Es war noch keiner zu Hause, als sie die Wohnungstüre aufschloss. Es herrschte völlige Ruhe in der Wohnung. Es war zu ruhig. Leyla schaltete ihren Lautsprecher an und drehte die Musik auf voll Lautstärke. Da ihre Nachbarn zurzeit im Urlaub waren, störte es hier keinen, wenn sie so laut war. Sie tanzte, sprang und sang durch das Wohnzimmer und verspürte so viel Lust, Liebe und Laune, wie schon lange nicht mehr.
Als ihre Eltern schließlich nach Hause kamen, war das erste was diese zu ihrer Tochter sagten: „Schatz, dein Vater und ich fahren nächste Woche nach Berlin. Ich habe dort die Woche übe eine ganz wichtige Ausstellung.", „Heißt das, ich bin eine Woche alleine zuhause?", „Ja, genau das heißt es. Ich hoffe du bist nicht allzu traurig.". Leylas Augen fingen an zu strahlen und sie lachte fröhlich. „Nein, das geht klar! Darf ich dann Mia einladen zum Übernachten?", „Ja, aber nur, wenn ihr mir versprecht, dass ihr trotzdem brav in die Schule geht. Auch, wenn wir nicht da sind.", sagte ihre Mutter in einem mahnenden Ton. „Natürlich! Du kennst mich doch! Deine Tochter, die Streberin geht immer brav zur Schule.", „Sehr gut, wir werden schon am Mittwoch losfahren. Morgen kauft dein Vater alles für dich ein, damit du nicht unbedingt einkaufen gehen musst. Aber ich lasse dir auf jedenfall ein wenig Geld da.". Leyla nickte und löste mit ihrem Gehen, die Familienkonferenz auf.
Der Dienstag brachte keine Besonderheiten mit sich, außer, dass Leylas Eltern mit gepackten Koffern die Treppe hinuntergingen und sie in den Flur stellten.
Am nächsten Morgen, verabschiedeten sich ihre Eltern schon früh und machten sich auf den Weg nach Berlin. „Viel Spaß euch beiden!", rief Leyla hinterher, bevor sie die Haustüre wieder schloss. Sofort rief sie Mia an: „Mia, meine Eltern sind jetzt weg. Wenn du magst und darfst kannst du kommen. Wir können Filme gucken und sowas.", „Ja klar! Ich frag meine Eltern schnell."
Nach einer Stunde stand Mia dann auch schon vor Leylas Haustüre und klingelte.
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Es war schon spät am Abend als Michael und Linda in Berlin angekommen waren. Linda war mit ihren Gedanken immer noch voll bei Leyla. Sie wusste, dass ihre Tochter schon groß und alt genug war, um alleine zu Hause zu bleiben, aber dennoch ging es ihr bei dem Gedanken schlecht. Oder kam ihr Unwohlsein, eher davon, was sie hier in Berlin erwartete? Sie konnte es nicht richtig deuten, aber als sie ihren Mann ansah, der ebenfalls ziemlich zerknirscht und nervös aussah, ansah, verflog ein Teil des Gefühls weg und sie streichelte ihrem Mann sanft über den Arm. „Es wird alles gut gehen oder?", fragte sie ihn. Er sah sie an und sie konnte seine Liebe für ihn in seinen Augen förmlich sehen. „Es wird alles gut gehen. Wenn diese Frau erst mal erfährt, wie es unserer Tochter geht, dann reicht ihr das bestimmt.". Linda wusste, dass ihr Mann sie nur versuchte aufzumuntern. „Was ist, wenn sie Leyla kennenlernen möchte. Was ist, wenn sie Leyla zurück will?", fragte sie besorgt. „Sie ist viel zu erfolgreich für eine Tochter. Sie wird gar keine Zeit haben ', um sie kennen zu lernen.", „Und wann sagen wir es Leyla? Ich meine, sie muss erfahren, dass sie nicht unsere Leibliche Tochter ist.", „Sobald wir das mit dieser Frau geklärt haben, werden wir es ihr ganz behutsam bei bringen.". Linda nickte und versuchte ihr schlechtes Gefühl auszublenden und schlenderte mit ihrem Mann, die eben erreichte, kleine Gasse hinunter.
In dieser Nacht kam Michael nicht zum schlafen. Er wälzte sich in seinem Bett hin und her. Schließlich stand er auf und machte die Balkontüre zum Balkon auf. Er stellte sich auf diesen und atmete einmal ganz kräftig ein und wieder aus. Er hatte es versucht zu verdrängen wie sehr er vor dem Treffen am nächsten Morgen Angst hatte. Er wollte seine Frau nicht verunsichern. Ihm rann vorsichtig eine Träne über die Wange. Plötzlich spürte er eine warme Hand auf seinem Rücken. „Hab ich dich geweckt?", „Nein, ich konnte auch nicht schlafen.". Michael fing an zu weinen und drehte sich zu seiner Frau. Sie umarmten sich gegenseitig. Versuchten sich halt zu geben. „Ich habe so Angst, dass sie uns Leyla wegnimmt. Ich meine wir haben jeden Tag ihre Pempas gewechselt und sind mit ihr durch ihre Launen gegangen. Wir haben jeden Sommerurlaub bezahlt und wir arbeiten jeden Tag so angestrengt, nur um unserer Tochter ein gutes Leben zu schenken. Was ist, wenn Leyla ihre Leibliche Mutter kennenlernen will. Was ist, wenn sie bei ihr bleiben möchte?", „Das wird sie nicht. Sie weiß wie sehr wir sie lieben und, dass sie alles für uns ist. Sie wird uns nicht verlassen. Aber Angst habe ich auch. Ich habe Angst vor dieser Frau. Wie sie wohl ist. In echt. Nicht nur im Fernsehen.", "Fischer. Was ist das schon für ein Name.". Noch eine Weile blieben sie in der Umarmung wie festgefroren stehen, bis es schließlich zu kalt wurde und sie wieder ins Bett flüchteten.
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Bezeichnung Liebe
Fanfiction"Helene!", "Fischer, wachen sie auf!", "Sie stirbt uns unter der Hand weg!" Hektik verbreitete sich und keiner hatte mehr den Durchblick. Als er vorbei war, war es zu spät. Zu spät für Entschuldigung. Zu spät für Vertrauen. Zu spät für 'Ich habe dic...