~ Kapitel 4 ~

4.1K 151 27
                                    

*Hermines Sicht*

Und da stand er... Draco Malfoy.

Myrte brach in schallendes Gelächter aus und Malfoy, der mich in meiner Nische noch nicht bemerkt hatte, blickte sie verwirrt an.

"Ich lass euch dann mal allein.", kicherte sie.
Sie schwebte zur Tür und ich hatte eine böse Vorahnung. Malfoy, der nicht so schnell reagieren konnte, stand noch immer perplex in der Tür. "Myrte, mach das nicht!", warnte ich sie und sprang schnell auf.

Myrte aber zischte flink durch die Tür, welche mit einem lauten Knall zufiel.

Ich hörte das metallische Klimpern eines Schlüssels und stöhnte auf. Seit wann hatte diese Tür überhaupt eine verdammtes Schlüsselloch?

Ich ließ mich hoffnungslos auf den Boden sinken, nachdem ich bemerkt hatte, dass mein Zauberstaub noch auf meinem Bett lag.

Na super!

"Super Malfoy, jetzt sind wir eingeschlossen und in einer Stunde gibt es Abendessen!", giftete ich ihn an. "Und was zur Hölle machst du überhaupt hier?" Abendessen ist das einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist?

Oh nein! Malfoy müsste schon längst abgereist sein. Wenn er noch hier ist, bedeutet das...

Ich wollte den Gedanken nicht fertig denken. Zu sehr hatte ich mich auf eine entspannte, "malfoy-freie" Zeit gefreut.

Ich bemerkte, wie mein Körper sich verspannte und ich sofort dem Slytherin die Schuld für die miserable Situation gab. Das war auch nicht fair. Und ich musste ihn doch ein weiteres Mal fragen, wie es ihm geht, das hatte ich mir fest vorgenommen. Vielleicht auch ein bisschen um ihn zu verunsichern und dass er einmal nicht die Kontrolle über die Situation hat. Wenn ich sofort auf Angriff gehe, wird er es ebenfalls tun und das möchte ich vermeiden, zu lang habe ich Malfoy das schon tun lassen.

Nach gefühlt zwanzig tiefen Atemzügen ermahnte ich mich, mich gefälligst zusammen zu reißen und wenigstens eine normale Konversation anzustreben.

"Ich wollte eigentlich nur chillen, aber das kann ich jetzt ja vergessen.", meinte er mit einer neutralen Miene, was ich ihm hoch anrechnete. Chillen, wo hat er das denn aufgeschnappt?

" 'Chillen' bei Myrte? Glaube ich dir sofort...", meinte ich, woraufhin ich mir einen genervten Blick einfing. Für mich hörte sich das eher nach Einsamkeit an, was ebenfalls meine These stützen würde, dass er sich eine verdammt hohe Mauer um sich aufgebaut hat und sein Innenleben für alle tabu sein soll. Diese Abgrenzung kann natürlich etwas einsam werden.

"Hast du deinen Zauberstab dabei?", fragte ich ihn hoffnungsvoll.

"Das letzte Mal habe ich ihn im Gemeinschaftsraum gesehen."

Mist. Mist. Mist. Ich ging zu der Tür und rüttelte an ihr, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. War ja eigentlich zu erwarten. Mit jeder anderen Person wäre ich lieber eingesperrt als mit ihm. Zumindest bis mein Körper sich wieder in Einklang mit meinem Gehirn befand. Ich verfluchte meinen Körper dafür, dass er in der Gegenwart des Blonden so verrückt spielte, besonders weil ich schon wieder das Gefühl hatte, dass mein Herz aus meiner Brust springt. Mir war bewusst, dass Malfoy ein arroganter, egoistischer Zeitgenosse war, dem man lieber aus dem Weg ging. Jedenfalls war das die Seite, die mir die letzten Jahre gezeigt wurde und ich konnte mir in ihm keinen guten, oder besser gesagt gar keinen, Freund vorstellen. Ein minimaler Funken von Hoffnung schlummerte trotzdem noch in mir. Ich kann nichts dafür, immer das Gute im Menschen sehen zu wollen. Aber vielleicht macht gerade diese Eigenschaft mich aus?

Zufrieden stellte ich fest, dass ich mir wenigstens Gedanken darüber machte, wie man die Feindschaft zwischen mir und dem Blonden begraben könnte, was zwar wahrscheinlich nur einseitig der Fall war, aber es war wenigstens ein Anfang. Freundschaft mit Malfoy hätte in unserer Situation Vorteile für beide von uns, da unsere Freunde alle nicht da waren, wir uns so gegenseitig -kurz musste ich an das Wort bespaßen denken- beschäftigen können. Außerdem entwickelte sich so nicht das Bedürfnis, jemand anderen herunter zu machen, nur um als angesehener darzustehen, wie es bei ihm der Fall war. Ich bin der festen Überzeugung, dass das einer der Gründe ist warum er mich so behandelt.

Dramione ~ Vom Feind zum Freund Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt