Es war Samstagmorgen und die Welt schien in Ordnung zu sein. Leyla lag noch im Bett, während die Sonne vorsichtig durch ihr Zimmer schien. Sie gähnte und streckte sich ausführlich. Dann stand sie auf und ging runter in die Küche, wo ihr Vater schon das Frühstück vorbereitet hatte. Ihr Mutter schlief zu dem Zeitpunkt noch tief und fest und dachte gar nicht daran aufzuwachen. „Guten Morgen Papa!", rief Leyla durch das Haus und wartete auf eine Antwort. „Guten Morgen mein Engel!", kam es zurück. Langsam und mit viel Zeit in der Bewegung holte Leyla noch den Rest Aufschnitt aus dem Kühlschrank und setzte sich an den gemachten Tisch. Als ihr Vater hereinkam, lächelte er sie an und sagte, „Ich hole deine Mutter eben noch, dann können wir anfangen." Zufrieden nickte Leyla.
„Und, was hast du heute noch so alles vor mein Kind?", fragte ihre Mutter, als sie schließlich alle beim Frühstück unten saßen. „Mal schauen. Ich habe noch sehr viele Hausaufgaben die ich machen muss und üben sollte ich auch für die nächste Klausur." „Unsere Musterschülerin.", meinte der Vater stolz und Leyla musste grinsen. „Und ihr so?" „Wir hatten vor nach Holland zu fahren, ans Meer. Nur für den einen Tag. Willst du mit, oder lieber hierbleiben?" Leyla überlegte kurz. „Ich komme mit. Morgen ist ja auch noch ein Tag für den Schulkram."
Nachdem der Tisch abgeräumt war und alle sich fertig machten, kam ein Anruf herein. Es war Mia, Leylas beste Freundin. Sie weinte fürchterlich und fragte, ob Leyla gleich kommen konnte. „Na klar, ich komme sofort!", gab Leyla schnell durch den Hörer zurück. Dann legte sie auf. „Mama? Papa? Ich werde doch nicht mitkommen können. Mia hat gerade angerufen und hat ganz schrecklich geweint! Sie brauch mich jetzt.", rief sie nach oben. „Oh, ich hoffe doch, dass es nichts Schlimmes ist. Richte ihr mal gute Besserung und Kopf hoch von uns aus.", kam es aus dem Badezimmer zurück. „Mach ich! Ich bin dann jetzt weg. Habt einen schönen Tag." „Danke du auch, mein Schatz."
In Windeseile rannte Leyla zu Mia, die zum Glück nur ein paar Straßen weiter weg wohnte.
Drinnen wartete Mia schon auf sie und Leyla merkte die schlechte und irgendwie traurige Stimmung, die im Haus lag. Auch Mias Eltern waren sehr still und guckten sie nur flüchtig an, bevor sie sich wieder umdrehten.
Oben saßen die beiden Freunde dann auf ihren Betten und Leyla streichelte Mia sanft über den Rücken. „Was ist denn los?" „Ach Leyla, es ist so schrecklich. Meine Oma hat uns heute verlassen...Ich meine, sie ist...sie ist einfach...Sie hat uns einfach alleine gelassen. Alleine auf dieser Welt." „Oh nein, das tut mir so leid Mia!", flüsterte Leyla ihr zu und nahm ihre, nun noch mehr weinende, Freundin in den Arm. Flüchtig verfiel Leyla in ihre eigenen Gedanken. Sie dachte darüber nach, wie es wohl wäre, wenn man eine Oma verlor. Sie selbst hatte nie eine Oma gehabt. Sie starb schon bevor sie geboren war und ihr Opa kurz nach ihrer Geburt. Auch Tanten oder Onkel besaß sie keine. Sie hatte nur noch ihre Eltern. „Es tut so weh.", schluchzte Mia vor sich hin und Leyla drückte sie umso mehr. „Es wird alles wieder gut. In eurem Herzen lebt sie für immer weiter. Sie schaut nun von oben zu und bewacht dich und deine Eltern." Leyla versuchte alles Mögliche, um ihre Freundin aufzumuntern, aber nichts half. Der Schmerz saß einfach zu tief.
Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Viel zu langsam und niemals vergehend.
Später am Tag verabschiedete sich Leyla von ihrer Freundin und ging gedankenverloren zurück nach Hause. Sie dachte darüber nach, wie schnell doch alles vorbei sein konnte. Mias Oma war eigentlich immer Kerngesund gewesen, aber in den letzten Tagen hustete sie wohl mehr. Und daraufhin war sie zwei Tage später gestorben. Wer konnte schon ahnen, dass sich hinter dem Husten ein Lungentumor verbarg, der von niemanden erkannt worden ist.
Zuhause angekommen machte Leyla sich Musik an, die durch das ganze Haus zu hören war. Sie hörte Schlagermusik, was ziemlich untypisch für eine dreizehnjährige war. Im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden hörte sie eben lieber Liebeslieder. Natürlich verstand es dort keiner. Immer kamen die Sprüche wie, „Bah, Schlager ist voll scheiße." Oder, „Wie kann man sich nur so ein getrudel anhören!" Manche schüttelten auch einfach nur den Kopf. Früher hatte sie das sehr getroffen, aber mittlerweile, war sie immun dagegen.
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Bezeichnung Liebe
Fanfiction"Helene!", "Fischer, wachen sie auf!", "Sie stirbt uns unter der Hand weg!" Hektik verbreitete sich und keiner hatte mehr den Durchblick. Als er vorbei war, war es zu spät. Zu spät für Entschuldigung. Zu spät für Vertrauen. Zu spät für 'Ich habe dic...