Kapitel 15

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Abends lag Leyla erschöpft in ihrem Bett und starrte an die Decke. Was ein Tag, dachte sie. Sie hätte niemals gedacht, dass es so aufregend ist mit der neuen Mutter und dem Manager den Tag zu verbringen. Sie hatten viel gelacht, waren aber auch immer, dank Uwe, beim Ernst des Lebens geblieben. Eigentlich ist Uwe gar nicht so ernst, wie er sich hier gibt, aber er weiß glaub ich noch nicht sie recht mit der Situation umzugehen, hatte Helene Leyla zugeflüstert, als diese sie gefragt hatte. Leyla atmete tief ein und sog die frische Luft die durch ihr Zimmer strömte in ihre Lunge. Was würde sie wohl morgen Mia erzählen, wenn sie sie in der Schule traf? Sie konnte ihr ja schlecht erzählen, dass sie heute nicht da war, weil Helene Fischer sie zu sich geholt hatte. Aber Mia hatte sich sowieso in den letzten Wochen eher selten blicken lassen. Sie kam vielleicht zwei oder dreimal, aber nicht oft. Leyla überlegte, ob ihre Freundschaft mit dem Tod ihrer Eltern auch zu Ende gegangen sei. So traurig es auch war, aber Leyla hatte nicht den Drang ihre Freundin zu sehen. Vielleicht redete sie auch gar nicht mit ihr. Wer weiß. Langsam schloss Leyla nun die Augen. Ich habe eine Mutter...Helene Fischer...die Schlagerqueen schlecht hin ist meine Mutter. Wie viele wohl von so etwas träumten. Mit diesem Gedanken fiel sie in den Schlaf.

Uwe und Helene saßen unten im Wohnzimmer und sahen noch ein wenig Fernsehen bevor sie ins Bett gehen wollten. „Helene?", Helene blickte ihn an. „Ich finde es wirklich gut, wie du dich um Leyla kümmerst. Aber bitte überlege es dir noch einmal mit dem zur Schule fahren. Ich kann sie genauso gut fahren und ich werde noch eher nicht erkannt.", „Uwe.", „Nein, jetzt mal im Ernst. Ich weiß du willst Leyla gefallen und ihr ein gutes Gefühl vermitteln, aber du darfst nicht vergessen wer du bist. Du bist fast in ganz Europa bekannt. Du kannst nicht einfach so auf die Straße gehen und sagen, 'Hallo, hier bin ich. ' Du stehst jeden Tag in den Nachrichten. Jeden Tag wird von deiner Stadiontournee geredet. Deine Lieder werden rauf und runter gespielt und du glaubst, dich erkennt hier keiner? Es muss nur ein Fan dort über die Straße gehen und du wärst entlarvt.", „Uwe, ich weiß das alles. Und du hast ja auch Recht. Aber Leyla ist meine Tochter und ich möchte so mit ihr umgehen, wie eine normale Mutter mit ihrer Tochter.", „Versteh doch. Das kannst du nicht. Du bist keine normale Mutter. Du bist keine normale Frau. Du bist berühmt.", „Ich weiß es doch Uwe! Aber bald ist Tournee, wie du schon sagtest. Wie oft sehe ich sie denn dann bitte?! Fast nie. Sie muss zur Schule, sie braucht einen festen Ort, wo sie Freunde finden kann. Ich werde nur selten bei ihr sein. Deswegen möchte ich jetzt so viel Zeit, wie es nur geht mit ihr verbringen. Bad ist es schon wieder vorbei.", „Und dafür musst du sie unbedingt in die Schule fahren.", „Ja.", etwas genervt drehte Uwe sich weg. „Dann tu es. Ich geh jetzt auf jeden fall schlafen. Gute Nacht.", „Gute Nachte." Uwe mag ja recht haben, aber ich will mich nicht vor der ganzen Welt verstecken nur weil ich berühmt bin. Dann sehen mich eben ein paar. Vielleicht erkennen mich sogar auch welche, aber was ist daran so schlimm?! Dann mache ich ein paar Fotos mit denen und dann war es das, dachte sich Helene während sie nachdenklich auf der Couch saß.

Der frühe Morgen brach an und Helene stand schon hell wach in der Küche und bereitete Leyla ihr Frühstück zu. Anschließend schlich sie sich nach oben und klopfte leise an Leylas Zimmertüre. Als kein Mucks zu hören war, öffnete sie langsam die Türe und ging zu ihrem Bett. Leyla schlief noch tief und fest und ließ sich nicht von dem sanften streicheln ihrer Mutter stören. „Leyla, aufstehen.", flüsterte sie ganz sanft. „Noch eine halbe Stunde, Mama.", gab Leyla Helene im Schlaf zurück. Etwas überrascht hob Helene ihren Kopf. Hatte sie gerade Mama gesagt? Sanft lächelte sie, redete sich aber sofort wieder ein, dass das viel weniger an sie ging, als an ihre verstorbene Mutter. Vorsichtig ruckelte Helene Leyla hin und her, wodurch Leyla so nach und nach aufwachte. „Guten Morgen.", vorsichtig öffnete Leyla ihre Augen. „Guten Morgen.", gab sie schläfrig zurück. „Ich hab Frühstück gemacht, kommst du runter?". Leyla nickte und sah ihre Mutter glücklich an. Dann stand Helene auf und verschwand aus der Türe. Schnell huschte Leyla aus ihrem Bett und zog sich an, bevor sie runter in die Küche ging. „So viel...Das hättest du alles gar nicht machen müssen.", „Ach quatsch. Na los, setzt dich schon.".

Nach dem Frühstück saßen Leyla und Helene schon im Auto auf dem Weg zur Schule. Uwe hatte besorgte aus seinem Zimmerfenster geschaut, während die beiden losgefahren waren. „Du kannst mich vorne an der Ecke raus lassen.", „Wo ist denn deine Schule?", „Noch ein Stück, aber das ist nicht weit.", „Dann fahr ich dich noch das Stück.", „Aber nicht das du erkannt wirst...", mit einem Blick auf ihre besorgte Tochter nahm Helene sich ihre schwarze Sonnenbrille und ihr Käppi und zog beides auf. „So besser?", etwas verunsichert nickte Leyla.

„So, hier kannst du halten.", „Das ist deine Schule?", „Ja, genau.", „Sieht schön aus.", „Ja, ist sie auch eigentlich.". Leyla öffnete gerade die Autotür, als ein paar Klassenkameraden vorbei liefen und ins Auto schauten. Schnell schloss Leyla wieder die Türe. „Hey, alles gut. Mich wird schon keiner erkennen. Nun geh schon.", also stieg Leyla aus und ging zu Mia, die netterweise am Tor auf sie gewartet hatte. „Ist das deine neue Mutter?", fragte Mia, doch bevor Leyla antworten konnte, pfiff Helene, durch das gerade herunter gelassene Fenster und hob Leylas Butterbrot hoch. Eilig lief Leyla zum Auto zurück und griff durchs Fenster danach. „Bist du verrückt? Wenn jemand deine Stimme erkennt?!", „Du hast ja recht, aber willst du lieber ohne Essen gehen?", „Nein, danke.". Als sie zurück zu Mia gehen wollte, kam die Clique von Jungs Leyla entgegen. „Na Leyla, hast du etwa dein Pausenbrot im Auto vergessen?", sagte einer von ihnen spöttisch. „Hast wohl doch nicht so viel im Hirn, was?", kam von dem anderen. „Ach Fresse!", entgegnete Mia ihnen. „Schon gut.", beruhigte Leyla sie und drehte sich zu ihrer Mutter um, die die Jungs durch ihre Sonnenbrille beobachtete. „Und, ist das jetzt deine Mutter?", „Ja, ist sie.", „Wie heißt sie? Warum trägt sie eine Sonnenbrille? Warum steigt sie nicht mit dir aus? Ist sie nett?", überrumpelt von den Fragen, beantwortete sie nur eine, während sie ihre Mutter zufrieden lächelnd ansah. „Sehr nett.". Helene lächelte ihr zurück und überlegte kurz, ob sie ihrer Tochter einen Luftkuss geben soll, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder schnell. Das war zu viel für den Anfang. Sie winkte Leyla noch einmal zu und fuhr los. „Komm, wir müssen rein, es hat geklingelt."

Wieder zuhause angekommen, kam Uwe ihr schon entgegen. „Nein, mich hat niemand erkannt.", entgegnete sie ihm, schon bevor er etwas sagen konnte. Er lächelte und lief Helene ins Haus hinterher. „Bist du nun zufrieden?", „Ja, bin ich. Ich fahr sie morgen wieder.", „Mach was du nicht lassen kannst. In drei Tagen müssen wir in Berlin sein. Überleg dir schon mal was mit Leyla passieren soll.". Helene stockte der Atem. Das hatte sie ganz vergessen. Sie hatte die Zeit bis jetzt so genossen mit ihrer Tochter. 

Bezeichnung LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt