~ Kapitel 6 ~

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*Hermines Sicht*

Draco hatte seinen Zauberstab die ganze Zeit bei sich und hatte nichts gesagt. Ich war mir nun sicher, dass er nur mit mir spielte. Vielleicht gab es ihm Überlegenheitsgefühle oder oder zu wissen, dass er sich in der Machtsposition befand.

Andererseits sah er auch total süß aus, wie er da an der Wand saß und sich leicht auf die Lippe biss... Ein Wechselbad der Gefühle...

Auch konnte ich nicht leugnen, dass wir beziehungsweise ich in der Toilette einen gewissen Moment hatten und hoffte insgeheim, dass nicht nur ich das gespürt hatte.

Auf dem Weg in die große Halle, den ich ohne Malfoy antrat, da dieser schnell verschwunden war, nachdem er die Tür aufgesperrt hatte, war ich tief in Gedanken versunken.

In der großen Halle waren eher wenige Leute, unter anderem Luna, Neville, Dean und Lavender am Gryffindortisch. Ich setze mich zu Luna und Neville und begann, sie aus dem Augenwinkel zu beobachten. Schon länger hatte ich das Gefühl, dass etwas zwischen den beiden lief, weshalb es mich nicht verwunderte, dass eine Ravenclaw am Gryffindortisch saß.

"Hey.", begrüßte ich sie.

"Hallo, Hermine!", nuschelte Neville mit vollem Mund und Luna nickte mir bloß leicht zu und lächelte.

Ich setzte mich und fing an zu essen. Es gab Nudeln mit Tomatensoße. Während dem Essen weichten meine Augen ein paar Mal kurz zu Dr...-Malfoy. Warum will ich andauernd Draco sagen??

Besagter Slytherin stocherte aber nur lustlus in seinem Essen herum. Hatte er keinen Hunger? Worüber dachte er nach? Oder eher gesagt warum interessiert es mich?

Nach dem Essen stand ich auf und machte mich auf den Weg in die Bibliothek. Dort angekommen setzte ich mich in eine kleine, relativ verdeckte Nische und fing an in einem mir schon bekannten Muggelbuch, die es seit kurzem sogar in Hogwarts gab, zu lesen. Es ging um zwei Personen, die eigentlich total verschieden waren. Sie ist ein schüchternes Mädchen und verliebt sich in den sogenannten "Bad Boy" aus ihrer Schule. Ein paar klischeehafte Szenen und eine typische High School, mehr braucht man für ein amerikanisches Teenagerbuch nicht. Mir ging es jedoch nicht um die Handlung, sondern um die Wandlung der Charaktere, die um einiges interessanter war. Gegen Ende des Buches stellt sich nämlich heraus, dass Rose, das anfangs extrem introvertierte Mädchen mit dem unscheinbaren Namen, gar nicht so schüchtern war wie sie vorgab. Sie befand sich fast schon an der Grenze zu scheinheilig und somit war sie natürlich perfektes "Material" für den berüchtigten, blauäugigen "Ich-mach-mich-an-alles-ran-was-weiblich-ist" Rebellen.

Neben mir räuspert sich jemand. Ich zuckte zusammen und schaute auf in zwei graue Augen. Na wenigstens waren sie nicht klischee-blau.

Trotzdem würde ich diesen Augen über allen anderen stellen. Meine Wangen röteten sich und ich schaute leicht beschämt auf den Boden, erleichtert, dass Gedanken lesen fortgeschrittenste schwarze Magie war und somit nicht für jeden machbar. Malfoy schaute mich belustigt an, er wusste leider viel zu genau wie er mich in Verlegenheit brachte.

"Na, Granger... Was liest du da?", fragte er und schnappte mir das Buch flink aus meinen Händen. Er drehte es um und laß den Klappentext. Der Blonde kniff seine Augen leicht zusammen und lachte lautlos, "Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber dieses Buch habe ich auch gelesen," meinte er.

" Du... Du liest ein Muggelbuch?", fragte ich erstaunt mit einem leichten ungläubigen Unterton.

"Selten, aber manche sind gar nicht so schlecht.", meinte er und gab mir das Buch zurück.

"Können wir uns auf etwas einigen?", fragte er mich und schaute mir in die Augen.

"Ja, worauf?", fragte ich und bereute es auch schon wieder. Ich gab ihm die Kontrolle, ich ließ ihn das Gespräch führen, ich unterordnete mich ihm. Ich war kurz davor zu sagen, dass ich an keiner Konversation interessiert wäre, was zwar eine Lüge gewesen wäre, mich aber wenigstens aus dieser unangenehmen Situation herausgeholt hätte. Immer schön vor Problemen wegrennen...

"Wir nennen uns mit dem Vornamen, einverstanden?"

Ich konnte meine Verblüffung nicht verstecken, dass der blonde Slytherin mir gerade tatsächlich seinen Vornamen anbot. Es fühlte sich an wie eine milde Amnesie, meine Vergangenheit, die mir ein gewisser Malfoy sehr schwer gemacht hatte, lag wie ein fast undurchsichtiger Vorhang hinter mir. Es war mir nicht mehr wichtig, wie oft er mich verletzt oder wütend gemacht hatte. Für mich zählte das Hier und Jetzt, was allerdings trotzdem sehr beängstigend war, eben aufgrund gerade genannter Gründe. Vertrauen gegenüber Malfoy hegen war wahrscheinlich keine schlaue Idee. Nicht wahrscheinlich. Es war eine schlechte Idee.

Wollte ich dass er mich bei meinem Vornamen nannte? Ich wusste, dass wenn ich das jetzt zulasse, dann würde mein Körper sich doch nur noch mehr in ihn verlieben. Und eigentlich wollte ich das ja nicht.

Draco lächelte mich süß an und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Eigentlich war es ja schon süß und ich hatte zu meinem Bedauern durchgehend die allseits bekannten Schmetterlinge im Bauch. Er hatte mich jahrelang beleidigt, niedergemacht, mir das Gefühl gegeben nicht wert zu sein... Es stände mir zu, wütend auf ihn zu sein, ihn eine Abfuhr zu geben doch ich konnte nicht. Ich wollte nicht.

Verliebt in Draco Malfoy, den ich schon im ersten Jahr an Hogwarts als meinen Feind betitelt hatte? Ich rannte in ein riesiges Fettnäpfchen...

Oh Gott ich musste wirklich verrückt sein...

Selbst wenn, könnten wir überhaupt eine Zukunft haben?

Und auf einmal kam mir eine, mir leider schon bewusste, Erkenntnis, die ich jedoch konsequent verdrängt hatte.

Man konnte nicht vor seinen Gefühlen davonlaufen und sollte dies doch der Fall sein, dann würde das alles nur noch schlimmer machen...

Und auf diese Erkenntnis folgend stand ich auf und tat etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte, aber ich umarmte Draco Malfoy. Er stockte kurz, erwiderte dann aber die Umarmung.

*Dracos Sicht*

Sie hat mich umarmt. Sie hat mich umarmt. Sie hat mich umarmt.

Ich konnte es nicht fassen, sie hat mich wirklich umarmt! Und das ohne Zögern. Hermine hat so wundervoll nach... ich kann es nicht beschreiben, gerochen und achh... sie ist wundervoll.

Ja, ich hatte es schon längst aufgegeben mich zu stoppen, während ich über Hermine schwärmte.

Abends lag ich noch lange im Bett und dachte über sie nach.

Über meine kleine Prinzessin...

Dramione ~ Vom Feind zum Freund Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt