Lapis

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„Das ist deine erste Trainingsstunde, Aiden! Und ich darf dich unterrichten!", fröhlich klatscht Ophelia in die Hände, während ich gähnend die Augen verdrehe. Tristan hat mich affig früh aus dem Bett geschmissen und selbst das Frühstück hat meine Laune kein bisschen verbessert. Danach hat mich Ophelia sofort in diesen Pavillon gezerrt. Jetzt weiß ich, was Meisterin Rubina gestern meinte. Der Tag hatte schon anstrengend begonnen.

„ Och, muss das denn so früh sein?", murmele ich stöhnend. „Gewöhn dich dran. Aber fangen wir von vorne an. Also...", sie kramt eine Liste hervor. Dabei sieht sie ziemlich verplant aus. „Genau, Gedankenlesen! Du hast dich bestimmt schon gefragt, warum wir alle deine Gedanken lesen können. Nun, es ist so, dass die Krieger untereinander das Gedankenlesen erlernen, um sich zum Beispiel im Kampf besser absprechen zu können.

Das ganze klappt aber nur im Umkreis von einem Kilometer. Alle hier haben eine Art Sperre drin, die es uns erschwert die Gedanken zu lesen. Je nachdem wie gut beziehungsweise alt sie sind, ist die Sperre auch besser. Wir lernen heute aber erst mal wie du die Gedanken deiner Mitmenschen überhaupt lesen kannst." Gespannt blicke ich sie an. Immerhin ist das alles ja schon ziemlich cool.

„Aiden, nimm meine Hand und schließ die Augen.",sagt sie in einem fast hypnotisierenden Ton. Ich tue wie von mir verlangt. Ihre zierliche Hand ist angenehm warm. „Gut. Aiden, stell dir jetzt vor, dein Geist wäre von deinem Körper getrennt.", ihre Stimme wird immer hypnotisierender und ich immer ruhiger. Wenn das der Unterricht sein soll, kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, das jedesmal zu tun. „Dein Geist ist eine eigene Lebensform. Er befreit sich von deinem Körper. Er löst sich.", haucht sie. Ich spüre, wie etwas meinen Körper verlassen will, doch immer bevor die Gestalt es schafft, rutscht sie zurück. Ophelia scheint zu merken, dass etwas nicht klappt, denn sie wiederholt diese drei Sätze immer wieder.

Ich versuche meinen Geist immer wieder von mir loszulösen, doch kurz davor werde ich von einer unsichtbaren Macht zurück in meinen Körper gedrängt. Ich blende alles aus. Die anderen Krieger, die trainieren und sogar für die Zeit habe ich das Gefühl verloren. Aber nichts geschieht.

„Aiden, du kannst die Augen wieder öffnen.", sagt Ophelia nach einiger Zeit. Immer noch benebelt öffne ich die Augen und lege ihre Hand auf ihren Schoß. „Es hat nicht geklappt.", sage ich enttäuscht. Sie lächelt mich aufmunternd an und sagt: „ Wir alle brauchen ein paar Versuche um diese Mauer einzureißen. Ehrlich gesagt hätte es mir Angst gemacht, wenn du beim zum ersten Mal geschafft hättest. Das wird schon." Ich muss lächeln. Sie ist so lieb. „Und jetzt?" ,frage ich.

„Jetzt kommt Cecilia und wird die langweilige Theorie übernehmen.", antwortet eine Stimme hinter uns. Ich drehe mich um und sehe ein Mädchen, vermutlich Cecilia, grinsend auf das Holz trommeln. Sie hat ähnlich wie Odette eine majestätische Hochsteckfrisur und trägt ein weißes Seidenkleid, was in einer kleinen Schleppe auf dem Boden endet. Das einzig nicht majestätische an ihr ist eine Narbe am Hals, die ihr wie ein Halsband einmal um den Hals reicht und aussieht, als wäre sie durch Reibung entstanden.

„Ach Lia, du bist schon da? Die Zeit vergeht auch wie im Flug.", seufzend steht Ophelia auf und winkt mir noch einmal zum Abschied. Cecilia setzt sich nun auf ihren Platz. Neben ihr liegt ein Haufen Bücher, die echt schwer aussehen. Abwesend blättert sie in ein paar und fängt an mir die Beziehungen zwischen einzelnen Kristallmeistern zu erläutern.

„Lapis...", sie stockt für einen Moment. „Was ist mit ihr?", verwirrt blicke ich auf eine der Buchseiten. An sich ist Lapis eine schöne Frau. Sie hat rabenschwarzes Haar, das zu den Spitzen hin heller wird, sodass ihr unterstes Haar ein schönes Hellgrau hat. Ihre Augen sind in so einem hellen grau, dass sie schon fast weiß aussehen. Ihr Gewand erinnert mich an die Nacht und in ihrer linken Hand hält sie eine schwarze Sense. „Lass dich von ihrer Schönheit nicht täuschen. Lapis ist hinterhältig, habgierig und tief im Inneren hasserfüllt. Sie ist die Tochter von Turmalin und Specular und verkörpert den Stein. Sie ist die einzige, der keine magischen Kräfte zugesagt werden. Alles in allem hat sie auch keine wirkliche Bedeutung. Bei uns steht sie meistens für Hass und Rache. Lapis wurde nämlich so neidisch auf die Kräfte der anderen, dass sie versuchte sie zu stehlen. Das klappte natürlich nicht und sie verkam sosehr daran, dass sie durchdrehte. Man erzählt sich, sie habe angefangen schreckliche Monster zu erschaffen. Aber das wichtigste ist, das ist ein Bild ihrer Krieger. Jedes andere Edelshaus steht mit ihr auf Kriegsfuß, also falls du sie siehst: renn." sie tippt auf eines der Bilder, auf dem eine Steinskriegerin abgebildet ist. Sie hat schwarze Haare und diese hellgrauen Augen. Interessant ist aber vor allem ihr Kleidungsstil. Sie trägt schwarze zerrissene Jeans, eine schwarze Lederjacke und Springerstiefel.

„Aber Schluss damit. Hoffen wir einfach, dass du niemals einem Steinkrieger begegnen wirst." Sie klappt das Buch zu und lächelt mich an. Ihr Lächeln sieht aber eher gezwungen, als freundlich aus. „Aiden, das Mittagessen fängt gleich an.", murmelt sie eher zu sich, als zu mir. Ich nicke und stehe auf. „Kommst du nicht mit?", frage ich, nachdem sie sich nicht rührt. „Sicher..", murmelt sie abwesend. Ihre Augen wirken glasig und ihr läuft eine einzelne Träne die Wange hinunter. „Cecilia?", bestürzt setze ich mich neben sie und greife ihre Hand.

Beruhigend streiche ich über ihren Handrücken. „Nein!", schreit sie plötzlich und fängt an panisch um sich zu schlagen. „Ich will das nicht! Nein!", schreit sie immer lauter. Die Tränen werden immer mehr. Ich sehe die Angst und die Panik in ihren Augen. Ihr Atem wird schneller und schneller. Auf ihrer Stirn bildet sich Angstschweiß, der sich mit ihren Tänen vermischt. Was ist los mit ihr?  „Cecilia. Ich bin es Aiden.. Es ist alles in Ordnung. Du bist im Rubinshaus. Niemand tut dir etwas.", sage ich gefährlich ruhig. Diese Situation fühlt sich seltsam vertraut an. Ich spreche weiter beruhigend auf sie ein. Irgendwann wird sie tatsächlich ruhiger und die alte Cecilia kommt zurück. „Bitte Aiden, vergiss was du eben gesehen hast. Das... das war...", ihre Stimme bricht. „Ist in Ordnung. Und jetzt lass uns zum Mittagessen. Ich sterbe gleich vor Hunger." Sie lächelt. „Klar."




Oh Dudes und Dudinen.

  Es ist spät,ich bin kurz davor an meinem PC einzuschlafen und ich fange an,an meinen Rechtschreibkenntnissen zu zweifeln. Also entschuldige ich mich jetzt schon. Und bitte fragt nicht,was ich im Moment mit so langen Kapiteln habe. Es kommt halt. ( Okay,das klang sowas von falsch) Naja, ich werde jetzt noch Kekse in meinen Tee dippen und mich über Homophobe aufregen. Schöne (Rest) Nacht euch noch.

-Deli 👀
          👅

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