Kapitel 30 | Falsche Hoffnung

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Ich wache auf und schaue mich um. Durchs Fenster sehe ich, dass die Sonne schon relativ hoch steht. Es muss also schon später sein. Ich schaue auf mein Handy. Es zeigt an, dass es schon 12.00 Uhr ist. Na toll. Den halben Tag schon verschlafen. Ich schließe die Augen und lasse mich auf das Sofa zurückfallen. 

Als ich meine Augen öffne, fällt mein Blick auf den Tisch vor mir. Dort liegt er. Der Zettel von Jodie. Es ist wie ein Groschen, der fällt. Auf einmal laufen alle Bilder der letzten Nacht vor meinen Augen. Oder war es vielleicht nur ein Traum? Nein, das kann nicht sein. Dann wäre der Zettel von Jodie nicht hier. Trotzdem stehe ich auf, um nachzuschauen, ob Jodie nicht vielleicht doch zurückgekommen ist. Zu allererst gehe ich in mein Zimmer. Oder halt Jodies Zimmer. Wie man es nimmt. Die Tür ist geschlossen, obwohl ich sie gestern Abend offen gelassen habe. Ist sie da? Ist sie doch zurückgekommen? Meine Schritte nehmen an Geschwindigkeit zu und ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Vielleicht hat sie es sich doch anders überlegt. Dieser Gedanke macht mich überglücklich. 

Ich öffne überschwänglich die Tür und im nächsten Moment bleibt mein Herz stehen. Ich verspüre einen unfassbaren Schmerz in der Brust. Es ist als würden auf einen Schlag hunderte Messer in mein Herz gestochen. Die Schmetterlinge, die sich eben wieder in meinem Bauch bemerkbar gemacht haben, sind wie eingefroren. Ich kann meinen Augen nicht trauen. Der Grund dafür ist nicht, dass etwa Jodie in meinem Bett liegt, sondern dass nichts mehr da ist. Nichts mehr von Jodie. All die Klamotten, die gestern noch verteilt im Raum lagen sind weg. Ich renne förmlich ins Bad. Hier das selbe Bild. Es ist nichts da, was im Ansatz an Jodie erinnert. Es ist, als wäre Jodie nie hier gewesen, als hätte sie nie hier gewohnt. 

Ich kann es nicht fassen. Ich fühle mich wie betäubt. Als hätte man mir gerade hier auf der Stelle das Herz herausgerissen. Mit diesem Gefühl begebe ich mich zurück ins Wohnzimmer und setze mich auf das Sofa. Ich nehme meine Decke und wickel sie um mich. Ich kann nicht beurteilen, ob die Kälte im Raum oder in mir herrscht, doch sie ist für mich unerträglich. Auf einmal bleibt mein Blick an einem Gegenstand auf dem Tisch hängen. Im ersten Moment kann ich aufgrund der Tränen, die in meinen Augen stehen und wieder gekommen sind, ohne dass ich sie bemerkt habe, nicht erkennen was es ist, doch ich will es wissen. Es könnte irgendetwas von Jodie sein. Ich wische mir mit der Hand ein wenig die Tränen weg, um besser sehen zu können. Dann kann ich erkennen was es ist und im nächsten Moment kann ich nichts mehr kontrollieren. Mir laufen die Tränen in Bächen das Gesicht herunter und ich schluchze, als gäbe es keinen Morgen mehr. 

Dort auf dem Tisch vor mir liegt Jodies Wohnungsschlüssel. Mit dem Anhänger, den ich ihr geschenkt habe, auf dem steht "Welcome home". Ich lege mich mit dem Gesicht auf die Kissen des Sofas und lasse meinen ganzen Frust heraus. Das einzige, was ich denken kann, ist, dass ich an allem Schuld bin und Jodie wegen mir weg ist. Dieser Gedanke kreist die ganze Zeit durch meinen Kopf, während meine Tränen nicht stoppen. Ich liege auf dem Sofa und habe sämtliches Zeitgefühl verloren. Jeder lebt derzeit irgendwo sein Leben und ich liege hier auf dem Sofa und sehe mein Leben der letzten Monate nur vor meinem inneren Auge. 

Liebe auf Umwegen ~ #jowiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt