euch nur für Eure Leute.«
»Sicher, als wäre es bei dir nicht so«, murmelte Roan. »Niemanden interessiert etwas anderes. Außer vielleicht Clarke.«
Vor uns tauchte ein Körper eines Grounders auf - allen Anschein nach tot. Gerade als Bellamy aussteigen wollte, hielt Roan ihn zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht, das wussten wir beide.
»Warte.«
»Sie haben eine Leiche zurückgelassen. Wir müssen sehen, ob wir ihre Spur aufnehmen können.«
»Trikru verbrennen ihre Toten«, erklärte Roan. »Sie sind noch hier.« Aufmerksam sahen wir uns um. »Sofort zurück.«
»Hier ist niemand«, entgegnete Bellamy selbstsicher. »Sie haben den Truck mitgenommen, den Treibstoff, Clarke. Wenn Ihr so ein guter Spurenleser seid, dann los, lest Spuren.«
»Bellamy, halt die Klappe!«, zischte ich genervt. Ich beugte mich etwas nach vorn, um besser durch die Schutzscheibe sehen zu können. Da griffen Trikru-Krieger den Rover an, und mit hochgezogenen Augenbrauen sah Roan Bellamy an. »Hast du was gesagt?«
Mein Freund zückte augenblicklich die Waffe und zielte durch die Gitter auf den Krieger, mit dem wir zuvor schon einmal gesprochen hatten. »Ich will dich nicht erschießen. Wo ist der Truck und was habt ihr mit ihm gemacht?«
»Gib uns den König«, befahl der Mann nur.
»Bellamy«, sagte Roan auf einmal.
»Was?«
»Der Truck ist nicht hier.«
»Wie, zum Teufel, wollt ihr das wissen?«
»Weil jeder das tut, was am besten für seine eigenen Leute ist. Es waren meine Männer, die ihn genommen haben.«
Ein weiterer Krieger griff den Rover an, so dass er bedrohlich hin und her wankte. Er stieß sein Schwert durch die Gitter und verfehlte Roan nur knapp.
»Los, Bellamy! Bring uns hier raus!«, rief ich mittlerweile etwas panisch.
»Sekunde.«
»Die haben wir nicht«, meinte ich, doch da hatte er bereits das Auto gestartet und raste davon. Die Krieger rutschten hinunter und wir waren zunächst in Sicherheit.
Wir fuhren durch den Wald und als wir diesen hinter uns gelassen hatten, tauchte vor uns eine weite Wiese auf. Und nicht nur die: Auch der Truck war vor uns erschienen und fuhr nur wenige Meter von uns entfernt.
»Da!«, rief ich und deutete auf das Auto.
»Festhalten.« Bellamy drückte auf das Pedal und beschleunigte das Tempo. Wir fuhren genau hinter dem Truck. Die Ice Nation hatten das Dach der Ladefläche entfernt, so dass einer der Krieger darauf stehen konnte. Er hatte eines der Fässer ergriffen und schob es nun langsam in Richtung Kante.
»Was, zum Teufel, macht er?«, fragte Roan.
»Ich denke, du solltest mit deinen Leuten noch einmal den Loyalitätskodex durchsprechen«, meinte ich und setzte mich auf. »Bellamy, versuch den Truck aufzuhalten.« Bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, hatte ich die Tür aufgestoßen und war auf die Heckfläche des Rovers geklettert. Ich balancierte so gut ich konnte darauf, und da auf einmal beschleunigte Bellamy den Wagen, so dass ich auf allen Vieren mich festhalten musste.
Ich fluchte leise, doch als ich nah genug an dem Truck war, sprang ich herüber. Ich zückte meine Waffe und wollte zustechen, als der Krieger mich an den Schultern packte und mich auf die Fässer drückte. Auf einmal sprang Roan auf die Ladefläche und riss der Mann von mir hinunter. Nun wollte ich den Krieger entgültig mit meinem Schwert töten, doch war dieses beim Wurf zwischen die Fässer gefallen.
Während Roan sich einen unbarmherzigen Kampf mit einem seiner Leute lieferte, versuchte ich nun die Waffe hervorzufischen, was mir durch das Geruckel und Geschaukel nicht sofort gelang. Als ich es doch schaffte, wandte ich mich um. Roan lag auf dem Boden, sein Krieger wollte gerade zustechen, aber ich ließ mein Schwert rechtzeitig durch den Rücken des Mannes fahren. Sterbend stürzte er von der Ladefläche.
»Roan!«, rief ich und deutete auf das Fass, welches mehr und mehr hinunterrutschte. Ich hatte es bereits ergriffen, als der König sich erhoben hatte, doch war es zu schwer. Gemeinsam mit dem Mann gelang es mir dann aber, das Fass zurückzuziehen.
Plötzlich legte Clarke, die gezwungen war den Truck zu fahren, auf einmal eine Vollbremsung ein. Da ich mich nicht festgehalten hatte, so wie Roan im rechten Augenblick, drohte ich, zu stürzen, doch da hatte mich der König der Ice Nation mit der freien Hand am Arm gepackt und mich ruckartig nach hinten gezogen. Schwer atmend und mit pochendem Herzen sah ich zu ihm auf.
»Ich will doch nicht, dass mein kleines Druckmittel stirbt«, sagte er tonlos und ohne ein weiteres Wort sprang er von der Ladefläche.

Wir hatten das Meer erreicht - nun waren wir nur noch zu viert. Ich lief zwischen den Autos hin und her, während Bellamy und Clarke einige Meter von mir entfernt miteinander sprachen. Ich verstand sie nicht und es interessierte mich auch nicht so wirklich, worüber sie sprachen.
»Wir haben ein Problem«, rief Roan auf einmal und wir drei kamen zu ihm. Er drehte uns eines der Fässer zu, welches mit von einem Pfeil durchbohrt war.
»Trikru-Pfeil«, erklärte ich.
Roan trat das Fass und mit einem Rumpeln stürzte es zu Boden. Der Deckel fiel ab und zu sehen war, dass es leer war. Verzweifelt sahen wir uns an - eine weitere Lösung des Überlebens war soeben versiegt.

1172 Wörter

Nach einer Woche wieder mal was von mir. Hab die Geschichte bis zur jetzigen Folge schon durchgeschrieben, hatte nur keine Zeit das Kapi zu korrigieren.

Ich denke, ihr werdet mit den nächsten Kapis nicht zufrieden sein #muhahaha xD

Radioactive || The 100 Staffel 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt